Wasserstoff bringt Energie ins Portfolio

Von Dr. Oliver Everling | 11.Januar 2022

Wasserstoff könnte das Versprechen einer klimaneutralen, leicht verfügbaren und breit einsetzbaren „grünen Energie“ einlösen und damit der Schlüssel zur erfolgreichen Dekarbonisierung der Wirtschaft sein. Damit die energetische Jahrhundert-Transformation gelingt, muss jedoch zunächst eine zukunftsfähige Wasserstoff-Infrastruktur aufgebaut werden. Das sind die zentralen Ergebnisse der Studie „Wasserstoff als Energiequelle der Zukunft – Grundlagen, Konzepte und mögliche Anwendungsbereiche“, die das FERI Cognitive Finance Institute gemeinsam mit dem Labor für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften an der Hochschule RheinMain veröffentlicht hat.

Dabei behandelt die Studie die zentralen naturwissenschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen sowie geopolitischen Fragen rund um das Thema und gibt eine Einordnung bezüglich des Potenzials für Investoren. „Wasserstoff wird in den Industrieländern zunehmend eine systemische Rolle einnehmen und birgt enorme Chancen auch für Deutschland. Da massive Investitionen und starkes Wachstum in diesem Bereich zu erwarten sind, ist Wasserstoff eines der spannendsten Kapitalmarktthemen der Zukunft“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.

Aufgrund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sei Wasserstoff der ideale Energieträger für eine klimaneutrale Wirtschaft: „Wasserstoff kann als Zwischenspeicher für den aus Sonne und Windkraft erzeugten Strom eingesetzt werden und in Verbindung mit der Brennstoffzelle den Verkehr dekarbonisieren. Langfristiges Ziel ist die Umstellung auf den klimaneutralen Grünen Wasserstoff, der vollständig unter Einsatz erneuerbarer Energien gewonnen wird“, erläutert Prof. Dr. Birgit Scheppat, Professorin für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie an der Hochschule RheinMain und Mit-Autorin der Studie. Obwohl die etablierten Verfahren zur Wasserstoffproduktion nicht ohne fossile Brennstoffe auskämen und deshalb Treibhausgase in Form von Kohlendioxid und Methan verursachten, solle darauf vorerst nicht verzichtet werden. Bis grüne Technologien und Kapazitäten den steigenden Wasserstoffbedarf decken könnten, würden für eine Übergangszeit alle heute vorhandenen Wasserstoffquellen benötigt, so die Studie.

Der strategische Rahmen für die Energiewende unter Einsatz von Wasserstoff sei international bereits abgesteckt. So habe die EU mit der „Hydrogen Roadmap Europe“ den Weg für die großtechnische Nutzung von Wasserstoff vorgezeichnet. Leuchtturmprojekte in Städten wie Rotterdam, Hamburg, Bordeaux oder Marseille seien erste Ansätze, um einen langfristigen Rollout der Technologie in Europa zu ermöglichen. In Deutschland solle die „Nationale Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung Grünen Wasserstoff gegenüber den noch günstigeren fossilen Energieträgern wirtschaftlicher machen. Länder wie Deutschland seien allerdings nicht in der Lage, ihre Grundversorgung mit klimaneutraler Elektrizität vollständig aus heimischen regenerativen Energiequellen sicher zu stellen und daher für längere Zeit auf umfangreiche Importe angewiesen. Als Energielieferanten kämen wind- und sonnenreiche Länder in Nordafrika und dem Mittleren Osten in Frage. Dabei bestehe jedoch das Risiko, dass ein globaler Verteilungswettkampf um grüne Energie den „Kampf ums Öl“ ablösen könnte. Ob und wie stark dieser Faktor die europäische Wasserstoff-Strategie beeinträchtigen werde, sei derzeit laut Studie noch nicht abzusehen.

Das Jahrhundertprojekt einer Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bringe eine Vielzahl attraktiver Investmentthemen mit sich. Neben spezialisierten Herstellern von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen zählten Anlagenbauer, Unternehmen im Bereich Solarenergie und Windkraft, Betreiber von Gasnetzen oder Tankerflotten, technische Systemintegratoren sowie Anbieter neuartiger Mobilitätskonzepte zu möglichen Gewinnern. „Die aufkommende Wasserstoffindustrie bietet vielfältige und attraktive Anlagethemen. Dabei sollten Investoren jedoch stets die politischen Rahmenbedingungen im Blick behalten und auch das Risiko von ‚Hype Cycles‘, also temporärer euphorischer Überschätzung zukünftiger Wachstumsaussichten, berücksichtigen“, ergänzt Dr. Heinz-Werner Rapp.

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DEXTRO mit neuer Risikoklassenmethodik

Von Dr. Oliver Everling | 10.Januar 2022

Eine neue Risikoklassenmethodik mit sieben Risikoklassen (RK1 bis RK7 ähnlich MiFiD II bzw. SRRI) und zugleich Emanzipation vom Dogma „historische Volatilität“ sollen die Risikoeinstufungen der DEXTRO Group künftig bestimmen und weiterhin auf den Säulen Prognoserisiko / Renditevolatilität, Kapitalverlustwahrscheinlichkeit und Totalverlustwahrscheinlichkeit beruhen.

Das aktuelle Konzept der SRRI (Synthetic Risk and Reward Indicator) sieht sieben Risikoklassen vor. Der SRRI gibt den Risiko- und Ertragsindikator für Investmentfonds an und ist eine hilfreiche Kennzahl für Anleger.

Nach den Vorgaben des Kleinanlegerschutzes und den europäischen gesetzlichen Regelungen müssen Fondsgesellschaften den Risikoindikator ausweisen. In Deutschland geschieht dies in der Regel im Verkaufsprospekt oder weiteren Verkaufsunterlagen eines Fonds, insb. in den sog. „Wesentlichen Anlegerinformationen“ („WAI“ bzw. „KIID“).

Dieser Ansatz wird als sinnvoll betrachtet und begrüßt durch die DEXTRO Group. Entsprechend passt die DEXTRO Group die Risikoklassifizierung an. Das neue Regime ab Januar 2022 bietet mit sieben Stufen eine differenzierte Betrachtung gegenüber dem bisherigen WpHG Standard mit fünf Risikoklassen.

Der Prozess der Risikoeinstufung von Finanzanlageprodukten (bspw. AIF-Beteiligung, Aktien-ETF, Anleihe oder Nachrangdarlehen) gestaltet sich analog dem Ratingprozess und basiert auf dessen Ergebnissen. Abweichend von der Ratingfeststellung konzentriert sich die Risikoeinstufung allerdings auf der Betrachtung der Risikokomponenten eines Anlageproduktes und unterwirft diese dem Vergleich mit den typischen Finanzanlageprodukten der jeweiligen Risikoklassen.

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Moral Hazard – Finanzielle, rechtliche und wirtschaftliche Perspektiven

Von Dr. Oliver Everling | 7.Januar 2022

Es ist das erste Buch, das eine interdisziplinäre Analyse von Moral Hazard bietet und erklärt, warum die Auseinandersetzung mit diesem Thema heute so wichtig ist. Als solches wird es das Interesse von Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen, einschließlich Wirtschaftswissenschaftlern, Politikwissenschaftlern und Rechtsanwälten, wecken: Moral Hazard: A Financial, Legal, and Economic Perspective (Routledge International Studies in Money and Banking).

Die Herausgeber des Buches: Juan Flores Zendejas ist außerordentlicher Professor am Institut für Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Genf. Norbert Gaillard ist Ökonom und unabhängiger Berater. Rick Michalek ist ein in New York ansässiger unabhängiger Rechts- und Finanzberater.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Teil I umfasst zwei Kapitel und ist konzeptioneller Natur. Es befasst sich mit der Ethik und anderen grundlegenden Fragen im Zusammenhang mit Moral Hazard. Teil II liefert historische und empirische Beweise zum Moral Hazard im internationalen Finanzwesen. Hier werden die Exportkreditindustrie, die internationalen „Kreditgeber der letzten Instanz“ und der IWF untersucht. Teil III schließlich befasst sich mit Moral Hazard im Finanz- und Unternehmensbereich. Kapitel 10 bietet globale Schlussfolgerungen und gibt Empfehlungen.

In Kapitel 2 befasst sich Rutger Claassen mit der ethischen Perspektive und analysiert die Verflechtung von Moral mit dem Begriff „Moral Hazard“. Er zeigt, dass der Begriff „moralisches Risiko“ historisch gesehen eine starke moralische Konnotation hatte, da denen, die Versicherungssysteme missbrauchten, moralische Schuld zugeschrieben wurde. Ökonomen haben Moral Hazard jedoch als neutralen Fachbegriff genommen und sehen das Risikoanpassungsverhalten des Einzelnen einfach als rational kalkulierte Reaktion auf Versicherungs- und Versicherungssituationen. Aber die Frage bleibt nach Ansicht des Autors bestehen: Ist moralisch gefährliches Verhalten – manchmal oder immer – unmoralisch? Moral Hazard sei pro tanto moralisch falsch. Seine Analyse basiert auf der Tatsache, dass Versicherungen Menschen in ein Treuhandverhältnis einbringen. Sie sind dann moralisch verpflichtet, für die anderen in ihrem Versicherungspool zu handeln und zu versuchen, ein optimales soziales Risikoniveau zu erreichen. Es gibt jedoch entlastende Gründe, die die moralische Verantwortung mindern. Schließlich werden die politischen Implikationen diskutiert, die am Moral Hazard von Großbanken in der Finanzkrise veranschaulicht werden.

In Kapitel 3 bestreitet Stefano Ugolini die allgemein akzeptierte Vorstellung, dass die Kreditvergabe als letztes Mittel notwendigerweise dem Moral Hazard förderlich ist. Sein Kapitel hinterfragt diese Behauptung, indem es die Entwicklung der monetären Theorie und Praxis über einen sehr langen Zeitraum verfolgt. Während die meisten Ökonomen den Zusammenhang zwischen Kreditvergabe als letztem Mittel und moralischem Risiko für unvermeidlich halten, haben andere (insbesondere Walter Bagehot) behauptet, dass die beiden unter bestimmten Bedingungen voneinander getrennt werden können. Er gibt einen kurzen Überblick über die Praktiken der Währungsbehörden im Laufe der Jahrhunderte sieht hier Bestätigungen seiner These.

In Kapitel 4 zeigen Gaillard und Darbellay, wie die Maßnahmen von Exportkreditagenturen (ECA) und Export-Importbanken (EIBs) Moral Hazard gefördert und Risikoverhalten ausgelöst haben. Sie untersuchen, wie und warum die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen von ECAs und EIBs dazu beigetragen haben, Moral Hazard zu verstärken. Sie erklären, dass Moral Hazard aus einer Kombination des harten internationalen Wettbewerbs und der Informationsasymmetrie zwischen Versicherern/Kreditgebern, Exporteuren und Importeuren resultiert. Gaillard und Darbellay verfolgen die Praktiken der US-amerikanischen Exim Bank in den 1970er Jahren. Ihr Bericht deutet darauf hin, dass diese Institution im Kontext massiver Kreditvergabe an Entwicklungsländer auf die Verwendung eines zuverlässigen Länderrisiko-Ratingsystems verzichtet und den ausländischen Kreditnehmern Priorität einräumt, die am ehesten in der Lage sind, eine Vorzugsbehandlung von ihrer Regierung zu erhalten. Ein wichtiges, aber nicht überraschendes Ergebnis dieser Situation war, dass der Prozentsatz notleidender Kredite zwischen 1975 und 1982 in die Höhe schoss und die Glaubwürdigkeit der US-amerikanischen Exim Bank untergrub.

Kapitel 5 gibt einen Überblick über die Bemühungen um die internationale Zusammenarbeit im Streben nach Finanzstabilität. Flores Zendejas und Gaillard argumentieren, dass sowohl der Gläubiger- als auch der Schuldner-Moral-Hazard die Handlungen eines internationalen Kreditgebers der letzten Instanz (International Lender Of Last Resort, ILOLR) untergraben haben. Sie unterscheiden historische Perioden und zeigen, wie die Bank of England und die Bank of France in den Jahren der Pax Britannica de facto ILOLR waren und es schafften, beide Arten von Moral Hazard einzudämmen. In den Zwischenkriegsjahren entwickelte der Völkerbund neue Formen von Krediten der letzten Instanz, konnte die Weltwirtschaftskrise jedoch nicht verhindern, weil die wichtigsten kapitalexportierenden Länder nicht zusammenarbeiteten. Schließlich gewährte der IWF seit seiner Gründung im Jahr 1944 verschiedene Kreditfazilitäten unter der Bedingung, dass die Empfängerländer eine makroökonomische Stabilisierung akzeptieren. Flores Zendejas und Gaillard behaupten, dass der Prozess der finanziellen Globalisierung, der in den 1980er Jahren begann, das Moral Hazard der Gläubiger verschärfte. Für sie wurde dieses Thema vom IWF weitgehend übersehen, sollte aber allen politischen Entscheidungsträgern Anlass zur Sorge geben.

Kapitel 6 untersucht, wie es dem IWF gelingt, Moral Hazard zu bekämpfen. Giuseppe Bianco beschreibt, wie die Schuldentragfähigkeitsanalyse und die Konditionalität zwei wichtige politische Instrumente sind, die das moralische Risiko von Schuldnern begrenzen. Bei Bedarf muss ein Land seine Schulden umstrukturieren, bevor es Hilfen erhalten kann. Als nächstes muss sich ein Land im Austausch für die IWF-Hilfe zu wirtschaftlichen Reformen verpflichten: Diese Konditionalität soll sicherstellen, dass die Regierung „ihre Hausaufgaben macht“. Die Politik der Kreditvergabe in Zahlungsverzug (während der Übernahme einer Position eines vorrangigen Gläubigers) und das Erfordernis von Finanzierungszusicherungen sind darauf ausgerichtet, das Moral Hazard der Gläubiger einzudämmen. Sie drängen private Gläubiger zu einer ausgehandelten Vereinbarung mit ihrem Staatsschuldner, um die Schuldenkrise zu lösen und das Eingreifen des IWF zu erleichtern. Der bevorzugte Gläubigerstatus des Fonds mindert beide Arten von Moral Hazard. In diesem Kapitel werden die Stärken und Inkonsistenzen bei der Verwendung und Anwendung dieser Richtlinien aufgezeigt.

In Kapitel 7 argumentieren Gaillard und Michalek, dass die zwischen 1970 und 1984 häufig beobachteten Rettungsaktionen den Weg in die gegenwärtige Ära des Moral Hazard geebnet haben. 1971 wurde die Rettungsaktion von Lockheed vom Kongress mit knapper Mehrheit verabschiedet, was die Bedenken der politischen Entscheidungsträger über den staatlichen Interventionismus widerspiegelte. Gaillard und Michalek zeigen jedoch, dass Rettungsaktionen zwischen 1974 und 1981 zu einem gängigen Instrument der Politik wurden. Die Größe des Unternehmens war eindeutig ein entscheidender Faktor bei der Entscheidung der Behörden, ob sie gerettet werden sollten oder nicht. Die Institutionalisierung der „“Too Big To Fail“ bzw. TBTF-Politik wurde 1982–1984 abgeschlossen. 1982 forderte die Reagan-Regierung zusätzliche IWF-Quoten zur Unterstützung der von den Staatsschuldenturbulenzen betroffenen US-Banken. 1984 stellte der Comptroller of the Currency fest, dass große Banken jetzt TBTF sind. Für Gaillard und Michalek förderte dieses neue Paradigma die Risikobereitschaft und brachte eine heimtückische Form der „großen Regierung“ hervor.

In Kapitel 8 behaupten Gotoh und Sinclair, dass die Automobilindustrie aufgrund ihres hochgradig politisierten Charakters verschiedene Beispiele von Moral Hazard erlebt hat. Dieses Kapitel beleuchtet zwei gegensätzliche Arten von Moral Hazard: die liberale Kritik des Staatsinterventionismus und die kritische Sicht des kurzfristigen Finanzkapitalismus. Für Gotoh und Sinclair wird die erstgenannte Form des Moral Hazard vor allem in koordinierten Marktwirtschaften gesehen, wo die Regierung durch Industriepolitik und Rettungspakete interveniert. Die Autoren präsentieren eindrucksvolle Beispiele anhand der Fälle Nissan und Renault, in die von der japanischen und französischen Regierung eingegriffen wurde. Sie argumentieren, dass die letztgenannte Art von Moral Hazard vor allem in liberalen Marktwirtschaften beobachtet wird, die den kurzfristigen Shareholder Value und die finanziellen Renditen betonen. Das aufschlussreichste Beispiel war der Fall von General Motors, wo unzureichende Investitionen in Forschung und Entwicklung und die Abhängigkeit von firmeneigenen Finanzmitteln dazu dienten, hohe Dividenden und Rentnerleistungen aufrechtzuerhalten.

Kapitel 9 von Cheryl Block befasst sich mit einzigartigen Design- und Kostenschätzungsherausforderungen in Bezug auf die US-Notfallreaktionen in der Finanzkrise 2007-2009 und die COVID-19-Pandemie 2020. Insbesondere zeigt sie, dass die fragmentierte und unzureichende US-Notfallinfrastruktur oft überstürzte Ad-hoc-Lösungen für Krisen erfordert, was zu ineffizienten und schlampigen Lösungen führt. In diesem Kapitel werden Hilfsmaßnahmen und rettungsähnliche Interventionskonzepte verglichen, die von der Federal Reserve, anderen Regierungsbehörden und dem Kongress als Reaktion auf beide Krisen umgesetzt wurden, und konzentriert sich insbesondere auf den Emergency Economic Stabilization Act (EESA) von 2008 und den Coronavirus Aid, Relief, and Economic Security Act (CARES-Gesetz). Berücksichtigt werden auch nicht ohne weiteres quantifizierbare spezifische Budgetkosten, darunter potenzielle Moral Hazards, indirekte Entlastungen durch besondere Steuererleichterungen und Abbau von Regulierungen.

Im abschließenden Kapitel fassen Gaillard und Michalek die wichtigsten Argumente und Ergebnisse der Kapitel 2–9 zusammen und unterbreiten dann Empfehlungen zur Beseitigung der Wurzeln von Moral Hazard, die über die „Feinabstimmung“ der makroprudenziellen und mikroprudenziellen Politik hinausgehen. Erstens sollte nach Meinung der Autoren die Federal Reserve die Entwicklung der Preise von Finanzanlagen in ihre Geldpolitik einbeziehen. Zweitens wird die strikte Trennung der Einlagenfunktion der Universalbanken von ihren Kapitalmarktaktivitäten befürwortet. Drittens könnten TBTF-Banken gezwungen sein, einen bestimmten Prozentsatz der von ihnen stammenden Wertpapiere zu halten. Viertens sollte die Häufigkeit, mit der ein Wertpapier als Sicherheit verwendet werden kann, drastisch reduziert werden. Fünftens könnte eine Mikrosteuer auf alle elektronischen Zahlungen eingeführt werden, um spekulative Transaktionen mit asymmetrischen Renditen im Verhältnis zu ihrem maximalen Risiko zu bestrafen. Sechstens müssen nach Ansicht der Autoren bestimmte Arten von Finanzprodukten verboten werden. Siebtens sollten einige „sichere Häfen“, die in Gesetze und Vorschriften eingebettet sind, die moralisch gefährliches Verhalten ermöglichen, überdacht werden.

Das Buch liefert Denkanstöße, auf die niemand in der Ratingbranche verzichten sollte.

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Zunehmende Kriminalisierung von Kryptowährungen

Von Dr. Oliver Everling | 5.Januar 2022

Ein Überblick über die „Regulierung der Kryptowährung weltweit“ ist ernüchternd: Ein Update vom November 2021, erstellt von den Mitarbeitern des Global Legal Research Directorate, zeigt, dass nicht nur in China der Handel mit Kryptowährungen in die Unterwelt geschickt bzw.  verboten wurde. Eine Tabelle aktualisiert einen umfassenderen Bericht der Law Library of Congress aus dem Jahr 2018 über die Regulierung von Kryptowährungen auf der ganzen Welt und fügt die Vereinigten Staaten zu den untersuchten Gerichtsbarkeiten hinzu.

Der Bericht konzentriert sich auf zwei Themen:

Erstens der rechtliche Status von Kryptowährungen, dh ob ein Land Kryptowährungen entweder explizit oder implizit verbietet. Beispiele für implizite Verbote sind das Verbot von Banken und anderen Finanzinstituten, mit Kryptowährungen zu handeln oder Dienstleistungen für Einzelpersonen/Unternehmen anzubieten, die mit Kryptowährungen handeln, oder den Austausch von Kryptowährungen zu verbieten.

Zweitens zeigt die Tabelle den regulatorischen Rahmen rund um Kryptowährungen, insbesondere die Anwendung von Steuergesetzen und Anti-Geldwäsche- und Terrorismusbekämpfungsgesetzen (AML/CFT-Gesetze) auf Kryptowährungen.

Anhand von zwei Weltkarten können die Erkenntnisse aus der Tabelle zum rechtlichen Status von Kryptowährungen und den regulatorischen Rahmenbedingungen rund um Kryptowährungen visuell nachvollzogen werden.

Für „Investoren“ in Krypotwährungen gilt es zu bedenken, dass seit der Veröffentlichung des Berichts 2018 die Zahl der Länder, die Kryptowährungsverbote erlassen haben, erheblich zugenommen hat.

Während der Bericht von 2018 nur 8 Staaten mit einem absoluten Verbot und 15 Staaten mit einem impliziten Verbot identifizierte, identifiziert die Aktualisierung vom November 2021 nun schon 9 Staaten mit einem absoluten Verbot und 42 mit einem impliziten Verbot.

Ebenso hat die Anwendung von Steuergesetzen, AML/CFT-Gesetzen oder beiden Arten von Gesetzen auf Kryptowährungen exponentiell zugenommen. In der Aktualisierung vom November 2021 werden 103 Gerichtsbarkeiten identifiziert, die diese Gesetze auf Kryptowährungen anwenden, wobei die Mehrheit beides anwendet. Diese Gerichtsbarkeiten umfassen die Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit Ausnahme von Bulgarien. Zuvor, im Jahr 2018, wurde festgestellt, dass nur 33 Gerichtsbarkeiten Kryptowährungen in diesen Bereichen regulieren, wobei nur fünf sowohl Steuer- als auch AML/CFT-Gesetze anwenden.

Die Kriminalisierung von Kryptowährungen in einer immer größeren Zahl von Ländern kann weitreichende Konsequenzen für Geldanleger haben, die in Kryptowährungen eine Alternative zu Gold und anderen Edelmetallen als Wertaufbewahrungsmitteln sehen. Abgesehen davon werden die Kryptowährungen in diesen Ländern vom legalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen; Zahlungen sind nur in Rahmen der jeweiligen, staatlichen Zwangsgeldmonopole möglich.

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S&P Global im Dienst des Klimas – The Climate Service, Inc.

Von Dr. Oliver Everling | 4.Januar 2022

The Climate Service, Inc. mit Sitz in Durham, North Carolina, wurde 2017 gegründet. Seitdem wurde The Climate Service mehrfach für seinen innovativen Ansatz zur Analyse von Klimarisiken ausgezeichnet, darunter der Gewinner des ESG Investing Best Specialist ESG Data Provider Award 2021, New Wave Leader 2020 von Forrester und World Changing Ideas von Fast Company.

Nun bereichert die Firma das Portfolio von S&P Global: Durch Übernahme der Gesellschaft erweitert S&P Global die Expertise der Ratingagentur an wesentlichen Erkenntnissen und Lösungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG). Durch die Akquisition kann S&P Global seinen Kunden noch transparentere, robustere und umfassendere Klimadaten, -modelle und -analysen anbieten. Evercore fungierte als Finanzberater und Cahill Gordon & Reindel LLP fungierte als Rechtsberater von S&P Global.

The Climate Service, Inc. hat eine Anwendung zur physikalischen Klimarisikoanalyse für Unternehmen, Investoren und Regierungen entwickelt. Das Unternehmen stellt mit der Climanomics®-Plattform ein Tool zur Quantifizierung des Klimarisikos bereit. „Die Ergebnisse, einschließlich der in finanzieller Hinsicht dargestellten modellierten Übergangsrisiko- und physischen Risikoanalysen, stimmen mit den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) überein“, heißt es bei S&P Global. Die Plattform modelliere physische Risiken, einschließlich extremer Temperaturen, Dürre, Waldbrände, Küstenüberschwemmungen, Wirbelstürme und Wasserstress, und unterstützt Kunden gleichzeitig mit Informationen zu Übergangsrisiken, einschließlich sich ändernder rechtlicher, regulatorischer und Marktbedingungen.

2021 war ein Meilensteinjahr für S&P Global in Sachen ESG, zu denken ist beispielsweise an die Einführung von S&P Global Sustainable im April 2021. „Sustainable“ ist die einzige Quelle für wesentliche Nachhaltigkeitsinformationen von S&P Global, die die Ressourcen und die vollständige Produktsuite von S&P Global mit Daten, Benchmarking, Analysen, Bewertungen und Indizes vereint, die Kunden eine 360-Grad-Sicht bieten, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

„Investoren und Unternehmen suchen mehr denn je nach evidenzbasierten Erkenntnissen, qualitativ hochwertigen Daten und fortschrittlichen Analysen, um die Entscheidungen zu unterstützen, die ihre Strategien zur Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Unternehmensleistung vorantreiben“, sagt Dr. Richard Mattison, Präsident von S&P Global Sustainable. „Wir freuen uns, das branchenführende Angebot von The Climate Service für die ESG-Lösungen von S&P Global einzuführen und so unsere führende Suite aus Klimaanalysen eine zusätzliche Schicht kritischer Erkenntnisse zu verleihen“, denn es S&P Global gebe Finanzinstituten, Unternehmen und Regierungen die Klarheit und das Vertrauen, Entscheidungen mit Überzeugung zu treffen.

„Wir sind leidenschaftlich daran interessiert, dem Markt die wesentlichen Informationen bereitzustellen, die er benötigt, um angesichts des Klimawandels intelligente Entscheidungen zu treffen“, sagt James McMahon, CEO von The Climate Service. „Gemeinsam mit S&P Global werden wir unsere Fähigkeiten zum Klimarisiko auf die nächste Stufe heben und in der Lage sein, Erkenntnisse in großem Maßstab zu liefern, die die Welt dringend braucht.“

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Deutschland 2022: Nicht überall wird das Vorkrisenniveau wieder erreicht

Von Dr. Oliver Everling | 27.Dezember 2021

Während die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung im Jahr 2022 das Vor-Corona-Niveau übertreffen wird, bleiben die Umsätze in wichtigen Branchen wie der Automobilindustrie, dem Gastgewerbe und den Reiseveranstaltern noch weit hinter dem Niveau des Jahres 2019 zurück. „Selbst wenn die vierte Pandemiewelle die letzte gewesen sein sollte, die signifikante Einschränkungen für Teile der Wirtschaft mit sich bringt, werden viele Branchen noch lange mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben. Unternehmen aus dem Informations- und Kommunikationssektor können dagegen schon heute klar als Gewinner der Pandemie klassifiziert werden“, fasst Axel Angermann, Chef-Volkswirt von FERI, das Ergebnis der Konjunkturprognose für das neue Jahr unter Branchengesichtspunkten zusammen. Zweigeteilt ist der Befund für den industriellen Sektor: Im ersten Halbjahr wird die Produktionsentwicklung weiterhin von anhaltenden Lieferengpässen gebremst. Ab dem zweiten Halbjahr rechnet FERI aber damit, dass die Angebotsstörungen deutlich an Relevanz verlieren. Dann könnten eine robuste Nachfrage und jetzt schon hohe Auftragsbestände einen dynamischen Anstieg der Produktion auslösen. Zum Ende des Jahres 2022 wird die Produktion das Vorkrisenniveau wieder erreichen, im Jahresdurchschnitt allerdings noch deutlich unter dem Niveau des Jahres 2019 bleiben. Besonders betroffen ist die Automobilindustrie, die unter dem Mangel an Halbleitern leidet und als einzige unter den großen industriellen Bereichen im Jahr 2021 nochmals einen herben Rückgang der Produktion zu verzeichnen hatte.

Geteilte Aussichten im Baugewerbe

Das deutsche Baugewerbe könnte zu den Gewinnern des Regierungswechsels gehören: Das Ziel, bis zu 400.000 Wohneinheiten pro Jahr neu zu errichten, wird zwar ohnehin nicht von heute auf morgen zu erreichen sein und könnte außerdem von knappen Kapazitäten des Sektors in Frage gestellt werden. Dennoch dürften die zu erwartenden Maßnahmen, die jetzt immerhin in einem eigenen Ministerium koordiniert werden, spürbar positive Impulse auslösen. Gedämpft bleiben allerdings die Perspektiven für den Gewerbebau. Vor allem der Trend zu mehr Homeoffice in vielen Bereichen begrenzt die Nachfrage nach Büroimmobilien. Insgesamt ist für das Baugewerbe aber mit einem spürbaren Anstieg des realen Umsatzes im kommenden Jahr zu rechnen.

Digitale Wirtschaft als Gewinner der Krise

Zu den Gewinnern der Pandemie zählen der IT-Sektor und damit verbundene Branchen: Der Umsatz mit Dienstleistungen der Informationstechnologie dürfte ebenso wie der in der Datenverarbeitung und mit Webportalen im kommenden Jahr rund 15% höher liegen als vor der Pandemie. Positiv sind auch die Perspektiven für den Einzelhandel, der im Jahr 2022 mit einem preisbereinigten Umsatzplus von 3 Prozent rechnen kann. Angetrieben wird dies von erheblichen Überschuss-Ersparnissen, die in der Pandemie zwangsweise aufgebaut wurden, und einer insgesamt positiven Arbeitsmarktentwicklung. Allerdings kommt das Umsatzplus nur zu einem Teil dem stationären Einzelhandel zugute. Der wirkliche Gewinner der Pandemie bleibt der Online-Handel.

Reisebranche und Gastgewerbe hinken hinterher

Das gewaltige Umsatzplus von mehr als 50% für die Reisebüros und -veranstalter und von mehr als 40% für das Gastgewerbe dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Zuwächse von einem sehr geringen Niveau aus erzielt werden. In beiden Bereichen liegt der Umsatz im kommenden Jahr erheblich unter dem Vorkrisenniveau. Gerade die Reisebranche dürfte auch weiterhin von Unsicherheiten belastet bleiben, die potenziell von neuen Virusmutationen ausgehen. Dass sich der Tourismus insbesondere zu Zielen außerhalb Europas im kommenden Jahr wieder normalisiert, erscheint deshalb sehr unwahrscheinlich. Der Umfang von Geschäftsreisen dürfte dank der Erfahrungen mit digitalen Kommunikationsformaten ohnehin auf Dauer deutlich niedriger ausfallen als vor der Pandemie.

Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte. Diese Daten bilden die Grundlage für die strategische Ausrichtung der Vermögensanlagen der FERI. Angermann verantwortet seit 2008 die von FERI erstellten Analysen und Prognosen für die Gesamtwirtschaft sowie einzelne Branchen. 2002 trat er als Branchenanalyst in das Unternehmen ein. Seine berufliche Karriere begann beim Max-Planck-Institut für Ökonomie und beim Verband der chemischen Industrie. Angermann studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Bayreuth.

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Marktanteile der US-Agenturen bleiben ein europäisches Debakel

Von Dr. Oliver Everling | 22.Dezember 2021

Es bleibt dabei: Die überbordende Regulierung von Ratingagenturen hat in der Europäischen Union (EU) ihr Ziel verfehlt. Es bleibt bei der Dominanz US-amerikanischer Ratingagenturen, die für die Allokation der volkswirtschaftlichen Ressource „Kapital“ auch in Europa praktisch allein maßgebend bleiben. Die drei führenden US-Agenturen S&P Global Ratings Europe, Moody’s Investors Service und Fitch Ratings vereinen inzwischen 92,19 % der Umsätze auf sich – und das auch noch nach „Brexit“, obwohl die US-Agenturen im angelsächsischem Raum natürliche Vorteile haben und diese Umsatzanteile in neue Berechnungen nicht mehr eingehen.

Der Marktanteil dieser drei Agenturen, S&P Global Ratings EuropeMoody’s Investors Service und Fitch Ratings, ist nach dem  Jahr 2012 zum Beispiel mit 87,02 % und mit 91,07 % im letzten Jahr 2019 nun 2020 mit 92,19 % noch höher als damals, als die Politik in Europa meinte, die Chance der Finanzkrise nutzen zu können, die US-Agenturen in Schranken zu verweisen.

Zu berücksichtigen ist bei diesen Zahlen außerdem, dass eine Reihe von Ratingagenturen Maßnahmen ergriffen hat, um die Kontinuität ihrer Ratingtätigkeiten sicherzustellen, bevor der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU am 31. Dezember 2020 abgeschlossen wurde. Ratingagenturen, die – wie die US-amerikanischen Marktführer – eine bedeutende Präsenz im Vereinigten Königreich haben, verfolgten unterschiedliche Ansätze zur Umstrukturierung ihrer Geschäfte. Diese Änderungen wirkten sich im Jahr 2020 auf die anwendbaren Einnahmen der Ratingagenturen aus EU-Kreditratingaktivitäten aus und spiegeln sich in den Veränderungen der Marktanteile der Ratingagenturen im diesjährigen Marktanteilsbericht wider.

Vor diesem Hintergrund sind insbesondere die Marktanteilsveränderungen bei S&P Global Ratings Europe und Moody’s Investors Service, aber auch bei DBRS Ratings zu sehen. S&P Global Ratings Europe steigert durch die neue Zuordnung den Marktanteil 2020 auf 51.77% (von 40.40% in 2019), während Moody’s Investor Service mehr Umsatz in Vereinigten Königreich behält (Marktanteil in der EU 2020 nur 30.12% nach 33.12% in 2019). Auch die kanadische DBRS Ratings gibt ab (1.11% 2020 nach 2.99% 2019), ebenso die auf Versicherungen spezialisierte Agentur AM Best Europe-Rating Services (Marktanteil 2020 nur noch 0.41% nach 0.95% in 2019). Allen Agenturen, die Marktanteile abgegeben haben, ist gemeinsam, dass sie ihre Muttergesellschaften auf dem amerikanischen Kontinent und einen Tätigkeitsschwerpunkt im wichtigsten europäischen Finanzzentrum haben, dem vom Brexit betroffenen London.

Der Anstieg der Marktanteile der in der EU verbliebenen Ratingagenturen bewegt sich vor dem Hintergrund der genannten Effekte im kosmetischen Bereich. CERVED Rating Agency (Anstieg auf 1.18% 2020 nach 0.84% 2019), Scope Ratings (Anstieg auf 1.00% 2020 nach 0.62% 2019) und CreditReform Rating (Anstieg auf 0.84% nach 0.53%). Aus der Rechenmechanik der Marktanteilsberechnung folgt, dass auch die anderen Agenturen Marktanteilsgewinne aufweisen können, obwohl die Dominanz der US-Agenturen nicht gebrochen wurde.

Eines der Ziele der EU-Verordnung über Ratingagenturen (Credit Rating Agencies bzw. CRA-Verordnung) besteht darin, den Wettbewerb auf den Märkten für Ratings zu stärken, indem Emittenten oder verbundene Dritte ermutigt werden, kleinere Ratingagenturen zu beauftragen. In dieser Hinsicht verlangt Artikel 8d der CRA-Verordnung, dass Emittenten oder verbundene Dritte, die beabsichtigen, zwei oder mehr CRAs zum Rating einer Emission oder eines Unternehmen zu beauftragen, die Bestellung von mindestens einer CRA mit nicht mehr als 10 % des Gesamtmarktanteils in Erwägung ziehen.

Für den Fall, dass der Emittent oder ein verbundener Dritter keine Ratingagentur mit einem Gesamtmarktanteil von nicht mehr als 10 % ernennt, verlangt die Verordnung (Artikel 8d), dass diese Entscheidung dokumentiert wird. Die Verpflichtungen aus Artikel 8d werden auf nationaler Ebene von den zuständigen sektoralen Behörden überwacht und durchgesetzt. Um Emittenten oder verbundene Dritte bei dieser Bewertung zu unterstützen, verlangt Artikel 8d der CRA-Verordnung, dass die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) eine Liste der registrierten Ratingagenturen und der von ihnen abgegebenen Ratingarten zusammen mit einer Berechnung von Einnahmen der Ratingagenturen aus Ratingtätigkeiten und Nebendienstleistungen auf Gruppenebene veröffentlicht.

Ratingtätigkeiten beziehen sich auf die Definition von Ratings gemäß Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe a der CRA-Verordnung. Diese Aktivitäten beinhalten die Abgabe von Gutachten über die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens, einer Schuld oder einer finanziellen Verpflichtung, einer Schuldverschreibung, einer Vorzugsaktie oder eines anderen Finanzinstruments oder eines Emittenten einer solchen Schuld oder einer solchen finanziellen Verpflichtung, einer Schuldverschreibung, einer Vorzugsaktie oder eines anderen Finanzinstruments.

Gemäß Artikel 8d Absatz 3 der CRA-Verordnung wird der Gesamtmarktanteil jeder registrierten Ratingagentur anhand des Jahresumsatzes berechnet, der aus Ratingtätigkeiten und Nebendienstleistungen auf Gruppenebene in der EU für diese Ratingagentur oder Gruppe von Ratingagenturen erzielt wird. Für die Zwecke dieser Untersuchung wurde von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) der Gesamtmarktanteil auf der Grundlage der geprüften Jahresabschlüsse der Ratingagenturen in Bezug auf den Jahresumsatz aus den Ratingtätigkeiten und Nebendienstleistungen für das Kalenderjahr 2020 berechnet.

Die heute von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) veröffentlichte Tabelle enthält eine Liste aller CRAs, die gemäß der CRA-Verordnung in der EU registriert sind. Für jede Ratingagentur stellt die ESMA den anwendbaren Gesamtmarktanteil bereit. Schließlich liefert die ESMA einen Indikator dafür, ob eine Ratingagentur einen Gesamtmarktanteil von weniger als 10 % hat.

Auf den Jahr für Jahr peinlicher werdenden Bericht der ESMA über das Scheitern der EU-Regulierung über Ratingagenturen lässt die ESMA Jahr für Jahr länger warten. Nun wurde es schon der 22. Dezember 2021, also kurz vor den Feiertagen, bis der Bericht über 2020 fertig wurde.

Der Bericht der ESMA enthüllt außerdem, wie man sich von den zahlreichen Ratingveröffentlichungen kleinerer Agenturen blenden lassen kann: So könnten die vielen Meldungen mancher Agenturen über die von ihnen erteilten Ratings Glauben machen, sie würden in ähnlichem Umfang von Anlegern und Emittenten nachgefragt wie die führenden US-Agenturen. Das ernüchternde Bild der ESMA: Während die Ratings von S&P Global Ratings Europe oder Moody’s Investors Service fast immer nur nach Auftrag erfolgen, erteilen manche kleinere Agenturen überwiegend oder sogar ganz ungefragt ihre Ratings (siehe Kapitel 8 „Market Share of EU Registered CRAs by Rating Category“ des „Report on CRA Market Share Calculation“ der European Securities and Markets Authority).

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Strompreisexplosion 2022 mit gefährlichen Folgen

Von Samuel Obermeier | 22.Dezember 2021

Fast jedes Jahr steigen die Strompreise. Der durchschnittliche Strompreis pro Kilowattstunde (kurz kWh) lag im Jahr 2000 laut BDEW bei 13,94 Cent. Heute ist er auf über 33 Cent gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung von fast 140%. Mit anderen Worten, die Energiekosten haben sich mehr als verdoppelt. Auch wenn Ihr Verbrauch nicht steigt, zahlen Sie fast jedes Jahr mehr Geld an Ihren Stromanbieter.

Eine vorsichtige Prognose für das Jahr 2022

Auch 2022 sollen die Strompreise  steigen. Deutschlands Strom Rekord wird laut „Business Insider“ auf Rekordhöhe aufgestellt. Aktuell sind am  Terminmarkt in Leipzig mehr als 100 Euro für eine MWh Strom fällig. Da  im nächsten Jahr mit steigenden Strompreisen gerechnet wird, können Experten auch wieder mit steigenden Stromrechnungen der privaten Haushalte rechnen. Dadurch müssen Sie auch mehr für Strom bezahlen.

Bisher haben Hunderte von Stromanbietern die Strompreise für  2022 angehoben oder zumindest erhöht. Der Durchschnittspreis ist um rund 20 % gestiegen und betrifft alle Haushalte in Deutschland ohne Festpreisgarantie. Ein Musterhaushalt mit einem durchschnittlichen Energieverbrauch von etwa 5.000 kWh sollte zusätzliche Kosten von 275 Euro pro Jahr haben.

Der Versorger Maingau Energie hat im Dezember 2021 schon neue Gesamtpreise in Höhe von bis zu 47 Ct/kWh für seine Kunden aufgerufen und gehört damit zu den teuersten Anbietern.

Der Preisvergleich funktioniert nur zum Teil

Mit einem jährlichen Strompreisvergleichsrechner haben Sie die aktuelle Situation im Griff. Allerdings haben die meisten Versorger die Konditionen des neuen Tarifs deutlich erhöht, um mit den aktuellen Marktpreisen Schritt zu halten. Darüber hinaus gibt es den Tarifaufpasser Stromzentrum, wenn sie eine Sondervertragskündigung einleiten und Ihre Tarife kontinuierlich überprüfen, um zu sparen. Er benachrichtigt Sie automatisch, wenn Sie wieder zu einem günstigeren Stromanbieter wechseln können oder einen alternativen Gasvergleich wünschen.

Woher kommt eigentlich die Preissteigerung?

Der Grund für den Anstieg der Verbraucherstrompreise liegt darin, dass Steuern, Gebühren und Abgaben einen Großteil des Strompreises ausmachen. Sie machten fast zwei Drittel des Endpreises aus. Durch diese Umlagen haben sich die Strompreise in Deutschland seit der Jahrtausendwende und der Energiewende mehr als verdoppelt, was Sie als Verbraucher jedes Jahr mehr zu spüren bekommen.

Daraus besteht der Strompreis in Deutschland

Wie Sie als Verbraucher sehen, wird der Gesamtpreis überwiegend von Umlagen und Steuern festgesetzt. An zweiter Stelle steht der Kostenblock Netz und Messstellenentgelt. Ihr Stromanbieter stellt Ihnen als Verbraucher diese beiden Posten in Rechnung, überweist diese Einnahmen aber an die zuständigen Stellen und an die Netz- bzw. Messstellenbetreiber. Lediglich die Beschaffung und Vertrieb trägt der Versorger bzw. Stromversorger. Dieser Anteil verbleibt und beträgt 24 % des Restpreises des Versorgers bzw. Stromversorgers.

Deutschland hat mit Abstand die höchsten Strompreise

Im europäischen Vergleich wurde zudem festgestellt, dass die Strompreise von Stromanbietern in Deutschland am teuersten sind. Bei den Strompreisen sind wir Deutsche mit einem aktuellen Niveau von über 33 Cent/Kilowattstunde seit vielen Jahren führend. Daher wird sich diese Situation im Jahr 2022 für Licht und Energie im Haushalt voraussichtlich nicht ändern. Sie wird mit der Investition in erneuerbare Energien weiter nach oben tendieren. Es folgt Dänemark mit einer durchschnittlichen Stromkalkulation von 28 Cent/Kilowattstunde, gefolgt von Belgien mit einer durchschnittlichen Höhe von 27 Cent/Kilowattstunde.

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Diese 6 Fragen stellen sich Investoren, wenn sie in einer späteren Wachstumsphase in ein Start-up investieren

Von Cathrin Assenmacher | 20.Dezember 2021

Start-ups, die am Anfang stehen, bieten sehr große Wachstumschancen und daher auch gute Profite für Investoren selbst bei geringem Einsatz. Bei gewachsenen Start-ups muss der Investor dagegen mehr Geld mitbringen, bekommt dafür weniger Stimmrechte und weniger Wachstumspotenzial.

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Mit welchen Argumenten können Start-ups also punkten, um auch größere Summen für weniger Anteile zu bekommen? Julian Fuchs kennt die Antwort. Er ist Start-up-Experte, Gründer und Investor mit jahrelanger Erfahrung. In folgendem Gastbeitrag verrät Julian Fuchs, welche 6 Fragen sich Investoren in einer späten Wachstumsphase stellen.

Frage: Wer ist Teil des Teams?

Meist wollen die Investoren wissen, wer hinter den Gründern steckt und ob sie möglicherweise First Time Founders sind. Den Investor interessiert die Aufstellung des Teams, dem er sein Geld, seine Manpower und sein Interesse als solches anvertraut. Qualifikation und Motivation, Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit sind entscheidende Parameter, die dabei die Meinung des Investors beeinflussen können. Auch eine Frage nach weiteren Investoren und ihrem Profil sei nicht unüblich, erklärt Julian Fuchs.

Frage: Warum genau zu diesem Zeitpunkt?

Eine passende Antwort zu dieser Frage könnte sich auf folgende Punkte beziehen: Es lohnt sich, aufgrund der günstigen Marktsituation oder des Technologieverhaltens zu investieren und gemeinsam zu expandieren.

Frage: Was genau steckt hinter der Geschäftsidee?

Das A und O des Start-ups ist die Geschäftsidee – sie ist buchstäblich Geld wert. Mit dem Start-up als der Lokomotive und dem Investment als Antriebsstoff muss auf Grundlage des Businessplans die Idee zu Geld werden. Daher sollten sich Start-ups auf tiefergehende Fragen rund um die Geschäftsidee vorbereiten: Wird die Geschäftsidee viel Kapital benötigen? Wie viel Zeit wird für die Planung einberechnet?

Frage: Marktanalyse

Abhängig von Produkt oder Dienstleistung muss der regionale, nationale beziehungsweise internationale Markt objektiv-kritisch abgeklopft werden. Schönreden hilft nicht weiter – von den Investoren ist Realismus gefragt. Daher sollten sich Start-ups auf Fragen nach der Skalierbarkeit des Produktes vorbereiten. Braucht das Produkt viel Warenbestand oder handelt es sich um ein digitales Produkt?

Frage: Wie sehen aktuelle Bewertungen aus und wie aussagefähig sind sie?

Unternehmensbewertungen können ein weiterer ausschlaggebender Punkt für Investoren sein – wenn sie denn positiv ausfallen und glaubhaft sind, also weder gekauft noch gefälscht sind. Die Investoren interessieren sich außerdem dafür, ob der Cap Table so aufgebaut ist, dass es auch für Folgerunden interessant ist. Der Cap Table ist die schriftliche Aufstellung aller Beteiligten am Start-up. Darin werden die Wertpapiere des Unternehmens, also Aktien, Optionsscheine etc., die von den Anlegern gezahlten Beträge und der prozentuale Anteil der einzelnen Anleger am Unternehmen aufgeführt.

Ein Beispiel: Der Gründer hat zehn Prozent des Start-ups und drei Investoren besitzen jeweils dreißig Prozent. Daher wird in Zukunft kein Folgeinvestor involviert werden. Das liegt daran, dass sich sehr viel im Start-up darum drehen wird, die anfänglich sehr günstig eingestiegenen Investoren entweder herauszukaufen oder noch reicher zu machen.

Frage: Welcher Mehrwert steckt in dem Start-up?

Auch die Frage nach dem Mehrwert des Start-ups ist eine gängige Frage der Investoren. Angesprochen werden hier die inneren Werte der Kapitalgesellschaft. Wie ist das Marktpotenzial des Start-ups in Relation zu seinem fiktiven Kaufpreis

Über Julian Fuchs: Als Gründer von Digital Rain unterstützt Julian Fuchs ambitionierte und talentierte Start-Up-Unternehmen mit Kapital sowie dem geeigneten Netzwerk und Expertenwissen. Dabei hat er sich auf zwei Nischen konzentriert: Zum einen Direct-to-Consumer-Start-Ups, diese verkaufen ihr Produkt oder ihre Dienstleistung über einen Onlineshop direkt an den Kunden und verzichten auf einen Zwischenhändler. Und auf Unternehmen im Bereich Onlinemarketing, insbesondere in Search und Adtech und auch in eigene Suchmaschinen.

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BITCOIN Nachverfolgung geplant – so wollen die EU-Staaten die Kryptowährung kontrollieren

Von Rick Sebastian | 20.Dezember 2021

Seit Jahren sorgt die Welt der Kryptowährungen immer wieder für Furore. Allen voran findet man den prominentesten Vertreter mit der größten Marktkapitalisierung, den Bitcoin, immer wieder in den Nachrichten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Ruf nach Regulierung dieses undurchsichtigen Marktes laut wurde. Nun ist er auf politischer Ebene angekommen – so wollen die EU-Staaten die Kryptowährungen kontrollieren, da sie den gemeinsamen Wunsch hegen, klare Transparenzregeln für den Bitcoin und andere Kryptowährungen zu schaffen. Überweisungen sollen in Zukunft komplett nachverfolgt werden können. Was das für Auswirkungen auf den Kryptomarkt haben wird und wie diese Transparenz einen Gegenschlag für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wird, erklärt Ihnen Thomas Germer gerne in einem Gastbeitrag. Thomas Germer ist Experte für Kryptowährungen. Er investiert in verschiedene Währungen und bringt demnächst selbst eine eigene Kryptowährung auf den Markt:

Status Quo – Bitcoin als freies Zahlungsmittel

Um den Hintergrund des Wunsches nach staatlichen Regulierungen zu verstehen, macht es Sinn, einmal den Status Quo des Bitcoins zu betrachten. Wie Sie vielleicht immer wieder in den Medien mitbekommen haben, ist der Kryptomarkt derzeit frei und nicht reguliert, so dass alle Transaktionen komplett anonym abgewickelt werden können. Im Falle des Bitcoins laufen diese über die Blockchain, auf der jede Transaktion unwiderruflich und fehlerfrei festgehalten wird – aber eben anonym, so dass niemand nachvollziehen kann, welche Personen sich gerade Geld geschickt haben. Person A transferiert Bitcoin zu Person B, ohne dass persönliche Identitätsdaten gespeichert werden. Der Zahlungsverkehr mit Bitcoin ist mittlerweile so beliebt, dass man schon in vielen Online-Shops auch in der Offline-Welt mit Bitcoin bezahlen kann. Allerdings lässt der anonyme Zahlungsverkehr Raum für illegale Geldgeschäfte, wie z. B. Transaktionen zum Zweck der Geldwäsche oder Finanzierung von terroristischen Aktivitäten. Es gibt zwar keine genauen Daten, jedoch wird allgemein vermutet, dass die Dunkelziffer der illegalen Geldgeschäfte bei Bitcoin Transaktionen extrem hoch ist. Das entgeht den staatlichen Organen nicht und erfordert ein gemeinschaftliches Auftreten, um Regulierungen auf den Weg bringen und durchsetzen zu können.

Wunsch-Szenario der Regulierung

Die Europäische Union hegt demnach den legitimen Wunsch, Kryptowährungen zurück regulieren. Anonyme oder pseudonyme Geldüberweisungen via Bitcoin soll es schon bald nicht mehr geben. Damit möchte man kriminelle Energien unterbinden und gleichzeitig für Transparenz und gelebten Verbraucherschutz sorgen. EU-Abgeordnete fordern, dass Sender und Empfänger von digitalem Geld, wie beim normalen Zahlungsverkehr mit Fiat-währungen auch, bekannt sein müssen. Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, fürchten viele Anleger staatliche Eingriffe, weil sich in den Köpfen von Bitcoin-Fans zum einen die Angst vor einem Verbot hält, zum anderen befürchtet wird, dass Regulierungen den Wert drastisch nach unten drücken könnten und dieser infolgedessen irgendwann final gegen Null geht. Zudem bedeutet eine Offenlegung der Wallets mit Identitäts- und Adressdaten, dass jeder in voller Höhe mit steuerlichen Abzügen rechnen muss. Nicht nur der Staat, sondern auch das Finanzamt haben dann ungehinderten Einblick auf alle Transaktionen und Gewinne der Anleger und Nutzer von Bitcoin.

Illegale Geldgeschäfte unterbinden

Wenn es durch eine staatliche Regulierung zur Aufhebung der Anonymisierung beim Zahlungsverkehr mit Bitcoin über die Blockchain kommt, ist dies ein progressiver Schritt zur Unterbindung illegaler Geldgeschäfte. Terrorismus-Organisationen würden damit in die Schranken gewiesen werden und auch Unternehmungen der Geldwäsche hätten es schwer. Davon profitiert die Allgemeinheit, so dass die Bemühungen eine Regulierung von Kryptowährungen grundsätzlich als positiv zu bewerten ist. Wer nicht in illegalen Geldgeschäften verstrickt ist, hat nichts zu befürchten. Für den Einzelnen bedeutet es lediglich, zur eigenen Investition zu stehen und Identitätsdaten der persönlichen Wallet offenzulegen.

Chancen und Perspektiven

Eine Bitcoin Nachverfolgung auf staatlich angelegter Ebene birgt zwar zunächst das Risiko des Kursabfalls, ist jedoch insgesamt als eine große Chance für den Kryptomarkt anzusehen. Dieser steht seit Jahren in Verruf, zwielichtige Geschäftsgebaren zu unterstützen. Eine Regulierung ist nicht mehr aufzuhalten bzw. wegzudenken, da immer mehr institutionelle Anleger und auch Regierungen auf den Bitcoin aufmerksam werden. Beschließt die EU nun eine klare Richtlinie, gewinnt der Markt langfristig gesehen an Akzeptanz und eröffnet vielen weiteren Anlegern interessante Perspektiven. Kryptowährungen müssen sich dann nicht mehr gegen Vorwürfe wehren, sie seien nur dazu da, Geld zu verstecken den Zahlungsverkehr zu verschleiern. Der Einzelne würde insofern davon profitieren, als dass die langersehnte bzw. befürchtete Regulierung dem Bitcoin Marktstabilität und ein gesundes Ansehen verschaffen würde. Ist der Schritt vollzogen, könnte nur noch eine weltweit drastische Wirtschaftskrise dazu führen, dass der Wert auf null zurück geht und niemand mehr in Bitcoin investiert. Zudem ist es besser, dass der Markt von staatlicher Seite durch reguliert ist, weil dann ein finales Verbot von digitalen Währungen vom Tisch ist. Die Bemühungen der EU sind aus Sicht der Anleger als legitim und fair zu bewerten und bedeuten einen weitaus glimpflicheren Ausgang, als es beispielsweise in China der Fall ist, wo die radikale Regierung nur die eigene Zentralbank im Sinn hat und alle Transaktionen in Verbindung mit Bitcoin und Co. im September 2021 für illegal erklärt hatte.

Fazit

Sie sehen: Der Krypto-Markt hat sich in den vergangenen Jahren hierzulande völlig losgelöst von staatlicher Kontrolle entwickeln und entfalten können. Die Marktkapitalisierung und Nutzung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen ist jedoch so weit fortgeschritten und im Alltag angekommen, dass Regulierungen seitens der EU früher oder später ohnehin stattfinden müssen. Die Aufhebung der Anonymisierung von Wallets stellt einen effektiven Gegenschlag gegenüber Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung dar und kann kurzfristig zwar zu Wertverlust der einzelnen Coins führen, bietet jedoch insgesamt die Chance, für mehr Akzeptanz, Transparenz und Stabilität des Bitcoins und anderen Kryptowährungen zu sorgen.

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