Turnaround-Story: Resilienz als Produkt – Wie Solaris sein Geschäftsmodell zukunftsfähig macht
Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025
Carsten Höltkemeyer, CEO der Solarisbank, präsentierte auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 die bemerkenswerte Transformation seines Hauses. Unter seiner Führung hat Solaris in den vergangenen Monaten große strukturelle und regulatorische Herausforderungen bewältigt und damit den Grundstein gelegt, das Geschäftsmodell neu auszurichten.
Höltkemeyer betonte, dass die Bank eine intensive Phase der Selbstbeschäftigung hinter sich habe. Zahlreiche Kritikpunkte der Aufsicht seien inzwischen abgearbeitet, auch der Erlaubnisvorbehalt der BaFin sei im Rahmen einer konstruktiven Zusammenarbeit erfolgreich adressiert worden. „Die großen Themen sind weg, aber sie haben uns Kraft und Geld gekostet“, so Höltkemeyer.
Die Spuren des Umbaus seien zwar noch sichtbar, doch Solaris könne nun wieder aktiv nach vorne blicken. Erste Gespräche mit potenziellen neuen Partnern würden bereits geführt, Ergebnisse erwarte man noch im Laufe dieses Jahres. Besonders im Fokus stehe dabei der Schritt in das B2C-Geschäft – eine Erweiterung, die das bisherige Plattform- und BaaS-Modell der Solaris ergänzt.
Auch die internationale Expansion bleibe ein Thema, wenn auch in korrigierter Form. Nach der Konsolidierung gehe es nun darum, das Unternehmen robust, flexibel und wachstumsorientiert aufzustellen. Höltkemeyer formulierte dies als Kern der Strategie: Resilienz nicht nur als Fähigkeit nach innen, sondern auch als Produkt, das für Partner und Kunden Vertrauen schafft.
Mit diesem Kurs zeigt Solaris, wie ein FinTech aus einer Phase intensiver Regulierung und Restrukturierung gestärkt hervorgehen kann – und wie sich eine Turnaround-Story in ein Zukunftsmodell verwandeln lässt.
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J.P. Morgan setzt auf Berlin als strategischen Standort
Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025
Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 erläuterte Daniel Llano Manibardo, Head of Germany International Consumer Banking bei JPMorgan Chase und Vorstandsmitglied der J.P. Morgan SE, warum der US-Bankenriese sich bewusst für Berlin als Standort entschieden hat.
Berlin biete, so Llano Manibardo, ein einzigartiges Umfeld für internationale Finanzdienstleister. Zum einen sei die deutsche Hauptstadt durch ihre internationale Ausstrahlung und ihre kulturelle Vielfalt ein Magnet für Talente aus aller Welt. Gerade für ein Unternehmen wie J.P. Morgan, das stark auf innovative Technologien und digitale Banklösungen setzt, sei der Zugang zu hochqualifizierten, internationalen Fachkräften ein entscheidender Faktor.
Darüber hinaus verfüge Berlin über ein lebendiges Ökosystem aus Start-ups, FinTechs und Tech-Unternehmen. Diese Dynamik ermögliche den Austausch mit jungen Unternehmen und fördere Kooperationen, die für die Weiterentwicklung digitaler Banklösungen von großer Bedeutung seien. „In Berlin findet man die richtige Mischung aus Kreativität, Technologie und Unternehmergeist“, betonte Llano Manibardo.
Nicht zuletzt ist von der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands innerhalb Europas zu sprechen. Wer in Deutschland präsent sei, habe unmittelbaren Zugang zu einem der größten und stabilsten Märkte der EU. Mit Berlin als Basis könne J.P. Morgan sowohl im Privat- als auch im Firmenkundengeschäft seine europäische Expansion vorantreiben und zugleich ein klares Signal an Investoren und Kunden senden: Man wolle langfristig in Europa wachsen und gestalten.
Der Schritt nach Berlin ist daher mehr als nur eine Standortentscheidung – er steht für das Bekenntnis, Deutschland und Europa als Kernmärkte des internationalen Geschäfts stärker in den Fokus zu rücken.
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Zwischen Fachkräftemangel, Home Office und Generation Z – Zukunftsstrategien für den Finanzsektor
Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025
Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 stand im Rahmen eines Thesen-Talks die Frage im Mittelpunkt, wie Banken und Finanzdienstleister eine zukunftsfähige Strategie entwickeln können. Der Druck ist hoch: Der Fachkräftemangel verschärft sich, Home-Office und hybride Arbeitsmodelle sind nicht mehr wegzudenken, und die Generation Z bringt neue Erwartungen an Arbeitgeber mit. Drei Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen beleuchteten die Herausforderungen und Chancen.
Eva Glanzer, Chief People Officer bei Taxfix, steuert die Personal- und Führungsstrategie des schnell wachsenden FinTechs. Sie betonte, wie wichtig es sei, Talente nicht nur zu gewinnen, sondern auch langfristig zu binden – mit modernen Arbeitswelten, klarer Arbeitgebermarke und agiler Kultur. Ihre Erfahrung aus hochdynamischen Digitalunternehmen macht sie zu einer wichtigen Stimme, wenn es um den Wandel von Führung und Arbeitsorganisation geht.
Carsten Graf, CEO der PSD Bank Braunschweig, zeigte, dass auch regionale Institute neue Wege gehen können, die eine Flut von Bewerbungen einbrachten. Mit der Einführung der Vier-Tage-Woche setzte die Bank ein starkes Zeichen für moderne Arbeitsbedingungen. Der Erfolg spricht für sich: vakante Stellen konnten schneller besetzt werden, während zugleich die Mitarbeiterbindung gestärkt wurde. Dabei verfolgt die Bank bewusst einen anderen Ansatz als viele Digitalunternehmen: Während die PSD Bank Braunschweig am Freitag geschlossen bleibt, weil an diesem Tag erfahrungsgemäß kaum Kunden eine umfassende und komplexe Beratung suchen, legt man den Fokus auf gebündelte Beratungsqualität an den anderen vier Tagen.
Fabian Platzen, General Manager Deutschland beim FinTech iwoca, brachte die Perspektive der Unternehmensfinanzierung ein. Iwoca ist spezialisiert auf digitale Kreditlösungen für KMU und Selbstständige sowie auf Embedded-Finance-Modelle für Plattformen. Platzen, der über zwei Jahrzehnte Erfahrung in Banken und FinTechs mitbringt, betonte dagegen die Bedeutung ständiger Erreichbarkeit. Für ihn ist es selbstverständlich, dass iwoca auch freitags Kundenanfragen bedienen kann, um jederzeit die Flexibilität zu bieten, die gerade kleinere Unternehmen dringend benötigen. Dieser Unterschied verdeutlicht die Spannbreite zwischen regional verwurzelten Banken mit einem klaren Fokus auf persönliche Beratung und digital agierenden FinTechs, die mit durchgehender Verfügbarkeit punkten.
Die Diskussion zeigte, dass der Weg zu einer zukunftsfähigen Strategie weder über reine Kostensenkung noch über technologische Innovation allein führt. Entscheidend ist vielmehr ein Zusammenspiel von moderner Führung, flexiblen Strukturen, gelebter Unternehmenskultur und digitalen Lösungen. Der Finanzsektor steht damit vor der Aufgabe, Arbeitsmodelle neu zu denken, die Erwartungen junger Generationen zu erfüllen und zugleich das Geschäft auf stabile, digitale Beine zu stellen.
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Handelsblatt Award „Women in Banking und Fintech“ geht an Nehir Safak-Turhan
Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2025
In Frankfurt am Main wurde der renommierte Handelsblatt Award in der Kategorie „Women in Banking und Fintech“ verliehen. Die Auszeichnung findet traditionell im Rahmen des Handelsblatt Banken-Gipfels 2025 statt und ehrt jährlich Vordenkerinnen aus der Finanzwelt. In diesem Jahr konnte sich Nehir Safak-Turhan von adesso gegen zahlreiche Bewerberinnen durchsetzen und die hochkarätige Jury überzeugen.
Nehir Safak-Turhan wurde für ihre beeindruckende Vita und ihr starkes Engagement ausgezeichnet. Als aktives Mitglied von UN Women setzt sie sich unermüdlich für Chancengleichheit ein und ist eine leidenschaftliche Verfechterin von Female Finance und Finanzbildung. Mit ihren zahlreichen Fachbeiträgen und der Förderung von Netzwerken ermutigt sie Frauen, sich aktiv mit Technologiethemen zu beschäftigen und ihre Karriere in der Finanzbranche voranzutreiben.
Zu den Finalistinnen gehörten außerdem zwei weitere herausragende Persönlichkeiten: Agnes Brelik, die als erste Frau seit 300 Jahren in der Geschäftsleitung der Bethmann Bank steht und mit ihrer Initiative Female Banking wichtige Impulse setzt, sowie Sophie Thurner, Co-Founderin von beatvest. Sophie Thurner gilt als echtes Vorbild für Frauen in der Finanzbranche und engagiert sich neben der finanziellen Gleichstellung auch stark für weibliche Gründerinnen.
Der Handelsblatt Award „Women in Banking und Fintech“ zeichnet jährlich Frauen aus, die mit ihren Visionen und ihrem Einsatz die Branche prägen. Eine namhafte Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aus Banken, Fintech, Medien und Wissenschaft, wählt die Gewinnerinnen aus und würdigt so deren bedeutenden Beitrag.
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Kapitalmarktunion, nationale Interessen und das Lieferkettengesetz: Jörg Kukies über Detailfragen der Regulierung
Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025
Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 erinnerte Jörg Kukies, Bundesfinanzminister a.D., an die Unterschiede zwischen Kapitalmarktunion und Währungsunion. Während es politisch relativ einfach sei, sich auf die großen Linien einer Kapitalmarktunion zu einigen, stellten die vielen Detailregelungen die eigentliche Hürde dar. „Es ist ganz einfach, den ersten Paragrafen zu bestimmen, aber erheblich schwieriger, jedes einzelne Detail zu verabreden“, so Kukies. Gerade das Thema Verbriefungen sei ein Musterbeispiel dafür, dass der Teufel im Detail stecke.
Mit Blick auf die Frage der Kapitalkosten äußerte er Skepsis, ob die geplanten Strukturveränderungen tatsächlich spürbare Effekte haben würden. Ob man auf die Ratings von Fitch, Moody’s oder S\&P schaue – der Beweis, dass regulatorische Anpassungen die Kosten der Kapitalbeschaffung grundlegend verändern, stehe noch aus.
Kukies ging zudem auf aktuelle politische Entscheidungen ein. Er verwies auf den Kabinettsbeschluss vom Mittwoch, sämtliche Berichtspflichten nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz auszusetzen. „Das zeigt ja, es tut sich was. Die Rückmeldungen der Wirtschaft werden adressiert“, erklärte er. Damit müssen Unternehmen künftig nicht mehr dokumentieren, dass sie entlang ihrer internationalen Lieferketten die Einhaltung von Menschenrechten sicherstellen. Das nationale Gesetz bleibt zwar formal in Kraft, soll aber 2027 durch die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) abgelöst werden. Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD ursprünglich eine vollständige Abschaffung des Gesetzes in Aussicht gestellt.
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Neue Geschäftsfelder und Akquisitionen: Die TARGOBANK auf dem Weg zur Universalbank
Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025
Im Gespräch auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 skizzierte Isabelle Chevelard, CEO der TARGOBANK, die strategische Ausrichtung ihres Hauses. Deutschland biete zahlreiche Chancen für profitables Wachstum, betonte sie. Die Bank investiere stark, insbesondere in IT, um die Rolle einer Universalbank konsequent auszubauen. Dabei spiele auch die Versicherungsgesellschaft als wesentlicher Bestandteil des künftigen Geschäftsmodells eine zentrale Rolle.
Chevelard sieht in Bankenfusionen ein geeignetes Instrument, um Europa im internationalen Wettbewerb zu stärken. „Wir wollen Teil der Konsolidierung sein“, erklärte sie und schloss weitere Übernahmen nicht aus – konkrete Namen nannte sie jedoch nicht. Für die TARGOBANK sei Deutschland neben Frankreich ein zweiter Heimatmarkt, und die Strategie sei klar langfristig ausgerichtet: „Wir denken langfristig. Wir haben Zeit. Schritt für Schritt.“
Die kürzlich bekanntgegebene Partnerschaft mit der Oldenburgischen Landesbank (OLB) bezeichnete Chevelard als „Perfect Match“. Es gebe keine Überschneidungen, vielmehr würden sich die Kompetenzen beider Institute ergänzen. Auch mit Blick auf den Wettbewerb durch Neobroker stellte sie klar, dass die TARGOBANK keine Konfrontation anstrebe: „Wir werden Trade Republic nicht aus dem Markt werfen. Neobroker sind ein zusätzliches Angebot, wir haben keine großen, ambitionierten Ziele damit.“
Mit ihrer Strategie unterstreicht die TARGOBANK den Anspruch, sich zu einer umfassenden Universalbank zu entwickeln und gleichzeitig die Chancen der Konsolidierung in Europa aktiv zu nutzen.
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Cornelius Riese: Kryptowährungen mit Augenmaß – und ein klares Bekenntnis zu Wero
Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025
Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 nahm Dr. Cornelius Riese, CEO der DZ Bank, unter anderem auch Stellung zu zwei Themen, die die Zukunft des Finanzsektors maßgeblich prägen: Kryptowährungen und digitale Bezahlsysteme. Gefragt nach den Skeptikern von Kryptowährungen betonte er, dass es sich zweifellos um ein riskantes Finanzinstrument handle, das jedoch auf eine deutliche Nachfrage stoße. Deshalb sei es für Banken eine Selbstverständlichkeit, entsprechende Angebote vorzuhalten – allerdings ausschließlich für Selbstentscheider, die bereit seien, die Risiken zu tragen, und nur für Kunden, die ihre Kompetenz im Umgang mit derartigen Produkten nachweisen könnten.
Besonders leidenschaftlich sprach Riese über das europäische Bezahlsystem Wero. Er bezeichnete sich selbst als „leidenschaftlichen Verfechter“ dieser Initiative. Während das frühere Projekt PayDirect nicht den erhofften Erfolg gebracht habe, sei Wero aus seiner Sicht ein vielversprechender Ansatz, der mit hoher Geschwindigkeit entwickelt werde. Der Fokus liege dabei konsequent auf digitalen Lösungen und nicht mehr auf physischen Karten. Wichtig sei vor allem die Interoperabilität: vorhandene Infrastrukturen müssten integriert, bestehende Lösungen nahtlos migriert werden. Damit, so Riese, könne Europa im Zahlungsverkehr technologisch und strategisch unabhängiger werden und seinen Kunden gleichzeitig eine moderne, verlässliche Alternative zu internationalen Systemen bieten.
Wero, das von der European Payments Initiative (EPI) getragen wird, soll ein einheitliches, europäisches Bezahlsystem schaffen, das verschiedene Funktionen bündelt: Neben klassischen Zahlungen im Handel – sowohl online als auch im stationären Geschäft – ermöglicht es auch Peer-to-Peer-Überweisungen in Echtzeit sowie perspektivisch die Integration weiterer Dienste wie digitales Identitätsmanagement und Treueprogramme. Damit soll Wero nicht nur die Abhängigkeit von globalen Anbietern wie Visa, Mastercard oder PayPal verringern, sondern auch ein vertrauenswürdiges, datenschutzkonformes System bieten, das in der gesamten Eurozone genutzt werden kann.
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Europäische Defense-Initiative: Banken als strategische Partner gefragt
Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025
Die Europäische Defense-Initiative (EDIP) ist ein neues strategisches Programm der Europäischen Union, das darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Verteidigungsindustrie zu stärken und die militärische Handlungsfähigkeit der Union zu verbessern. Mit einem Budget von 1,5 Milliarden Euro für die Jahre 2025 bis 2027 sollen Investitionen gefördert, Lieferketten gesichert und die Zusammenarbeit mit Partnern wie der Ukraine unterstützt werden.
Beim Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 wurde die Rolle der Banken in diesem Zusammenhang diskutiert. Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, ließ offen, ob die Deutsche Bank der Initiative beitreten wird. Er betonte jedoch die Relevanz der finanziellen Infrastruktur für die Umsetzung solcher strategischen Programme und die Notwendigkeit, dass der Finanzsektor flexibel auf sicherheitspolitische Herausforderungen reagieren kann.
Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, hob ebenfalls die Bedeutung der Initiative hervor. Er betonte, dass die Europäische Defense-Initiative nicht nur für die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, sondern auch für die Finanzbranche von strategischer Relevanz sei. Banken könnten durch Finanzierungslösungen und Investitionspartnerschaften einen entscheidenden Beitrag leisten, um die Versorgung mit Verteidigungsprodukten zu sichern und die strategische Autonomie Europas zu stärken.
Heiner Herkenhoff hob in seinem Beitrag auf dem Banken-Gipfel hervor, dass viele Innovationen, die heute selbstverständlich zum Alltag gehören, ursprünglich ihren Ursprung im militärischen Bereich hatten. Technologien wie das Internet, GPS oder moderne Kommunikationssysteme sind zunächst für Verteidigungszwecke entwickelt worden, bevor sie breite zivilgesellschaftliche Anwendung fanden. Er betonte die Bedeutung der Verteidigungs- und Sicherheitsforschung nicht nur für militärische Zwecke, sondern auch als Treiber wirtschaftlicher Innovationen und technologischen Fortschritts in der gesamten Gesellschaft.
Mehrere internationale Banken wie J.P. Morgan, ING, Commerzbank, die Landesbank Baden-Württemberg und RBC Capital Markets haben bereits ihre Unterstützung für die Initiative signalisiert, insbesondere im Rahmen der geplanten Defence, Security and Resilience Bank, die NATO-Mitgliedstaaten und Partnern helfen soll, Verteidigungsprojekte zu finanzieren. Die Europäische Investitionsbank beteiligt sich ebenfalls, um den Zugang zu Finanzmitteln für die europäische Verteidigungsindustrie zu erleichtern.
Die Diskussion auf dem Banken-Gipfel machte deutlich, dass die Europäische Defense-Initiative nicht nur ein politisches Programm ist, sondern auch eine Herausforderung und Chance für die Finanzbranche darstellt. Sie erfordert partnerschaftliches Engagement und innovative Finanzierungslösungen, um die Ziele Europas im Bereich Sicherheit, Verteidigung und strategische Autonomie zu erreichen.
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Rahmenbedingungen für die Zukunft des Finanzmarktes
Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025
Beim Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 sprach Oliver Behrens, CEO von flatexDEGIRO, über die Bedeutung stabiler und effizienter Rahmenbedingungen für den Finanzmarkt. Sein zentraler Punkt: Nur wenn die regulatorischen und strukturellen Voraussetzungen stimmen, können die Banken und Finanzdienstleister die Finanzierungsaufgaben der Zukunft zuverlässig erfüllen.
Behrens betonte, dass es nicht allein um die Anpassung bestehender Regeln gehe, sondern um die Schaffung von Rahmenbedingungen, die Innovation und Wachstum ermöglichen. Regeln für Finanzinstrumente müssten so gestaltet sein, dass sie sowohl Investoren als auch Unternehmen nutzen, und gleichzeitig die Stabilität des Marktes nicht gefährden.
Für ihn ist klar, dass der Finanzsektor in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen steht. Digitalisierung, wachsender Kapitalbedarf von Unternehmen und neue Anlageformen erfordern flexible, verständliche und praktikable Regeln.
Größere Teile der Bevölkerung müssten am Wachstum der Wirtschaft beteiligt werden, wenn Deutsche im Verhältnis zu den Nachbarländern nicht weiter verarmen sollen. Dafür bedarf es leichteren Zugangs zu Investments. Die meisten Kundinnen und Kunden empfinden die Voraussetzungen für Wertpapieranlagen als viel zu bürokratisch.
Oliver Behrens forderte, die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften deutlich zu erleichtern. Als Beispiel nannte er eine marokkanische Händlerin, die in Deutschland neun Monate für die erforderlichen Genehmigungen benötigt, während sie in Frankreich lediglich 15 Minuten bräuchte, um arbeiten zu können. Behrens widersprach der verbreiteten Annahme, dass hochqualifizierte Fachkräfte automatisch nur die Preise und Mieten in Deutschland nach oben treiben würden. Vielmehr zeige sich, dass an jedem solchen Arbeitsplatz zahlreiche weitere Arbeitsplätze hängen, angefangen bei Anwälten und Restaurants bis hin zu Haushaltshilfen, sodass eine erleichterte Zuwanderung insgesamt der Wirtschaft und Beschäftigung zugutekomme.
Sein Impuls verdeutlichte, dass zukunftsfähige Finanzmärkte nicht allein durch Technologie oder Kapitalstärke entstehen, sondern durch ein Zusammenspiel von klaren Regeln, Innovationsbereitschaft und verantwortlichem Handeln.
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Die Welt im Umbruch – Was bedeutet das für den Finanzsektor?
Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2025
Beim Handelsblatt Banken-Gipfel 2025 stellte sich Dr. Bettina Orlopp, CEO der Commerzbank, den Fragen zur Rolle des Finanzsektors in Zeiten globaler Unsicherheit. Ihre Botschaft: Die gegenwärtigen Transformationsprozesse in Wirtschaft und Politik sind gewaltig – und Banken tragen eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung.
Orlopp betonte, dass die hohe Staatsverschuldung kein Garant für Erfolg sei. „Verschuldung alleine ist noch kein positives Signal, sondern erst dann, wenn die gewünschten Effekte der Investitionen eintreten.“ Mit diesem Hinweis stellte sie die Wirksamkeit der aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung in Frage. Zwar erkenne sie die Notwendigkeit von Investitionen an, entscheidend sei jedoch, dass diese tatsächlich Wachstumsimpulse erzeugen und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken.
Im Blick auf die eigene Bank zeigte sich die Commerzbank-Chefin zufrieden mit der Entwicklung. „Seit Dezember letzten Jahres sehen Analysten eine Verdopplung des Aktienkurses“, hob sie hervor. Dies sei ein Beleg dafür, dass die eingeleiteten strategischen Maßnahmen Wirkung zeigten und das Vertrauen des Marktes zurückgekehrt sei.
Gleichzeitig machte Orlopp deutlich, dass die Herausforderungen im internationalen Umfeld erheblich bleiben. Geopolitische Spannungen, die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft sowie die digitale Disruption verlangten dem Finanzsektor Anpassungsfähigkeit ab. Banken müssten widerstandsfähig und gleichzeitig innovativ sein, um sowohl ihre Kunden als auch die Volkswirtschaft zuverlässig zu unterstützen.
Ihr Fazit: Die Welt befindet sich im Umbruch – doch gerade darin liege die Chance für die Finanzbranche, ihre Relevanz neu zu beweisen. Effizienz, kluge Investitionsentscheidungen und ein stabiler Ordnungsrahmen seien die Voraussetzungen dafür, dass Banken nicht nur reagieren, sondern gestalten.
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