Soft Skills systematisch bewerten – ein Meilenstein in Arbeit
Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2025
Mit dem Sammelband „Soft Skill Rating – Training und Management sozialer Kompetenz“ entsteht derzeit ein Werk, das den Anspruch erhebt, die Diskussion um soziale Kompetenzen grundlegend zu verändern. Die Herausgeber Dr. Oliver Everling und Dominik Wever koordinieren die enge Zusammenarbeit von mehr als 30 Expertinnen und Experten, die ihre vielfältigen Perspektiven in ein gemeinsames Manuskript einbringen. Dieses soll bis Ende 2025 fertiggestellt sein und den Anspruch einlösen, Soft Skills nicht länger nur beschreibbar, sondern auch nachvollziehbar messbar und strategisch nutzbar zu machen.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Verzahnung von klassischen Bewertungsmethoden mit neuesten technologischen Ansätzen. Während Selbst- und Fremdeinschätzungen, strukturierte Interviews oder 360-Grad-Feedback weiterhin wichtige Instrumente bleiben, öffnen KI-gestützte Verfahren, Videoanalysen und immersive VR-Simulationen neue Horizonte für die objektive Bewertung. Damit verbindet der Sammelband Tradition mit Innovation und zeigt auf, wie Soft Skills in einer digitalisierten Arbeitswelt zum steuerbaren Erfolgsfaktor werden können.
Darüber hinaus nehmen die Beiträge Branchenperspektiven und Anwendungskontexte in den Blick: Ob im Krankenhaus, wo Kommunikation und Teamfähigkeit über die Qualität der Patientenversorgung entscheiden, oder im Finanzsektor, wo Empathie und Haltung zunehmend als Schlüsselwährungen gelten – Soft Skills erweisen sich als unverzichtbar. Fallstudien aus Start-ups, internationalen Transaktionen oder Change-Prozessen belegen, dass der langfristige Erfolg weniger von Fachwissen als vielmehr von sozialen Kompetenzen abhängt.
Die gemeinsame Arbeit der Autorinnen und Autoren verdeutlicht auch die Breite des Themas: Resilienz in Hochbelastungssituationen, Energiemanagement als unterschätzter Soft Skill oder intergenerationale Zusammenarbeit sind nur einige der Facetten, die in den Kapiteln beleuchtet werden. So entsteht ein Panorama, das Soft Skills nicht als Nebenaspekt, sondern als zentrales Element von Unternehmensführung, Kulturentwicklung und Innovation begreift.
Wenn das Manuskript Ende 2025 abgeschlossen ist, wird ein Standardwerk vorliegen, das Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen adressiert – mit klarer Botschaft: Soft Skills sind keine „weichen“ Faktoren, sondern harte Erfolgsbedingungen.
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Virtuelle Realität, 3D-Darstellung und Unternehmensrating im Kontext der Medizinrobotik
Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2025
Virtuelle Realität, dreidimensionale Darstellungen und Stereoskopie sind eng miteinander verknüpft, da sie alle darauf abzielen, räumliche Tiefe und realitätsnahe Wahrnehmung zu erzeugen. Während die Stereoskopie die Grundlage bildet, indem sie über zwei leicht versetzte Bilder ein räumliches Sehen ermöglicht, nutzt die 3D-Darstellung diese Technik, um digitale Objekte plastisch erscheinen zu lassen. Virtuelle Realität geht einen Schritt weiter: Sie integriert diese räumliche Wahrnehmung in eine vollständig immersive Umgebung, die den Nutzer nicht nur sehen, sondern auch agieren lässt. In der Medizin, insbesondere in der Robotik, wird diese Verbindung zunehmend genutzt, um Operationen präziser, sicherer und sogar ortsunabhängig durchzuführen.
Wie Andreas Scharf von der Apo Asset Management GmbH in seinem Beitrag „Medizinrobotik: Die Operation Zukunft“ erläutert, eröffnet die Kombination aus Robotik, KI und digitalen Darstellungsverfahren neue Horizonte: „Mit dessen OP-Robotik-System da Vinci werden bereits jetzt viele Medizinstudierende ausgebildet. Damit entsteht ein eigenes Anwender-Ökosystem.“ Diese Ausbildung erfolgt zunehmend mit Hilfe von 3D-Simulationen und virtuellen Umgebungen, in denen angehende Chirurgen Eingriffe trainieren können, bevor sie sie am Patienten durchführen. Die präzise Tiefenwahrnehmung durch stereoskopische Darstellungen ist dabei entscheidend, um komplexe anatomische Strukturen realistisch zu erfassen.
Virtuelle Realität wird so zum Bindeglied zwischen digitalem Modell und realer medizinischer Handlung. Die Fernoperation aus 11.000 Kilometern Entfernung, bei der „ein Krebspatient in Angola robotergestützt aus den USA operiert“ wurde, wäre ohne fortgeschrittene visuelle Darstellungen und Echtzeitübertragung von 3D-Daten kaum denkbar. Stereoskopische Bildgebung sorgt hier für die nötige räumliche Orientierung des Chirurgen, der sich in einer virtuellen Repräsentation des Operationsfeldes bewegt.
Dieser technologische Fortschritt hat unmittelbare Auswirkungen auf das Rating von Unternehmen, die in diesem Feld tätig sind. Firmen wie Intuitive Surgical oder Stryker profitieren von der engen Verzahnung von KI, Robotik und 3D-Visualisierung, da sie Innovationen hervorbringen, die den Marktwert und die Zukunftsfähigkeit steigern. Für Analysten und Portfoliomanager wie Scharf sind dabei nicht nur die Umsatzzahlen entscheidend, sondern auch die technologische Führungsrolle: „Die Zulassungschancen und der klinische Nutzen bestimmen das Anlagepotenzial.“ Ein Unternehmen, das durch immersive Technologien wie virtuelle Realität eine höhere Präzision oder Ausbildungseffizienz ermöglicht, wird als wettbewerbsfähiger und damit als besser bewertbar angesehen.
Der Zusammenhang zwischen virtueller Realität, 3D-Darstellung und Stereoskopie zeigt somit, wie visuelle Technologien zur Grundlage medizinischer Innovationen werden und zugleich Einfluss auf die Bewertung von Unternehmen im Gesundheitssektor nehmen. Fortschritt in der Wahrnehmung und Darstellung räumlicher Realität wird zu einem ökonomischen Faktor, der Ratings verändert und Investitionen lenkt – ein Beleg dafür, dass technologische Tiefe zunehmend auch die finanzielle Tiefe eines Unternehmens bestimmt.
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Redwood Materials zeigt: Urban Mining erreicht Milliardenbewertungen und wird zum neuen Wachstumssektor
Von Dr. Oliver Everling | 25.Oktober 2025
Die jüngste Finanzierungsrunde des US-amerikanischen Unternehmens Redwood Materials verdeutlicht eindrucksvoll, welches Bewertungspotenzial in der Branche des Urban Mining und Batterierecyclings steckt. Das in Sparks, Nevada, ansässige Unternehmen sammelte in einer Series-E-Runde 350 Millionen US-Dollar ein, angeführt von Eclipse Ventures und mit Beteiligung von NVentures, der Investmentgesellschaft des Technologiekonzerns Nvidia. Damit wird Redwood aktuell mit über sechs Milliarden US-Dollar bewertet – ein klares Signal, dass Investoren weltweit den Markt für wiedergewonnene Rohstoffe als strategisch und wirtschaftlich hochattraktiv einstufen.
Urban Mining – also die Rückgewinnung wertvoller Metalle und Materialien aus bestehenden Produkten, insbesondere Elektronik- und Batterieschrott – entwickelt sich zunehmend zu einem der zentralen Wachstumsfelder der Energiewende. Redwood Materials hat sich dabei als einer der globalen Technologieführer etabliert. Das Unternehmen betreibt nicht nur Recyclinganlagen für Batterien, sondern erweitert seine Aktivitäten um die Herstellung von Kathodenmaterialien und die Entwicklung von Energiespeicherlösungen. Besonders bemerkenswert ist, dass Redwood die Nutzung wiederaufbereiteter Batterien für den Aufbau von Stromspeichersystemen für Rechenzentren und industrielle Anwendungen vorantreibt – ein Schritt, der die Wertschöpfung über das klassische Recycling hinaus verlängert.
Die Höhe der Bewertung spiegelt das Vertrauen der Investoren in die technologische Führungsposition und die Marktchancen des Unternehmens wider. Mit Blick auf die globale Rohstoffknappheit, geopolitische Unsicherheiten und die steigende Nachfrage nach Batteriematerialien in der Elektromobilität und im Energiesektor sehen Investoren im Urban Mining nicht mehr nur ein Nachhaltigkeitsthema, sondern ein hochprofitables Industriefeld. Die Kombination aus technologischer Innovation, geopolitischer Relevanz und massiven Skalierungspotenzialen hat Urban Mining zu einem Investmentthema mit ähnlichem Attraktivitätsniveau wie grüne Energie- oder Halbleitertechnologien gemacht.
Im Vergleich dazu wirken europäische Initiativen – wie das kürzlich gestartete Batterierecycling-Konsortium unter der Leitung der RWTH Aachen – derzeit noch klein, jedoch strategisch nicht minder wichtig. Das Konsortium, an dem unter anderem Iondrive Limited beteiligt ist, verfügt über ein Finanzierungsvolumen von rund 3,1 Millionen Euro, davon 2,07 Millionen Euro aus Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen. Ziel ist der Aufbau einer europäischen Kreislaufwirtschaft für Batterien, bei der bis zu 80 Prozent der Materialien aus Recyclingprozessen stammen sollen. Während Redwood bereits den Sprung in die Kommerzialisierung und internationale Expansion geschafft hat, befindet sich das europäische Projekt noch in einer frühen Entwicklungs- und Demonstrationsphase.
Dennoch zeigt der Vergleich beider Initiativen eine klare Marktlogik: Gelingt es europäischen Unternehmen, Recyclingtechnologien wie das Deep-Eutectic-Solvent-Verfahren von Iondrive erfolgreich zu skalieren, könnten auch sie mittelfristig Bewertungen in ähnlichen Größenordnungen erreichen. Die Redwood-Transaktion zeigt, dass Investoren bereit sind, Milliardenbeträge in Unternehmen zu investieren, die eine Schlüsselrolle in der Rückgewinnung und Wiederverwertung kritischer Rohstoffe übernehmen.
Damit wird deutlich: Urban Mining ist längst mehr als ein Nischenthema der Kreislaufwirtschaft. Es entwickelt sich zu einem der wertvollsten Segmente im globalen Technologiesektor – mit dem Potenzial, neue „grüne Giganten“ hervorzubringen, deren Marktwert sich an den führenden Tech-Unternehmen der Welt messen kann.
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Europäisches Batterierecycling-Konsortium mit 3,1 Millionen Euro Förderung nimmt Arbeit auf
Von Dr. Oliver Everling | 25.Oktober 2025
Ein europäisches Konsortium für Batterierecycling mit einem Gesamtvolumen von 3,137 Millionen Euro hat seine Arbeit aufgenommen. Unter der Leitung des Production Engineering of E-Mobility (PEM) der RWTH Aachen wurde das Projekt nach zwölf Monaten intensiver Vorbereitung offiziell gegründet. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen fördert das Vorhaben mit 2,068 Millionen Euro, während die Konsortiumspartner weitere 1,069 Millionen Euro beisteuern. Ziel des Projekts ist der Aufbau einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft für Batterien in Europa, die nachhaltige Materialien nutzt, ohne Einbußen bei Leistung und Qualität hinzunehmen.
Iondrive Limited (ASX: ION) nimmt als Kerntechnologiepartner eine zentrale Rolle im Konsortium ein. Das Unternehmen entwickelt Verfahren, um Metalle aus Altbatterien zurückzugewinnen und sie zu Vorprodukten für die Herstellung neuer Batteriezellen zu verarbeiten. Dabei kommt die sogenannte DES-Technologie (Deep Eutectic Solvent) zum Einsatz, ein umweltfreundliches Verfahren, das ohne aggressive Säuren auskommt und bei niedrigen Temperaturen arbeitet. „Die Teilnahme an diesem Konsortium bietet Iondrive die Möglichkeit, führenden europäischen OEMs zu demonstrieren, dass Batteriezellen, die aus mit unserem DES-Verfahren recycelten Metallen hergestellt wurden, eine gleichwertige Leistung wie solche aus Primärmaterialien erzielen können“, erklärte Iondrive-CEO Dr. Ebbe Dommisse. Er betonte zudem: „Das Konsortium bietet nicht nur einen Einstiegspunkt in den europäischen Markt, sondern sichert potenziell auch Einsatzmaterial von unseren vorgelagerten Industriepartnern und entwickelt gleichzeitig Abnahmevereinbarungen für Produkte mit unseren nachgelagerten Partnern.“
Neben Iondrive gehören dem Konsortium mehrere führende Industrie- und Forschungspartner an, darunter Accurec Recycling GmbH, NEUMAN & ESSER Process Technology GmbH, Constantia Patz GmbH sowie das PEM der RWTH Aachen. Accurec bringt dabei seine Erfahrung in der mechanischen Aufbereitung und Herstellung von Schwarzmasse ein, die an Iondrive geliefert wird. NEUMAN & ESSER steuert verfahrenstechnisches Know-how bei, während Constantia Patz Expertise im Materialdesign und in der Integration recycelter Materialien in nachhaltige Produktionsprozesse beisteuert. Die RWTH Aachen übernimmt die Weiterverarbeitung des von Iondrive gelieferten Materials in ihrer bestehenden Pilotanlage.
Das Konsortium will die gesamte Wertschöpfungskette des Batterierecyclings abbilden – von der Demontage alter Batterien über die Rückgewinnung und Verarbeitung wertvoller Metalle bis zur Herstellung neuer Zellen. Dadurch soll nachgewiesen werden, dass Batteriezellen, die zu 80 Prozent aus recycelten Materialien bestehen, dieselbe Leistungsfähigkeit wie solche aus Primärmetallen erreichen können. Die Beteiligung europäischer Automobilhersteller als assoziierte Partner ist nach dem Erreichen der ersten technischen Meilensteine vorgesehen, um die Ergebnisse direkt zu validieren und potenzielle Abnahmeverträge zu ermöglichen.
Für Iondrive bedeutet die Teilnahme nicht nur eine Stärkung der Position auf dem europäischen Markt, sondern auch erhebliche finanzielle Unterstützung. 60 Prozent der Betriebskosten der europäischen Pilotanlage werden durch die Fördermittel gedeckt, bis zu einem Maximalbetrag von 398.000 Euro. Diese Mittel stehen für einen Zeitraum von drei Jahren ab Oktober 2025 zur Verfügung. Parallel errichtet Iondrive an der University of Adelaide eine Pilotverarbeitungsanlage, deren Inbetriebnahme für Anfang 2026 geplant ist. Sie soll später nach Europa transportiert und dort in den industriellen Betrieb integriert werden.
Das Konsortium gilt als bedeutender Schritt für den Aufbau einer nachhaltigen Batteriewirtschaft in Europa. Mit seiner Kombination aus Forschung, Technologieentwicklung und industrieller Umsetzung will es dazu beitragen, die Abhängigkeit von Primärrohstoffen zu verringern und den europäischen Markt für recycelte Batteriematerialien langfristig zu stärken.
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Stabiler Ausblick dank Reformkurs und Haushaltsdisziplin in Moldau
Von Dr. Oliver Everling | 23.Oktober 2025
Am 10. Oktober 2025 hat die Ratingagentur S&P Global Ratings der Republik Moldau erstmals ein langfristiges und kurzfristiges Souverän-Rating von BB-/B mit stabilem Ausblick verliehen. Laut S&P spiegelt die Bewertung Moldaus „das Engagement für Reformen, fiskalische Umsicht und eine allmähliche wirtschaftliche Erholung“ wider.
Die Bewertung wurde durch eine enge Zusammenarbeit zwischen der Invest Moldova Agency, dem Finanzministerium und dem Ministerium für Wirtschaftsentwicklung und Digitalisierung ermöglicht. Gemeinsam stellten sie die makroökonomischen Daten und Reformfortschritte bereit, die für die Analyse von S&P erforderlich waren.
Mit dem Rating positioniert sich Moldau unter europäischen Volkswirtschaften wie Armenien, Albanien und Nordmazedonien, die sich – ähnlich wie Moldau – „auf strukturelle Reformen und eine engere Integration in die Europäische Union konzentrieren“ und dabei „moderate Schuldenniveaus und stabile Wachstumsperspektiven“ aufweisen.
Obwohl das Rating noch unterhalb des Investmentgrades liegt, deutet es laut S&P auf „ein beachtliches, aber beherrschbares Kreditrisiko“ hin. Moldaus wirtschaftliche und fiskalische Kennzahlen verbessern sich stetig: Nach einer Phase der Stagnation wird ein Wachstum von 1,2 % im Jahr 2025 und 2,2 % im Jahr 2026 erwartet – getragen von einer stärkeren Landwirtschaft, neuen Investitionen und Reformen im Rahmen des EU-Wachstumsplans in Höhe von 1,9 Milliarden Euro.
Die öffentliche Verschuldung soll laut Prognose bis Ende 2025 bei rund 35 % des BIP liegen – überwiegend bestehend aus langfristigen, zinsgünstigen Krediten offizieller Geldgeber. Diese Struktur helfe, „den Finanzierungsbedarf auf einem tragbaren Niveau zu halten“, so S&P.
Der stabile Ausblick unterstreicht nach Angaben der Agentur das Vertrauen in die „fortgesetzten Reformfortschritte und das Bekenntnis zu fiskalischer Disziplin“. Durch die fortlaufende Annäherung an EU-Standards, die umsichtige Umsetzung des Wachstumsplans sowie die aktive Zusammenarbeit mit IWF und Weltbank soll Moldau seine wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit weiter stärken.
S&P sieht das Land auf einem positiven Entwicklungspfad: „Mit zunehmender Reformtiefe und verbessertem Geschäftsklima ist Moldau immer besser positioniert, Investitionen mit höherem Mehrwert anzuziehen, seine Exportbasis zu erweitern und sich den europäischen Volkswirtschaften anzunähern.“
Als eine der drei führenden globalen Ratingagenturen – neben Fitch Ratings und Moody’s Ratings – spielt S&P eine zentrale Rolle bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Stabilität und Kreditwürdigkeit von Staaten weltweit. Ihre Bewertungen beeinflussen maßgeblich die Wahrnehmung internationaler Investoren, die Zugangskosten zu Kapitalmärkten und letztlich die Zinskosten für Regierungen.
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Rendite mit Ratingqualität
Von Dr. Oliver Everling | 22.Oktober 2025
Die Wiederaufnahme des Lockerungszyklus der US-Notenbank hat die Aufmerksamkeit vieler Anleger wieder auf den Anleihemarkt gelenkt – und damit auch auf jene Faktoren, die für das Credit Rating von Emittenten und Fondsstrategien von zentraler Bedeutung sind. Während das Zinsniveau in den USA und Europa nach den Höchstständen von 2023 und 2024 wieder gesunken ist, bleibt das Umfeld für Anleiheinvestoren günstig. Philippe Gräub, Head of Global & Absolute Return Fixed Income bei der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), schreibt: „Die Kerninflation in den USA und in Europa sind weitgehend unter Kontrolle, und die Zinsen auf beiden Seiten des Atlantiks bewegen sich bereits seit einigen Monaten in einer engen Bandbreite.“
Aus Rating-Perspektive ist entscheidend, wie Fondsmanager in einem solchen Umfeld Kreditrisiken steuern. Der UBP-Experte betont, dass sich attraktive risikogewichtete Erträge im gesamten Spektrum des globalen Anleihemarktes, insbesondere im Kreditbereich, finden lassen. Neben hochverzinslichen Segmenten wie BB-Anleihen, Emerging Markets oder AT1-Anleihen komme es auf die aktive Durationssteuerung und die Diversifikation an. Diese Elemente sind auch aus Sicht von Ratingagenturen zentrale Faktoren für die Beurteilung der Stabilität von Fondsrenditen und ihrer Ausfallwahrscheinlichkeit.
Mit dem Fonds UBAM – Strategic Income demonstriert Gräub, wie eine Strategie, die „in europäische, US-amerikanische sowie Emerging-Markets-Anleihen investiert und gezielt auf Marktbereiche mit überdurchschnittlichem Einkommen setzt“, dennoch ein solides Bonitätsprofil wahren kann. Er unterstreicht: „Wir können auch in AT1- bzw. CoCos sowie in verbriefte Schuldtitel (Collateralised Loan Obligations, CLOs) und bis zu 50% in Hochzinsanleihen investieren, solange das durchschnittliche Rating des Fonds bei mindestens BBB, also Investment Grade, liegt.“ Dieses Ziel eines Investment-Grade-Durchschnittsrating ist für institutionelle Investoren und Ratinganalysten gleichermaßen relevant, da es ein Mindestniveau an Kreditqualität und Stabilität sichert.
Interessant ist dabei, dass der Fonds seit seiner Auflegung eine Performance erzielt, die typisch für den High-Yield-Bereich ist, ohne dessen Bonitätsrisiken vollständig zu übernehmen. Gräub erläutert: „Letztlich ermöglicht die aktive Steuerung des Portfolios über alle Segmente die Erzielung einer Rendite aus dem Hochzinsbereich mit einem deutlich besseren Bonitäts- und Risikoprofil.“ In der Sprache der Ratinganalysten bedeutet das: eine optimierte Spread-Kompensation pro Risikoeinheit.
Das gegenwärtige makroökonomische Umfeld – mit positivem nominalem BIP-Wachstum, kontrollierter Inflation und unterstützenden Zentralbanken – begünstigt laut Gräub Investitionen in einkommensstarke Kreditsegmente. Besonders attraktiv erscheine derzeit der Markt für BB-Anleihen, „weil der Unterschied in der Verschuldung zwischen US-Unternehmen mit BB- und BBB-Rating so gering ist wie selten zuvor“. Diese Beobachtung ist auch für Credit-Rating-Modelle relevant, da sie auf eine Annäherung der fundamentalen Kreditqualität zwischen den oberen High-Yield- und unteren Investment-Grade-Segmenten hinweist.
Der Fonds, der am 2. Dezember 2025 sein dreijähriges Jubiläum feiert, blickt auf eine überdurchschnittliche Entwicklung zurück: Eine Gesamtrendite von 26,6 % seit Auflegung im Vergleich zu 13,4 % des Bloomberg Global Aggregate Index zeigt, dass sich aktives Kreditmanagement und Diversifikation nicht nur auf die Performance, sondern auch auf die Stabilität des Ratings positiv auswirken können. Mit einem Gesamtvermögen von 809 Millionen USD ist der UBAM – Strategic Income Fonds ein Beispiel dafür, wie ein durchdachtes Bonitätsmanagement in einem Umfeld sinkender Zinsen nachhaltige Erträge ermöglichen kann – und zugleich Ratingqualität als integralen Bestandteil des Investmentansatzes versteht.
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Kunstmarkt am Wendepunkt: Wie Art Rating den neuen Aufschwung messbar macht
Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2025
Der Kunstmarkt scheint nach einer langen Durststrecke langsam wieder Tritt zu fassen. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 war die Branche in einen anhaltenden Abwärtstrend geraten, der sich bis 2024 fortgesetzt hatte. Erst in diesem Frühjahr sprach WFA-Vorstand Rüdiger K. Weng von einem „sich abzeichnenden Bottoming-out“, also einem Auslaufen der Talfahrt. Nun deuten zahlreiche Frühindikatoren darauf hin, dass sich die Stimmung spürbar aufhellt.
„Seit dem Ende der Sommerpause zeigen verschiedene Frühindikatoren im europäischen Kunstmarkt erstmals seit 2022 wieder nach oben“, so Weng. Auktionen wie jene des Hauses Kornfeld in Bern erzielten Ergebnisse über den Prognosen, während auch Messen wie die „Frieze“ in London ein deutlich gestiegenes Interesse verzeichneten. Selbst kleinere Auktionshäuser meldeten im Herbst überraschend starke Resultate. All dies sind Signale, die auch für das Art Rating von besonderem Interesse sind, denn es bewertet nicht nur einzelne Werke, sondern vor allem die Marktstabilität und das Vertrauen in Kunst als Anlageklasse.
Weng beschreibt den Aufwärtstrend detailliert: „Bei unserem Tochterunternehmen in der Schweiz hat sich die Anzahl der Anfragen zum Kauf von Kunstwerken gegenüber dem Vorjahr merklich vergrößert, wie auch der Traffic auf der Webseite sich seit der Sommerpause gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um mehr als 30 % erhöht hat. Das zieht erfahrungsgemäß sukzessive auch höhere Umsätze nach sich.“ Ein solches Marktverhalten ist für Art-Rating-Systeme ein klarer Hinweis auf ein sich verbesserndes Investitionsklima – denn Ratingmodelle erfassen genau solche Frühindikatoren, um die Attraktivität von Kunst als Vermögenswert zu bewerten.
Auch makroökonomische Faktoren spielen eine Rolle. Der Luxusgüterkonzern LVMH überraschte im Oktober mit einem kräftigen Wachstumsschub, was laut Weng eine Signalwirkung für den Kunstmarkt entfaltet: „Der Kunstmarkt gilt als Teil des Luxusgütermarktes, verhält sich in seinen Trends aber volatiler als dieser.“ Hier zeigt sich die Relevanz von Art Ratings, die helfen, diese Volatilität einzuordnen und die relative Stabilität einzelner Marktsegmente oder Künstlerpositionen messbar zu machen.
Weng bleibt trotz der positiven Entwicklung vorsichtig optimistisch: „Momentan zeigen fast alle Frühindikatoren, die ich beobachte, nach oben. (…) Ich glaube allerdings nicht an eine so dynamische Erholung wie wir sie im Jahr 2009 nach dem Ende der Finanzkrise gesehen haben.“ Gerade diese Einschätzung verdeutlicht den Nutzen von Kunstratings, die auf objektive Daten und historische Vergleichswerte zurückgreifen, um überzogene Erwartungen zu dämpfen und realistische Perspektiven aufzuzeigen.
Mit der geplanten Verstärkung der WFA und neuen Investitionen in Unternehmensbeteiligungen bereitet sich das Unternehmen auf ein neues Marktumfeld vor. Sollte sich die Nachfrage weiter beleben, würde die WFA „mit ihrem umfangreichen Lagerbestand von einer anziehenden Nachfrage besonders stark profitieren“, so Weng. Für Art Rating bedeutet das: ein wachsender Markt mit höherem Handelsvolumen liefert auch mehr Bewertungsdaten und Vergleichswerte, wodurch Ratings an Aussagekraft gewinnen.
Die Rückkäufe eigener Aktien und die geplante Dividendenerhöhung sind ebenfalls Ausdruck eines neu erwachten Vertrauens. Art Rating kann solche Signale aufgreifen und in die Bewertung des Marktvertrauens einfließen lassen – ein Faktor, der über den reinen Kunstwert hinausgeht. Der Kunstmarkt steht damit an einem möglichen Wendepunkt, an dem die Verbindung von Daten, Marktstimmung und künstlerischem Wert – wie sie das Art Rating ermöglicht – zu einem entscheidenden Instrument für Sammler, Investoren und Institutionen werden könnte.
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Schumpeter und die Theorie des Ratings – warum Wandel das bessere Fundament für Stabilität ist
Von Dr. Oliver Everling | 20.Oktober 2025
Der diesjährige Wirtschaftsnobelpreis ist auch ein Anlass, über die theoretischen Grundlagen von Credit Ratings nachzudenken. So wie Philippe Aghion, Peter Howitt und Joel Mokyr Schumpeters Idee der schöpferischen Zerstörung in die Gegenwart übertragen, basieren auch Ratings und die Arbeit von Ratingagenturen auf theoretischen Modellen, die wirtschaftliche Dynamik erfassen und bewerten sollen. Ein Credit Rating ist nie bloß eine Zahl, sondern Ausdruck einer Theorie über Risiko, Marktprozesse und Anpassungsfähigkeit. In stabilen Zeiten können Modelle, die von Gleichgewicht, Prognostizierbarkeit und Kontinuität ausgehen, nützlich sein. Doch Schumpeter hätte wohl davor gewarnt, Stabilität mit Sicherheit zu verwechseln. Denn Märkte sind nicht im Gleichgewicht, sondern im Wandel – und Kreditrisiken entstehen nicht im Stillstand, sondern in der Bewegung.
Gerade die Schumpeter-Schule betont, dass Fortschritt aus Innovation, Wettbewerb und der Bereitschaft zur Erneuerung entsteht. Für Ratingagenturen bedeutet das, ihre Modelle kontinuierlich zu hinterfragen. Ein statisches Ratingmodell, das vergangenheitsbezogene Kennzahlen überbewertet und strukturellen Wandel unterschätzt, wird der Realität einer dynamischen Wirtschaft nicht gerecht. Theorien über Innovation und strukturellen Wandel zeigen, dass sich Risiko dort neu formiert, wo Neues entsteht – und dass überkommene Strukturen nicht per se sicherer sind. Ein Unternehmen in einer alternden Branche mit stabilen Cashflows mag kurzfristig verlässlich wirken, doch langfristig kann es ökonomisch gefährdeter sein als ein junges, wachstumsstarkes Unternehmen, das sich an neue Marktbedingungen anpasst.
Die Arbeiten der Nobelpreisträger erinnern auch Ratingagenturen daran, dass sie nicht nur Beobachter, sondern Teilnehmer eines sich wandelnden Systems sind. Ihre Urteile beeinflussen Kapitalflüsse und damit auch, wo Innovation stattfindet. Indem sie Risiken bewerten, setzen sie zugleich Anreize für oder gegen Erneuerung. Wenn sie den Status quo systematisch bevorzugen, können sie ungewollt zum Hemmschuh der schöpferischen Zerstörung werden. Doch wer Schumpeter ernst nimmt, erkennt: Wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität entsteht nicht durch die Vermeidung von Wandel, sondern durch die Fähigkeit, ihn zu verstehen und zu gestalten.
Theorien sind für Ratings daher keine abstrakten Konstrukte, sondern die Grundlage jedes Urteils. Sie müssen den Geist des Fortschritts in sich tragen – so wie Schumpeters Kapitalismus, der Wohlstand aus Bewegung schöpft. Der Nobelpreis mahnt damit auch die Ratingwelt, Modelle und Methoden immer wieder zu erneuern, um das dynamische Wesen von Risiko und Wachstum zu erfassen. Denn wer den Wandel bewertet, darf nicht im Stillstand verharren.
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Vom Zuschauen zum Mitgestalten: Virtuelle Realität als Sinnbild des Wandels von der Attention zur Action Economy
Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2025
Kaum ein technologisches Feld verkörpert den gegenwärtigen ökonomischen und kulturellen Paradigmenwechsel so eindrucksvoll wie die virtuelle Realität. Während die Attention Economy durch passive Rezeption geprägt war – durch das Schauen, Liken und Konsumieren von Inhalten –, steht die virtuelle Realität für eine neue Form der Beteiligung: den Übergang vom Zuschauer zum Akteur. In immersiven Welten ist der Mensch nicht länger bloßer Empfänger von Eindrücken, sondern Mitschöpfer seiner eigenen Erfahrung.
Diese Verschiebung markiert den Kern dessen, was Aoshi Chen als Beginn der Action Economy bezeichnet. In seinem Denken wird Technologie nicht mehr als Mittel zur Aufmerksamkeitserzeugung verstanden, sondern als Werkzeug der Handlungsbefähigung. Virtuelle Realität (VR) und erweiterte Realität (AR) schaffen Umgebungen, in denen Erfahrung, Erkenntnis und Aktion verschmelzen. Sie bieten nicht nur Unterhaltung, sondern ermöglichen Lernen, Gestalten, Experimentieren – kurz: eine neue Qualität des Wirkens.
Während in der Attention Economy die Blickrichtung des Menschen kontrolliert und gelenkt wurde, erweitert die Action Economy das Handlungsspektrum. In der virtuellen Realität ist Aufmerksamkeit kein Ziel, sondern Ausgangspunkt: Sie wird zur Ressource, die durch Interaktion aktiviert wird. Das Individuum ist nicht länger ein Punkt im Datenstrom, sondern ein aktiver Teil eines Erlebnissystems. Jede Bewegung, jede Entscheidung und jede kreative Geste verändert die Welt, in der man sich befindet – und damit auch das eigene Verhältnis zur Realität.
In dieser aktiven Form der Teilhabe liegt der symbolische Kern des Paradigmenwechsels von Quantität zu Qualität. Es geht nicht mehr darum, wie viele Menschen zuschauen, sondern wie tief sie sich einlassen; nicht darum, wie groß die Reichweite ist, sondern wie intensiv die Erfahrung wirkt. Virtuelle Realität wird damit zum Spiegel einer neuen Ökonomie, die auf Engagement, Wirkung und Sinn ausgerichtet ist.
Gerade im Kontext von Bildung, Kultur und Wirtschaft wird VR zu einem Experimentierfeld für die Prinzipien der Action Economy. Unternehmen entwickeln immersive Trainingsumgebungen, in denen Mitarbeiter nicht konsumieren, sondern handeln und reflektieren. Künstler schaffen partizipative Räume, in denen das Publikum Teil des kreativen Prozesses wird. Selbst Markenkommunikation wandelt sich – weg von der Botschaft, hin zur gemeinsamen Erfahrung.
Diese Entwicklung hat auch strukturelle Folgen für die Art, wie Wert gemessen wird. In der Logik der Attention Economy war Wert gleichbedeutend mit Reichweite; in der Action Economy entsteht er durch Beteiligung und Wirkung. Virtuelle Welten zeigen exemplarisch, wie Wertschöpfung durch Interaktion entsteht: durch das Tun, nicht durch das Zuschauen.
Virtuelle Realität ist somit nicht nur eine technologische Innovation, sondern ein kulturelles Symbol. Sie steht für eine Wirtschaft, in der der Mensch wieder in den Mittelpunkt rückt – nicht als Konsument, sondern als Mitgestalter. In ihr verdichtet sich die Vision einer neuen, qualitativen Ökonomie, in der Erleben, Handeln und Sinn eine Einheit bilden. Wo die Attention Economy die Welt zur Bühne machte, verwandelt die Action Economy sie in einen Werkraum – einen Raum, in dem Zukunft nicht beobachtet, sondern gestaltet wird.
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Von der Attention Economy zur Action Economy: Wie ein neues Wirtschaftsverständnis ESG und Nachhaltigkeitsratings transformiert
Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2025
Der Begriff Attention Economy entstand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Einsicht, dass in einer Welt des Informationsüberflusses menschliche Aufmerksamkeit zur knappsten und damit wertvollsten Ressource geworden ist. Bereits der Ökonom und Psychologe Herbert A. Simon erkannte in den 1970er-Jahren, dass „eine Fülle an Information zu einem Mangel an Aufmerksamkeit führt“. Mit dem Aufstieg digitaler Medien, sozialer Netzwerke und algorithmischer Plattformen wurde diese Beobachtung zu einem zentralen Prinzip der modernen Wirtschaft. Unternehmen konkurrierten nicht mehr nur um Marktanteile, sondern um Zeit, Klicks und Sichtbarkeit.
In den 2000er- und 2010er-Jahren erreichte die Attention Economy ihren Höhepunkt. Erfolg wurde an Reichweite, Interaktionsraten und viraler Präsenz gemessen – Indikatoren, die zwar kurzfristige Aufmerksamkeit generierten, aber wenig über langfristigen Wert, Wirkung oder Verantwortung aussagten. Die Ökonomie der Aufmerksamkeit förderte Oberflächlichkeit: Quantität dominierte über Qualität, Geschwindigkeit über Substanz, Wirkung über Nachhaltigkeit.
Diese Entwicklung führte in den letzten Jahren zunehmend zu einem Vertrauensverlust. Konsumenten, Investoren und Regierungen begannen zu erkennen, dass Aufmerksamkeit allein kein Indikator für echten gesellschaftlichen oder ökologischen Fortschritt ist. In dieser Phase des Umdenkens setzt Aoshi Chen mit seinem Konzept der Action Economy an. Gemeinsam mit Dr. Everling formulierte er 2025 das Action Economy Manifest, in dem es heißt: „Die Attention Economy fragte: Wer schaut zu? Die Action Economy fragt: Wer macht mit?“ Wert entsteht nicht mehr aus Sichtbarkeit, sondern aus Handeln, Beteiligung und Wirkung.
Dieses neue Paradigma hat weitreichende Folgen für die Beurteilung von Unternehmen, insbesondere im Bereich von ESG- und Nachhaltigkeitsratings. Während klassische Ratings auf quantitativen Finanzkennzahlen beruhen, und ESG-Systeme häufig auf Offenlegung und Berichterstattung fokussieren, fordert die Action Economy ein Umdenken hin zu aktiver Wirkungsmessung. Es genügt nicht länger, Strategien oder Versprechen zu kommunizieren – entscheidend ist, was tatsächlich umgesetzt wird, wie messbar Veränderungen herbeigeführt werden und welche Resonanz entsteht.
In diesem Sinne steht die Action Economy für eine qualitative Vertiefung der ESG-Logik. Sie verbindet ökologische Verantwortung, soziale Teilhabe und ethische Governance mit der Fähigkeit zur konkreten Umsetzung. Unternehmen werden nicht mehr nur danach bewertet, was sie sagen oder wohin sie investieren, sondern wie sie handeln – ob sie Mitarbeiter, Kunden und Partner aktiv in Transformationsprozesse einbinden und ob ihre Initiativen reale, überprüfbare Wirkung entfalten.
Die zukünftige Entwicklung von ESG- und Nachhaltigkeitsratings wird daher von einem rein berichtsbasierten Ansatz zu einem aktionsbasierten Bewertungsmodell übergehen. Neue Kennzahlen könnten die Beteiligung an Kooperationsprojekten, die Skalierung sozialer Innovationen oder die nachweisbare Reduktion von Emissionen und Ressourcenverbrauch abbilden. In der Logik der Action Economy wird Glaubwürdigkeit zur Funktion von Handlungskompetenz: Wer nachhaltig handelt, verdient Vertrauen – und damit Kreditwürdigkeit im umfassenden Sinne.
So markiert der Übergang von der Attention Economy zur Action Economy nicht nur einen kulturellen und technologischen Wandel, sondern auch eine Neuausrichtung ökonomischer Bewertungssysteme. Wo früher Aufmerksamkeit als Währung galt, wird künftig Wirkung zum Maßstab. Die Unternehmen, die in dieser neuen Epoche bestehen, werden jene sein, die nicht bloß gesehen, sondern wirksam werden – durch Taten, die sowohl wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert schaffen.
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