Neue Anlegerchancen durch Krypto-Unternehmenswandelanleihe
Von Dr. Oliver Everling | 23.Februar 2022
Die Emission der Krypto-Unternehmenswandelanleihe der artec technologies AG (ISIN DE0005209589) mit einem Volumen von 1.999.984,00 Euro hat begonnen. Zunächst haben die bestehenden Aktionäre vom 23. Februar 2022 bis zum 8. März 2022 die Möglichkeit, das elektronische Wertpapier mittels Bezugsrecht zu erwerben. Das entsprechende Bezugsangebot wurde im Bundesanzeiger sowie auf der Homepage der Gesellschaft (artec.de) veröffentlicht. Als Emissionsbegleiter wurde das Bankhaus Scheich Wertpapierspezialist AG, einer der führenden Spezialisten an der Frankfurter Wertpapierbörse, mandatiert. Registerführer im Sinne des eWpG ist die Cashlink Technologies GmbH Frankfurt.
Die börsennotierte artec technologies AG (WKN 520958) aus Diepholz (Deutschland) entwickelt und produziert innovative Software- und Systemlösungen für die Übertragung, Aufzeichnung und Auswertung von Video-, Audio- und Metadaten in Netzwerken und Internet. artec bietet seinen Kunden einen Komplettservice (Projektierung, Inbetriebnahme, Service & Support) sowohl für die Standardprodukte als auch die Sonderentwicklungen und Cloud-Dienste an. Kunden sind nationale und internationale Broadcastunternehmen, Medienhäuser, Sicherheitsbehörden und Industrieunternehmen.
artec-Vorstand Thomas Hoffmann: „Unsere cloudbasierte Software und Systemlösung zur Kriminalitätsbekämpfung und Terrorabwehr hat sich bei Sicherheitsbehörden (BOS) in der Praxis bewährt. In den kommenden Jahren sehen wir in diesem Bereich erhebliche Wachstumschancen in Deutschland und dem europäischen Ausland. Die dafür notwendige Finanzierung wollen wir mit dem Krypto-Wertpapier weiter diversifizieren. Die Emission passt auch zur technologischen Weiterentwicklung von artec, da die Verschlüsselung von Videoaufnahmen in der Blockchain Teil unserer Forschungs- und Entwicklung-Arbeit ist. Beispielsweise sollen im Rahmen der Überwachung und Observierung aufgenommene Videoclips und Snapshots fälschungssicher gespeichert
werden.“
Institutionelle und private Anleger erhalten ab dem 11. März 2022 die Möglichkeit, nicht im Rahmen des Bezugsangebotes bezogene Schuldverschreibungen der Krypto-Unternehmenswandelanleihe der artec technologies AG zu erwerben.
Die Krypto-Pflichtwandelanleihe wird von artec als elektronisches Wertpapier nach dem am 10. Juni 2021 in Kraft getretenen Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) begeben. Die Emission erfolgt prospektfrei mit einem Basisinformationsblatt gemäß §§ 3 Nr. 2, 4 Abs. 1 Satz 4 WpPG („BIB“). Das BIB steht auf www.artec.de zum Download zur Verfügung.
Die Laufzeit des Wertpapiers beträgt 3 Jahre. Der Zinssatz beträgt 3 % p.a. Der Nennbetrag je Schuldverschreibung beträgt 28 Euro. Anleihegläubiger haben während des in den Anleihebedingungen genannten Ausübungszeitraums ein Wandlungsrecht in Aktien der Gesellschaft. Am Ende der Laufzeit erfolgt eine Pflichtwandlung der zu diesem Zeitpunkt noch ausstehenden Krypto-Unternehmenswandelanleihen in Aktien der Gesellschaft. Der Wandlungspreis je Aktie beträgt 2,80 Euro – vorbehaltlich einer Anpassung gemäß den Anleihebedingungen.
Im Rahmen des Bezugsangebotes nicht bezogene Krypto-Unternehmenswandelanleihen sollen Anlegern in der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls prospektfrei auf Basis des BIB sowie im Wege einer Privatplatzierung in der Europäischen Union angeboten werden. Ein Angebot erfolgt insbesondere in keinerlei Weise in den Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Japan oder sonstigen Ländern, in denen ein solches Angebot unzulässig wäre.
Rechtlich begleitet wird die Emission von Rechtsanwalt Christopher Görtz aus dem Kölner Büro der Rechtsanwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek.
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Chancen eines neuen geopolitischen Status Quo
Von Dr. Oliver Everling | 22.Februar 2022
Mit seinem Einmarsch in die Ostukraine schafft Russland neue geopolitische Fakten. Mit einem Schlag wurde der geopolitische Status Quo verändert. „Putin sieht den Westen im Prozess einer strategischen Erosion. Im Schulterschluss mit China nutzt Putin diese Schwäche nun kaltblütig aus; er führt damit der Welt vor, dass auch die Machtoptionen der USA nur noch sehr begrenzt sind“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute.
Der aktuelle Vorgang zeige, dass sich die Weltordnung in einer Phase beschleunigter Neuausrichtung befinde. Damit bestätige sich die Prognose einer „geopolitischen Progression“, die das FERI Cognitive Finance Institute bereits vor einiger Zeit vorgelegt habe.
Das Phänomen der „geopolitischen Progression“ werde bislang vor allem durch den strategischen Konflikt zwischen den USA und China geprägt. Dabei gehe es um globale Dominanz und die mögliche wirtschaftliche und technologische Vorherrschaft in den kommenden Jahren. „Diese Konkurrenz zwischen der alten und einer neuen Supermacht gewinnt schon seit einiger Zeit an Schärfe. Das geopolitische Gleichgewicht trägt zwar noch, aber es wird zunehmend fragil“, so Rapp.
Nun kehrt mit Russland ein geopolitischer Akteur zurück, der schon früher einen Platz auf der Weltbühne anstrebte.
Der neue Machtanspruch bewirke zunehmende Verspannung und verändere die Dynamik der geopolitischen Progression. „Entscheidend ist, wie sich das Verhältnis dieser Kräfte ausrichtet. Leider geht dieser Prozess aber ganz klar in eine für den Westen gefährliche Richtung,“ erklärt Rapp.
Vor 50 Jahren habe Amerika sich überraschend an China angenähert, um so den weltweiten Einfluss der Sowjetunion zu begrenzen. Diese „geopolitische Triangulation“ habe den USA dabei geholfen, den Kalten Krieg gegen die Sowjets zu gewinnen. „Das alte Prinzip der Triangulation hat sich aber zuletzt umgekehrt: Nun arbeiten Russland und China gemeinsam gegen die USA“, so Rapp.
Das neue Einvernehmen zwischen Russland und China schränke den geopolitischen Handlungsspielraum der USA bereits stark ein, wie der aktuelle Ukraine-Konflikt sehr deutlich zeige. Da China mit Taiwan ganz ähnliche Ambitionen verfolge wie Putin mit der Ukraine, ergebe sich eine natürliche Interessengleichheit. „Diese neue geopolitische Triangulation ist aus Sicht des Westens extrem gefährlich. Sie setzt die USA unter Druck und lässt weitere Eskalationen erwarten, speziell mit Blick auf Taiwan“, erklärt Rapp. Das FERI Cognitive Finance Institute werde diese Entwicklungen auch weiterhin sehr intensiv beobachten.
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Deutschlands trüber Ausblick, aber Insolvenzzahlen bleiben vorerst niedrig
Von Dr. Oliver Everling | 17.Februar 2022
Dänemark steigt beim Kreditversicherer Coface in die Riege der Länder mit einer A1-Bewertung auf. Die dänische Wirtschaft sei breit aufgestellt und hat sich in den vergangenen zwei Corona-Jahren als sehr resilient erwiesen. „Dafür gibt es mehrere Gründe: zum Beispiel die strategische Ausrichtung hin zur Pharmabranche, die Konzentration auf erneuerbare Energien mit Schwerpunkt Windkraft sowie eine breite Produktpalette im Lebensmittelsektor. Hinzu kommen sehr gute Daten zur Zahlungsmoral in Dänemark, ein flexibles Pandemiemanagement und die höchste Impfquote in Nordeuropa“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.
Eine extrem hohe Inflationsrate, die im Januar bei 48,7% im Vergleich zum Vorjahr lag, könnte in der Türkei in Kombination mit der extremen Abwertung der Lira und der kaum reagierenden Geldpolitik das Risikolevel des Landes weiter in die Höhe schnellen lassen. Die Türkei rutscht bei Coface von B auf C. Auch der Inselstaat Sri Lanka wird angesichts eines drohenden Staatsbankrotts von den Coface-Analysten herabgestuft – von Risikoklasse C auf D.
Neben Dänemark werden mit Honduras, Guyana (beide von D auf C) und Costa Rica (von C auf B) drei Länder in Mittel- und Südamerika besser bewertet. Honduras Konjunkturausblick hat sich parallel zur wirtschaftlichen Erholung der USA verbessert. Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Exportpartner des Landes. Hinzu komme eine verbesserte staatliche Finanzsituation und eine Beruhigung der politischen Lage vor Ort. Ähnliche Gründe führen die Analysten von Coface auch an, um die bessere Risikobewertung Costa Ricas zu begründen, das zudem vom stärkeren US-Tourismus profitiert. Guyana ist aufgrund großer Ölvorkommen ein Profiteur der hohen Energiepreise.
Die Länderrisikoeinschätzung für Deutschland bleibt bei A2, nachdem sie zuletzt im Oktober 2021 von A3 angehoben wurde. Der Hoffnung auf eine erneute Aufwertung machte die Omikronwelle einen Strich durch die Rechnung. Auch der Ausblick auf das Jahr 2022 hat sich eingetrübt. Ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen und die daraus entstehende Verunsicherung hielten die Konsumausgaben auf einem niedrigen Niveau. „Zudem frisst die anhaltend hohe Inflation, deren Jahresrate im Januar bei Weitem nicht so stark gefallen ist, wie es Sondereffekte aus dem Vorjahr hätten vermuten lassen, die Kaufkraft der Konsumenten auf“, sagt Christiane von Berg.
Als Reaktion auf Omikron hat der Bund bis Ende März die Überbrückungshilfe IV eingeführt. In der Folge sollten die Hilfen zum Jahresstart einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen verhindern, erwartet Coface. Bis zum November 2021 lag die Zahl der Firmenpleiten im Jahresverlauf noch immer 12% unterhalb des gleichen Zeitraums im Vorjahr. Mit Blick auf die Branchen verzeichneten lediglich die Chemie- (+91%) sowie die Energiebranche (+3%) bis Oktober einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
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Stabilität bei chinesischen Bauunternehmen
Von Dr. Oliver Everling | 14.Februar 2022
Die Rohstoffpreise in China werden nach dem Höchststand im Jahr 2021 hoch bleiben, prognostiziert die Ratingagentur Moody’s Investors Service in einer neuen Studie mit dem Titel „Building materials, construction – China Supply constraints benefit raw material producers over construction contractors.“
Während die Preise für Rohstoffe wie Stahl, Aluminium und Zement im Jahr 2021 ihren Höhepunkt erreichten und voraussichtlich zurückgehen werden, wenn sich das Nachfragewachstum verlangsamt, werden sie im Jahr 2022 hoch bleiben, so die Prognose der Analysten.
Das Angebot wird weiterhin aufgrund behördlicher Kontrollen der Produktionskapazität angespannt bleiben, während eine robuste Infrastrukturnachfrage dazu beitragen könnte, die Schwäche auf dem Immobilienmarkt auszugleichen.
Moody’s Analysten deuten an, wo es stabile Ratings oder sogar Heraufstufungen geben könnte: Führende Rohstoffproduzenten werden von einem knappen Angebot und einer möglichen Konsolidierung profitieren. Stahl-, Aluminium- und Zementproduzenten sehen sich aufgrund behördlicher Kontrollen zunehmenden Schwierigkeiten gegenüber, neue Kapazitäten in China aufzubauen. Gleichzeitig wird die politischen Ziele der Regierung zur CO2-Neutralisierung und zum Umweltschutz die bestehende Versorgung durch eine geringere Auslastung in Anlagen, die die behördlichen Anforderungen nicht erfüllen können, und die anschließende Schließung der Anlage weiter reduzieren.
„Wir glauben,“ geben die Analysten von Moody’s preis, „dass Branchenführer wie Anhui Conch Cement Company Limited (von Moody’s A2 stabil geratet) und China Baowu Steel Group Corporation Limited (ebenfalls mit A2 stabil geratet) ihre Marktanteile im Zuge der fortschreitenden Branchenkonsolidierung weiter steigern werden.“
Starke Rohstoffpreise unterstützen weiterhin die Kreditqualität der Materialproduzenten. Von starken Rohstoffpreisen profitieren Stahlhersteller, Aluminiumhütten und Zementproduzenten, weil sie bei gleicher Produktionsmenge höhere Umsätze und Erträge erzielen können.
Steigende Rohstoffpreise haben den meisten bewerteten Unternehmen in diesem Sektor bereits geholfen, die Verschuldung im Jahr 2021 zu reduzieren. Moody’s Analysten erwarten, dass starke Preise den Unternehmen helfen werden, stabile Gewinne zu erzielen und die Verschuldung im Jahr 2022 niedrig zu halten.
Hohe Rohstoffpreise werden die Kosten für Bauunternehmer erhöhen. Die Kosten für Rohstoffe, einschließlich Stahl, Aluminium und Zement, sind eine der wichtigsten Kostenkomponenten für Bauunternehmen. Neben anderen Faktoren werden hohe Rohstoffpreise die EBITDA-Margen für bewertete Bauunternehmen auf ein schwächeres Niveau von etwa 7,6 % in den Jahren 2021 und 2022 drücken, dem niedrigsten Stand seit 2017.
Bei den von Moody’s gerateten Bauunternehmen sieht die Agentur zentralisiertes Beschaffungsmodelle, Kostenweitergabeklauseln in Verträgen und Bemühungen, sich in Untersegmenten mit höheren Margen zu engagieren. Diese Maßnahmen sollten nach Ansicht von Moody’s dazu beitragen, die Margen vor einem signifikanten Rückgang zu schützen.
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ESMA setzt kleinere Ratingagenturen unter Druck
Von Dr. Oliver Everling | 10.Februar 2022
Das Interesse der Anleger an nachhaltiger Finanzierung ist in den letzten Jahren exponentiell gewachsen. Von diesem Trend profitierten insbesondere die auf Nachhaltigkeitsratings spezialisierten Ratingagenturen wie oekom research, die inzwischen zur Gruppe der Deutschen Börse gehört.
Vor diesem Hintergrund haben auch einige Kreditratingagenturen (CRAs) versucht, transparenter zu werden, wie Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in ihre Kreditratings integriert werden.
Um ein einheitliches Maß an Transparenz für Anleger in Bezug auf ESG-Themen zu gewährleisten, begann die Europäische Wertpapier und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) am 30. März 2020 mit der Anwendung von Leitlinien dafür, wie und wann die Erwägungen von Ratingagenturen zu ESG-Faktoren in Pressemitteilungen zu Kreditratings offengelegt werden sollen.
Nun bewertet die Umsetzung dieser Leitlinien, wie sie auch in der Renewed Sustainable Finance Strategy der Europäischen Kommission vorgesehen ist. „Wir wenden Techniken zur Verarbeitung natürlicher Sprache auf einen einzigartigen Datensatz von über 64.000 Pressemitteilungen von Ratingagenturen an,“ schreibt ESMA in ihrem Bericht (Text mining ESG disclosures in rating agency press releases), „die zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 30. Dezember 2020 veröffentlicht wurden. Wir stellen fest, dass das Gesamtniveau der ESG-Offenlegungen in den Pressemitteilungen von Ratingagenturen seit der Einführung der Leitlinien zugenommen hat.“
Es gebe jedoch eindeutig Raum für weitere Verbesserungen, urteilt ESMA: „Das Niveau der ESG-Offenlegung unterscheidet sich erheblich zwischen den Ratingagenturen und den ESG-Faktoren (insbesondere Umweltthemen). Darüber hinaus beobachten wir Abweichungen in den Offenlegungen der Ratingagenturen selbst bei bewerteten Unternehmen, die ESG-Faktoren stark ausgesetzt sind, im Vergleich zu ihren Branchenkollegen.“
Ratingagenturen können unterschiedliche methodische Ansätze verfolgen, was die beobachtete Heterogenität in gewissem Maße erklären könnte. Außerdem sind nicht alle ESG-Faktoren für die Kreditwürdigkeit eines Emittenten oder Instruments relevant, die ein Kreditrating misst. Da jedoch alle Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit in den Mittelpunkt ihres Ansatzes stellen, ist unklar, warum einige Ratingagenturen ESG-Faktoren für relevant halten und in ihren Pressemitteilungen darüber berichten, während andere dies noch nicht tun – insbesondere im Fall von Kreditratings für Emittenten, die laut öffentlichen Daten oder laut anderen Ratingagenturen, die dieselben Emittenten oder ihre Instrumente bewerten, als stark ESG-exponiert eingestuft sind.
ESMA hält die Unterschiede daher für „ziemlich auffällig“. Nkönnten Anleger in diesem Bereich von weiterer Transparenz profitieren. „Die ESMA wird geeignete Aufsichts- und Politikinstrumente in Betracht ziehen, um dieses Ergebnis zu erreichen. Gleichzeitig ändert zusätzliche Transparenz nicht unbedingt die Art und Weise, wie ESG-Faktoren per se in Kreditratings einbezogen werden.“
ESG-Faktoren nicht immer relevant für die Bestimmung der Kreditwürdigkeit eines Emittenten oder Instruments. Darüber hinaus können Ratingagenturen aufgrund des in der CRA-Verordnung enthaltenen Grundsatzes der Nichteinmischung nicht verpflichtet werden, ESG-Faktoren in ihren Methoden zu berücksichtigen. Im Einklang mit der Strategie der Europäischen Kommission zur Finanzierung des Übergangs zu einer nachhaltigen Wirtschaft plant die ESMA für 2022 weitere Arbeiten darüber, wie ESG-Faktoren von Ratingagenturen in ihre Methoden integriert werden, und wird ihre Ergebnisse mit der Kommission teilen. Darüber hinaus wird die ESMA weiterhin mit Ratingagenturen zusammenarbeiten, um die zugrunde liegenden Ursachen der beobachteten Heterogenität zu verstehen und sicherzustellen, dass die Leitlinien einheitlich umgesetzt werden.
Im deutschen Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“, dem Koalitionsvertrag 2021 – 2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und den Freien Demokraten (FDP), heißt es zum Thema „Sustainable Finance“: „Wir wollen Deutschland zum führenden Standort nachhaltiger Finanzierung machen und uns dabei am Leitbild der Finanzstabilität orientieren. Angemessene Rahmenbedingungen für nachhaltige Finanzprodukte unterstützen wir. Nicht-risikogerechte Eigenkapitalregeln lehnen wir ab. Klima- und Nachhaltigkeitsrisiken sind Finanzrisiken. Wir setzen uns für europäische Mindestanforderungen im Markt für ESG-Ratings und die verbindliche Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken in Kreditratings der großen Ratingagenturen ein.“
Im Koalitionsvertrag werden nur die „großen Ratingagenturen“ genannt. Die von ESMA festgestellten Defizite können aber kaum die „großen Ratingagenturen“ betreffen, da diese bereits umfassende ESG-Kriteriologien in ihre Kreditratingmethodologien aufgenommen und sogar auf Nachhaltigkeitsratings spezialisierte Agenturen gekauft sowie in ihre Ratingkonzerne integriert haben, sondern die Aufzählung von Defiziten kann nur als eine gegen kleinere Agenturen gerichtete Kritik verstanden werden, die bisher nicht über die notwendigen Ressourcen verfügten, ESG-Kriterien professionell zu berücksichtigen. So rennt auch die Forderung der Bundesregierung bei den „großen Ratingagenturen“ nur offene Türen ein.
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Moody’s Investors Service erreicht operative Marge von 62,2 %
Von Dr. Oliver Everling | 10.Februar 2022
Für die Ratingagentur Moody’s Corporation liegen erneut glänzende Ergebnisse vor, denn es addiert sich zu den Vorquartalen nun ein gutes viertes Quartal 2021.
„Moody’s erzielte 2021 Rekordeinnahmen mit Moody’s Investors Service und Moody’s Analytics, die beide ein Wachstum im mittleren Zehnerprozentbereich erzielten“, sagte Rob Fauber, President und Chief Executive Officer von Moody’s.
„Im Laufe des Jahres haben wir strategisch in unser Geschäft investiert, um unseren Kunden dabei zu helfen, bessere Entscheidungen in Bezug auf ein breiteres Spektrum von Risiken zu treffen. Diese Investitionen versetzen uns in die Lage, unsere Angebotspalette weiter auszubauen und langfristigen, nachhaltigen Wert für alle unsere Stakeholder zu schaffen. Für 2022 bedeutet dies ein prognostiziertes Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und ein bereinigtes verwässertes EPS im Bereich von 12,40 bis 12,90 US-Dollar. Während wir unsere Angebote zur integrierten Risikobewertung skalieren, freuen wir uns auch, neue mittelfristige Prognosen vorzustellen, einschließlich unserer Erwartung, dass die Einnahmen von Moody’s auf durchschnittlicher Jahresbasis um mindestens 10 % wachsen und die bereinigte operative Marge im niedrigen 50 Prozent Reichweite liegen werden.“
Moody’s Corporation meldete für die drei Monate zum 31. Dezember 2021 einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 19 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Währungsumrechnung wirkte sich ungünstig um 1 % auf den Umsatz von Moody’s aus.
Der Umsatz speziell der Ratingagentur im Konzern, Moody’s Investors Service, belief sich im vierten Quartal 2021 auf 871 Millionen US-Dollar, was einem Anstieg von 19 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Währungsumrechnung wirkte sich ungünstig auf den MIS-Umsatz um 1 % aus.
Die Einnahmen aus Ratings für Unternehmensfinanzierungen stiegen um 20 % auf 444 Millionen US-Dollar, was hauptsächlich auf die robusten Leveraged-Loan-Aktivitäten in den USA und EMEA zurückzuführen ist, da die Emittenten weiterhin bestehende Schulden refinanzieren und M&A-Transaktionen finanzieren. Emissionen mit Investment-Grade-Rating unterstützten das Wachstum weiter, was teilweise durch einen Rückgang des Angebots an Hochzinsanleihen ausgeglichen wurde.
Die Einnahmen aus Ratings für Finanzinstitute stiegen um 6 % auf 137 Millionen US-Dollar, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass Emittenten weiterhin von dem attraktiven Zins- und Spreadumfeld profitieren. Außerdem spielen Akquisitionsfinanzierungen eine bedeutende Rolle.
Die Einnahmen aus Ratings für öffentliche Finanzen, Projekt- und Infrastrukturfinanzierungen gingen nur um 2 % auf 118 Millionen US-Dollar zurück. Dies war das Ergebnis verstärkter Infrastrukturfinanzierungsaktivitäten außerhalb der USA, denen geringere öffentliche Finanzen in den USA und substaatliche EMEA-Angebote gegenüber standen, da der Finanzierungsbedarf der Emittenten in den vorangegangenen Quartalen weitgehend gedeckt worden war.
Die Einnahmen aus Ratings für strukturierte Finanzierungen beliefen sich auf 161 Millionen US-Dollar, ein Anstieg um 66 %. Die Suche der Anleger nach Rendite und anhaltend günstigen Marktbedingungen, einschließlich historisch enger Spreads, trieben das Wachstum sowohl bei neuen als auch bei refinanzierten Geschäften mit besicherten Kreditverpflichtungen sowie bei der Emission von gewerblichen und privaten hypothekenbesicherten Wertpapieren voran.
Die Betriebskosten der Moody’s Corporation im vierten Quartal 2021 beliefen sich auf insgesamt 1,0 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 21 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Betriebs- und transaktionsbezogene Kosten im Zusammenhang mit den jüngsten Akquisitionen trugen etwa 15 Prozentpunkte zum Wachstum bei. Die absichtliche Beschleunigung von Investitionen in mehreren Wachstumsmärkten mit hoher Priorität trug 9 Prozentpunkte zum Gesamtanstieg bei, und höhere Anreize, Provisionen und aktienbasierte Vergütungsabgrenzungen machten 4 Prozentpunkte aus. Einsparungen aus laufenden Kosteneffizienzinitiativen senkten das Kostenwachstum um 3 Prozentpunkte. Die Umrechnung von Fremdwährungen wirkte sich mit 1 % positiv auf die Betriebskosten aus.
Das Betriebsergebnis von 514 Millionen US-Dollar stieg um 16 % und das bereinigte Betriebsergebnis1 von 589 Millionen US-Dollar um 11 %, ohne Abschreibungen und Amortisationen sowie Restrukturierungskosten des Vorjahreszeitraums. Die Währungsumrechnung wirkte sich ungünstig auf das Betriebsergebnis und das bereinigte Betriebsergebnis1 um jeweils 2 % aus. Die operative Marge von Moody’s betrug 33,4 % und die bereinigte operative Marge1 38,3 %.
Die „cash cow“ oder der „Goldesel“ des Konzerns bleibt die Ratingagentur, denn die bereinigte operative Marge von Moody’s Investors Service betrug 53,6 % gegenüber der einer bereinigten operativen Marge von Moody’s Analytics 14,9 %. Gegenüber S&P Ratings bleibt Moody’s Investors Service jedoch zurück, denn S&P Ratings berichtete für das Ratinggeschäft über eine Marge von 64 % für das Gesamtjahr 2021, während Moody’s Investors Service für das Gesamtjahr nur eine operative Marge von 62,2 % erreichte.
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S&P glänzt mit 64 % Gewinnmarge beim Rating
Von Dr. Oliver Everling | 9.Februar 2022
Im Jahresabschluss für 2021 präsentiert sich S&P Global Inc. (S&P) erneut als ein führender Anbieter transparenter und unabhängiger Ratings, Benchmarks, Analysen und Daten für die Kapital- und Rohstoffmärkte weltweit. Der Führungsanspruch der Ratingagentur wird durch beeindruckende Gewinnmargen untermauert.
Zu den für dieses Ergebnis maßgeblichen Teilnehmern an den Kapitalmärkten zählt S&P Vermögensverwalter, Investmentbanken, Geschäftsbanken, Versicherungsunternehmen, Börsen, Handelsunternehmen und Emittenten. Außerdem spielen die Rohstoffmärkte für S&P eine bedeutende Rollumfassen Produzenten, Händler und Vermittler in den Bereichen Energie, Petrochemie, Metalle und Landwirtschaft. „Wir bedienen unsere globalen Kunden durch eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen, die sowohl über Drittanbieter- als auch über eigene Vertriebskanäle erhältlich sind. Wir wurden im Dezember 1925 nach den Gesetzen des Staates New York gegründet.“
S&P’s Geschäftstätigkeit besteht heute aus vier berichtspflichtigen Segmenten: S&P Global Ratings („Ratings“), S&P Global Market Intelligence („Market Intelligence“), S&P Global Platts („Platts“) und S&P Dow Jones Indices („Indizes“).
Im November 2020 schlossen S&P Global und IHS Markit Ltd (IHS Markit) eine Fusionsvereinbarung, wonach unter anderem eine Tochtergesellschaft von S&P Global mit und in IHS Markit fusionieren wird, wobei IHS Markit als hundertprozentige Tochtergesellschaft von S&P Global die Fusion überdauern wird. Gemäß den Bedingungen des Fusionsvertrags wird jede ausgegebene und ausstehende Aktie von IHS Markit (mit Ausnahme von ausgeschlossenen Aktien und abweichenden Aktien) in das Recht umgewandelt, 0,2838 voll eingezahlte und nicht bewertbare Stammaktien von S&P Global (und ggf. Barzahlung anstelle von Aktienbruchteilen, ohne Zinsen), abzüglich allfälliger Quellensteuern. Am 11. März 2021 stimmten die Aktionäre von S&P Global und IHS Markit für den Fusionsvertrag. Zum 31. Dezember 2021 hatte IHS Markit rund 399,1 Millionen Aktien im Umlauf. Vorbehaltlich bestimmter Vollzugsbedingungen soll die Fusion im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden.
Das Segment „Ratings“ umfasst das unabhängige Angebot von Kreditratings, Research und Analysen. Dieses Segment bietet Investoren und anderen Marktteilnehmern Informationen, Ratings und Benchmarks. Kreditratings sind eines von mehreren Instrumenten, die Anleger bei Entscheidungen über den Kauf von Anleihen und anderen festverzinslichen Anlagen verwenden können. Sie stellen Meinungen zum Kreditrisiko dar.
S&P’s Ratings drücken die Meinung der Ratingagentur über die Fähigkeit und Bereitschaft eines Emittenten aus, wie z. B. eines Unternehmens oder einer staatlichen Regierung oder städtischen Verwaltung, seinen bzw. ihren finanziellen Verpflichtungen vollständig und pünktlich nachzukommen: „Unsere Kreditratings können sich auch auf die Kreditqualität einer einzelnen Schuldtitelemission beziehen, beispielsweise einer Unternehmens- oder Kommunalanleihe, und auf die relative Wahrscheinlichkeit, dass die Emission ausfällt.“
Mit Niederlassungen in über 25 Ländern auf der ganzen Welt ist dieser Geschäftszweig von S&P ein wichtiger Teil der weltweiten Finanzinfrastruktur und spielt – wenn man die Geschichte der in S&P integrierten Gesellschaften mit berücksichtigt – seit über 150 Jahren eine führende Rolle bei der Bereitstellung von Informationen und unabhängigen Benchmarks für ihre Anlage- und Finanzentscheidungen für Investoren sowie des Zugangs zu den Kapitalmärkte. Die wichtigsten Zielgruppen, denen Ratings dienen, sind Investoren, Unternehmen, Regierungen, Kommunen, Geschäfts- und Investmentbanken, Versicherungsunternehmen, Vermögensverwalter und andere Emittenten von Schuldtiteln.
Da sich die Kapitalmärkte ständig weiterentwickeln, sieht sich S&P durch sein globales Netzwerk, seine gut etablierte Position auf den Unternehmensmärkten und seinen guten Ruf als Investor gut positioniert, um Chancen zu nutzen, die von anhaltenden regulatorischen Änderungen angetrieben werden.
Ratings disaggregiert seine Einnahmen zwischen Transaktion und Nicht-Transaktion. Transaktionseinnahmen umfassen hauptsächlich Gebühren für Ratings im Zusammenhang mit Neuemissionen von Unternehmens- und Staatsschuldtiteln sowie strukturierten Finanzinstrumenten; und Kreditratings von Banken.
Nicht transaktionsbezogene Einnahmen umfassen hauptsächlich Gebühren für die Überwachung einer Bonitätsbewertung, Jahresgebühren für kundenbeziehungsbasierte Preisprogramme, Gebühren für Unternehmensbonitätsbewertungen und globale Forschung und Analysen bei der indischen Ratingagentur CRISIL,
Das Leistungsportfolio von S&P’s Market Intelligence wurde entwickelt, um Anlageexperten, Regierungsbehörden, Unternehmen und Universitäten dabei zu helfen, die Performance zu verfolgen, Alpha zu generieren, Anlageideen zu identifizieren, Wettbewerbs- und Branchendynamiken zu verstehen, Bewertungen durchzuführen und Kreditrisiken einzuschätzen. Zu den wichtigsten Kunden von Market Intelligence gehören Investmentmanager, Investmentbanken, Private-Equity-Firmen, Versicherungsgesellschaften, Geschäftsbanken, Unternehmen, professionelle Dienstleistungsunternehmen, Regierungsbehörden und Aufsichtsbehörden.
Market Intelligence umfasst die folgenden Geschäftsfelder:
- Desktop – eine Produktsuite, die Daten, Analysen und Recherchen von Drittanbietern für globale Finanzexperten bereitstellt, einschließlich des Market Intelligence Desktop (der die Produkte S&P Capital IQ und SNL Desktop umfasst);
- Datenverwaltungslösungen – integrierte Massendaten-Feeds und Anwendungsprogrammierschnittstellen, die angepasst werden können, darunter Compustat, GICS, Point In Time Financials; und
- Credit Risk Solutions – kommerzieller Zweig, der Ratings‘ Kreditratings und damit verbundene Daten, Analysen und Recherchen verkauft, einschließlich abonnementbasierter Angebote, RatingsDirect® und RatingsXpress®; und Kreditanalyse.
Die Abonnementeinnahmen bei Market Intelligence stammen hauptsächlich aus der Verbreitung von Daten, Analysen, Recherchen Dritter und bonitätsbezogenen Informationen, hauptsächlich über webbasierte Kanäle, einschließlich Market Intelligence Desktop, RatingsDirect®, RatingsXpress® und Credit Analytics. Nicht-Abonnement-Einnahmen bei Market Intelligence beziehen sich hauptsächlich auf bestimmte Beratungs-, Preis- und Analysedienste.
Platts ist der führende unabhängige Anbieter von Informationen und Referenzpreisen für die Rohstoff- und Energiemärkte. Platts bietet wichtige Preisdaten, Analysen und Brancheneinblicke, die es den Rohstoff- und Energiemärkten ermöglichen, mit größerer Transparenz und Effizienz zu arbeiten. Zu den wichtigsten Kunden, die Platts bedient, gehören Produzenten, Händler und Vermittler in den Energie-, Petrochemie-, Metall- und Agrarmärkten.
Die Einnahmen von Platts werden hauptsächlich aus den folgenden Quellen generiert:
- Abonnementeinnahmen – hauptsächlich aus Abonnements von S&P’s Marktdaten und Markterkenntnisse (Preisbewertungen, Marktberichte und Kommentare und Analysen) zusammen mit anderen Informationsprodukten;
- Verkaufsnutzungsbasierte Lizenzgebühren – hauptsächlich aus der Lizenzierung von S&P’s proprietären Marktpreisdaten und Preisbewertungen an Warenbörsen; und
- Einnahmen ohne Abonnement – Konferenzsponsoring, Beratungsengagements und Veranstaltungen.
Indices ist ein globaler Indexanbieter, der eine Vielzahl von Indizes führt, um eine Reihe von Anlegerbedürfnissen zu erfüllen. Die Mission von Indizes besteht darin, transparente Benchmarks bereitzustellen, um bei der Entscheidungsfindung zu helfen, mit der Finanzwirtschaft zusammenzuarbeiten, um innovative Produkte zu entwickeln, und Anlegern Instrumente zur Überwachung der Weltmärkte bereitzustellen.
Indizes erzielt Einnahmen aus vermögensabhängigen Gebühren, wenn Anleger Gelder in seine proprietär gestalteten oder eigenen Indizes, Lizenzgebühren für die Nutzung seiner Indizes und in geringerem Umfang Datenabonnementvereinbarungen lenken. Insbesondere generiert Indizes Einnahmen aus den folgenden Quellen:
- Anlagevehikel – Asset-Linked-Gebühren wie börsengehandelte Fonds („ETFs“) und Investmentfonds, die auf den Benchmarks der S&P Dow Jones-Indizes basieren und Einnahmen durch Gebühren generieren, die auf Vermögenswerten und zugrunde liegenden Fonds basieren;
- Börslich gehandelte Derivate – verkaufsnutzungsbasierte Lizenzgebühren basierend auf dem Handelsvolumen von Derivatkontrakten, die an verschiedenen Börsen notiert sind;
- Indexbezogene Lizenzgebühren – feste oder variable jährliche und fondsgebundene Gebühren pro Emission für außerbörslich gehandelte Derivate und strukturierte Produkte für Privatanleger; und
- Daten und kundenspezifische Indexabonnementgebühren – Gebühren für die Unterstützung des Indexfondsmanagements, Portfolioanalysen und Recherchen.
Zum 31. Dezember 2021 beschäftigte S&P weltweit rund 22.850 festangestellte Mitarbeiter, darunter rund 14.600 in Asien, 5.300 in den USA, 2.150 in der europäischen Region und 800 im Rest der Welt.
In den drei Jahren zum 31. Dezember 2021 hat S&P durch eine Kombination aus Aktienrückkäufen und vierteljährlichen Dividenden etwa US$ 4,3 Mrd. an Aktionäre gezahlt: „Wir haben Aktienrückkäufe in Höhe von etwa 2,4 Milliarden US-Dollar getätigt und regelmäßige vierteljährliche Dividenden in Höhe von insgesamt etwa 1,9 Milliarden US-Dollar ausgeschüttet. Außerdem genehmigte der Vorstand am 26. Januar 2022 eine vierteljährliche Stammaktiendividende von 0,77 $ pro Aktie. Nach dem erwarteten Abschluss der Fusion mit IHS Markit wird der Vorstand die Dividendenpolitik des fusionierten Unternehmens überdenken.“
Bei einem Umsatz von US$ 8,297 Mrd. erreichte S&P 2021 ein Betriebsergebnis in Höhe von US$ 4,221 Mrd. (Operating Profit), das entspricht einer Gewinnmarge von 51 % (Operating Margin).
Der Umsatz stieg um 11 % mit einem ungünstigen Einfluss von 1 Prozentpunkt aus den Nettoauswirkungen der jüngsten Akquisitionen und Veräußerungen, angetrieben durch Steigerungen in allen berichtspflichtigen Segmenten. Das Umsatzwachstum bei Ratings wurde durch einen Anstieg sowohl der Transaktionseinnahmen als auch der Nicht-Transaktionseinnahmen angetrieben. Die Transaktionserlöse stiegen aufgrund höherer Erträge aus Bankdarlehensratings und strukturierten Finanzierungen.
- Die nicht transaktionsbezogenen Einnahmen stiegen hauptsächlich aufgrund einer Zunahme der Überwachung, der Bonitätsbewertungen von Unternehmen, einer Erhöhung der Einnahmen bei unserer CRISIL-Tochtergesellschaft und höherer Einnahmen aus dem Ratings Evaluation Service („RES“).
- Das Umsatzwachstum bei Market Intelligence wurde durch das Wachstum der Subskriptionserlöse bei Market Intelligence Desktop-Produkten, Kreditrisikolösungen und Datenverwaltungslösungen vorangetrieben.
- Das Umsatzwachstum bei Indizes war auf höhere durchschnittliche verwaltete Vermögenswerte für börsengehandelte Fonds („ETFs“) und Investmentfonds und höhere Einnahmen aus Datenabonnements zurückzuführen, die teilweise durch niedrigere Einnahmen aus börsengehandelten Derivaten ausgeglichen wurden.
- Der Umsatzanstieg bei Platts war in erster Linie auf die anhaltende Nachfrage nach Marktdaten- und Markteinblicksprodukten zurückzuführen. Wechselkurse hatten einen günstigen Einfluss von weniger als 1 Prozentpunkt.
Das Betriebsergebnis stieg um 17 %, mit einem günstigen Einfluss von Wechselkursen in Höhe von 1 Prozentpunkt. Ohne die ungünstigen Auswirkungen der Fusionskosten von IHS Markit im Jahr 2021 in Höhe von 31 Prozentpunkten, teilweise ausgeglichen durch höhere Mietminderungskosten im Jahr 2020 in Höhe von 16 Prozentpunkten, höhere Abfindungskosten für Mitarbeiter im Jahr 2020 in Höhe von 7 Prozentpunkten, höhere Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte aus Akquisitionen im Jahr 2020 von 4 Prozentpunkte und höhere technologiebedingte Wertminderungen im Jahr 2020 von 2 Prozentpunkten, stieg das Betriebsergebnis um 15 %. Der Anstieg war hauptsächlich auf das Umsatzwachstum in allen unseren berichtspflichtigen Segmenten in Verbindung mit einem Rückgang der Raumkosten zurückzuführen, der teilweise durch höhere Anreizkosten und einen Anstieg der Vergütungskosten ausgeglichen wurde, der auf zusätzliche Mitarbeiterzahlen und jährliche Leistungssteigerungen zurückzuführen war.
Den Umsatz im Segment „Ratings“ gibt S&P mit US$ 4,097 Mrd. bei einer 2021 weiter auf 64 % gesteigerten Gewinnmarge (Operating Margin) an. Die Gewinnmarge lag 2020 noch bei 62 %, 2019 bei 57 %. Im Unterschied zu den US-amerikanischen Agenturen werden von den durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA zugelassenen Ratingagenturen in der Europäischen Union kaum vergleichbare Gewinne oder sogar jahrelang nur Verluste erwirtschaftet.
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Olympische Welt trägt das Virus zurück nach China
Von Dr. Oliver Everling | 8.Februar 2022
Die Corona-Pandemie wurde zuerst in China erkannt und verbreitete sich von dort aus in die ganze Welt – nun kehrt sich die Situation um, denn die Ehre, die olympischen Winterspiele ausrichten zu dürfen, paart sich offenbar mit der Rückkehr des Virus in dasjenige Land, das nach den allerersten Erfahrungen das Virus ganz aussperren wollte.
Laut Johns Hopkins University & Medicine gab es in der gesamten Pandemie bisher in der Volksrepublik China 121.629 bestätigte Fälle (in den USA 76,9 Millionen bestätigte Fälle), 4.849 Todesfälle (in den USA 905.543 Todesfälle) und die Zahl der verabreichten Impfdosen wird für China mit 3.010.669.000 angegeben. 1.227.387.000 Menschen sind in China vollständig geimpft, das sind 87,81 % der Bevölkerung.
„Nicht überraschend steigen in China die Corona-Neufallzahlen während der Olympischen Spiele deutlich an. Da das gesamte Umfeld der Sportveranstaltungen jedoch nahezu hermetisch abgeschirmt ist,“ beschwichtigt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL, „rechnen wir mit keinen weiteren Auswirkungen dieser Entwicklung.“
Der Chefvolkswirt geht den Zahlen nach: „Im Zuge der Omikron-Welle verzeichnete China allerdings auch schon vor Olympia erhöhte Fallzahlen, denen das Land in gewohnt rigoroser Weise durch großflächige Shutdowns begegnete. Gerade diese Corona-Variante könnte für die chinesische Volkswirtschaft aber zu einem größeren Problem werden, denn in bestimmten Bevölkerungsgruppen sind die Impfquoten noch relativ gering, bspw. bei den über 70-jährigen.“
Zudem habe nicht einmal ein Viertel der Bevölkerung (etwa 23 %) die dritte Impfung (Booster) erhalten. Auch sei die Wirkung der chinesischen Impfstoffe gegenüber der Omikron-Variante vergleichsweise schwach.
„Aufgrund der No-Covid-Strategie der chinesischen Regierung seit Ausbruch der Pandemie ist auch die Immunisierung der Bevölkerung durch Infektionen gering. Somit könnte die Strategie – trotz eines geringeren Anteils an schweren Krankheitsverläufen – für eine Überauslastung der Gesundheitskapazitäten sorgen. Damit besteht die Gefahr,“ warnt Carsten Mumm, „dass die extrem restriktiven Corona-Maßnahmen, das im vierten Quartal angesprungene Wachstum nun wieder deutlich hemmen. Das deuten die zuletzt schwächer ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes bereits an. Eine weitere Ausweitung des geldpolitischen Stimulus ist damit ein wahrscheinliches Szenario. Für die Weltwirtschaft wäre neben einer reduzierten Nachfrage aus China insbesondere die zwischenzeitliche Schließung von Containerhäfen ein Problem, weil die erwartete Entspannung von globalen Lieferketten dadurch einen Rückschlag erleiden könnte.“
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Kunst der Geldwäsche durch Kunst
Von Dr. Oliver Everling | 7.Februar 2022
Der US-amerikanische Anti-Money Laundering Act von 2020, erlassen als Teil des William M. (Mac) Thornberry National Defense Authorization Act für das Geschäftsjahr 2021, weist dem US-Finanzministerium die Aufgabe der Untersuchung zu, inwieweit Geldwäsche (ML) und Terrorismusfinanzierung (TF) durch den Handel mit Kunstwerken zu untersuchen. Nun liegt eine Studie vor und identifiziert Kunstmarktteilnehmer und Sektoren des hochwertigen Kunstmarkts in den Vereinigten Staaten, die ML- und TF-Risiken für das US-Finanzsystem darstellen können.
Die Studie untersucht auch, welche Anstrengungen US-Regierungsbehörden, Regulierungsbehörden und Marktteilnehmer unternehmen sollten, um diese Risiken weiter zu mindern. Die meisten Kunstmarktteilnehmer, einschließlich einiger Unternehmen, die Finanzdienstleistungen auf dem hochwertigen Kunstmarkt anbieten, unterliegen nicht den Verpflichtungen zur Bekämpfung von Geldwäsche/Terrorismusfinanzierung (AML/CFT).
Verschiedene Besonderheiten der Kunst im Vergleich zu anderen WIrtschaftsgütern, des Marktes für hochwertige Kunst und der Marktteilnehmer können den Markt für ML durch illegale Akteure attraktiv machen, so der Bericht. Insbesondere die hohen Dollarwerte einzelner Transaktionen, die einfache Transportierbarkeit von Kunstwerken, die langjährige Kultur der Privatsphäre auf dem Markt (einschließlich privater Verkäufe und Transaktionen) und die zunehmende Nutzung von Kunst als Investition oder finanzieller Vermögenswert, könnten den Handel mit hochwertiger Kunst für Geldwäsche noch anfälliger machen.
Die seltene Verwendung von Bargeld auf dem Markt für hochwertige Kunst und bereits bestehende Anforderungen an Finanzinstitute und Handelsunternehmen zur Meldung hochwertiger Bartransaktionen erschweren es Straftätern allerdings schon heute, den institutionellen Markt für hochwertige Kunst als Vehikel zum Waschen illegaler Bargeldeinnahmen zu nutzen. Die Studie fand jedoch einige Hinweise auf ein ML-Risiko auf dem institutionellen Markt für hochwertige Kunst, aber wenig Hinweise auf ein TF-Risiko.
Darüber hinaus kann der aufstrebende Online-Kunstmarkt neue Risiken bergen, je nach Struktur und Anreizen bestimmter Aktivitäten in diesem Marktsektor. Hier geht es beispielsweise um den Kauf von nicht fungiblen Token NFTs oder digitalen Einheiten auf einer zugrunde liegenden Blockchain, die Eigentum an einem digitalen Kunstwerk darstellen können. Um diese Risiken zu mindern, halten sich einige institutionelle Kunstmarktteilnehmer, wie bestimmte Auktionshäuser und Galerien, an besondere Verfahren zur Durchführung einer Due-Diligence-Prüfung bei potenziellen Käufern und Verkäufern.
Institutionelle Kunstmarktteilnehmer haben inhärente wirtschaftliche Anreize, um diese Informationen zu sammeln, wie z. B. Informationen über Kreditrisikoprobleme und Reputationspflege. Diese Maßnahmen seien „jedoch rein freiwillig“, warnt das Ministerium, und die Verfahren können nach Ermessen der Institution ausgesetzt oder außer Acht gelassen werden, ohne dass das Risiko besteht, dass die US-Regierung eine zivil- oder strafrechtliche Durchsetzungsklage einleitet.
In Teilen des Online-Kunstmarkts sei ein solches Risikomanagement weniger verbreitet, beispielsweise bei Börsen, die digitale Kunsttransaktionen hosten. „Darüber hinaus können illegale Akteure versuchen, Händler, Fachleute und Finanzdienstleistungsmitarbeiter auf dem Kunstmarkt zu nutzen oder zu bestechen, um Richtlinien und bewährte Verfahren für eine gewünschte Transaktion zu ignorieren“, heißt es in dem Bericht.
Ein erheblicher Teil der Geldwäsche auf dem Markt für hochwertige Kunst werde wahrscheinlich mit Hilfe solcher mitschuldigen Fachleute durchgeführt, spekuliert das US-Department of the Treasury. Während der Einsatz von mitschuldigen Fachleuten nicht nur auf dem Kunstmarkt vorkommt – er kann in jedem Beruf oder jeder Dienstleistung vorkommen – mache es die historisch private Natur des Marktes für hochwertige Kunste für Regierungsbehörden schwieriger, potenzielle Geldwäsche zu identifizieren und zu untersuchen.
Um diese ML-Risiken anzugehen, berücksichtigt die Studie mehrere regulatorische und nicht regulatorische Maßnahmen, die die US-Regierung in Betracht ziehen könnte. Zu den nichtregulatorischen Optionen gehören (1) die Bereitstellung staatlicher Unterstützung für die Schaffung und Verbesserung von Programmen zum Informationsaustausch im Privatsektor, um die Transparenz zwischen den Kunstmarktteilnehmern zu fördern, und (2) die Aktualisierung von Leitlinien und Schulungen für Strafverfolgungsbehörden, Zollbehörden und Asset Recovery Agencies. Zu den Regulierungsoptionen gehören (1) die Verwendung gezielter Aufzeichnungs- und Meldepflichten zur Unterstützung der Informationssammlung und Analyse von ML-Aktivitäten und (2) die Anwendung umfassender AML/CFT-Regulierung auf bestimmte Kunstmarktteilnehmer. Abgewogen mit anderen Sektoren, die ML/TF-Risiken darstellen, kommt die Studie zu dem Schluss, dass der Kunstmarkt nicht unmittelbar im Mittelpunkt der Auferlegung umfassender AML/CFT-Anforderungen stehen sollte.
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Dr. Ruth Polleit Riechert: Kunst kaufen
Von Dr. Oliver Everling | 7.Februar 2022
Die Niedrig- oder Minuszinspolitik hat viele Menschen auf die Suche nach alternativen Anlagemöglichkeiten gebracht. So finden auch Kunstwerke immer häufiger ihre Käufer. Online Kunstmärkte wie die von Artnet oder Weng Fine Arts erlebten nicht zuletzt wegen der Pandemie einen wahren Boom.
Dennoch bleiben die Kunstmärkte weit hinter ihrem Potenzial zurück. Der Markt für hochpreisige Kunst wird von Profis oder Superreichen dominiert, die zwar zu beeindruckenden Auktionsergebnissen beitragen, nicht aber die volle Wertschöpfung reflektieren, die von Kunstschaffenden ausgeht. Dazu bedarf es der Erschließung breiterer Anleger- und Sammlerkreise, denn zu viele Menschen fühlen sich verunsichert in der Wahl von Kunstwerken, die auch als Geldanlage geeignet wären.
„Dieses Buch ist für Sie – und für alle Menschen, die ihr Leben mit Kunst verschönern und bereichern möchten“, schreibt Dr. Ruth Polleit Riechert in ihrem neuesten Buch „Kunst kaufen“, einem Sachbuch aus dem renommierten Springer-Verlag mit dem Untertitel „Den Kunstmarkt verstehen, Wissen aufbauen und klug investieren“. Die Autorin bringt als bekannte Experten beste Voraussetzungen mit, um aus Studium, Promotion und vielen Jahren internationaler Tätigkeit im Kunstmarkt und im Marketing der Finanzindustrie ihre Kenntnisse zur Verfügung zu stellen.
„Es gibt Werke, die sich als Inflationsschutz anbieten und die ihrem Besitzer zudem eine gewisse Wertsteigerung in Aussicht stellen. Aber es gibt auch Kunst, die das nicht leisten kann“, warnt die Expertin, für die das Thema „Kunst als Kapitalanlage“ zu einem Kompetenzschwerpunkt wurde. „Aber beim Kunstkauf sollte es nicht ausschließlich nur ums Geld gehen“, so ihr Rat, denn es geht ihr auch darum, dem Leser „Kunst als Bereicherung ihres Lebens zu entdecken“.
Ihr Buch ist in fünf Kapitel gegliedert plus einem Anhang mit Glossar und Register. Im ersten Kapitel erfährt der Leser, welche positiven Effekte die Pandemie auf den Kunstmarkt hatte und welche Bedenken durch die Digitalisierung aufgelöst werden. Außerdem setzt sich die Autorin mit verschiedenen Annahmen zum Kunstmarkt kritisch auseinander. Kunst brauchten z.B. nicht immer teuer zu sein, sondern es kann schon sogar Auflagenkunst von weltweit bekannten Künstlern für unter 5000 € geben, und Unikate junger Künstler liegen sogar meist unterhalb dieser Schwelle.
Nicht nur, wer in Kunst den Werterhalt sucht, sollte sich vor Fälschungen hüten. Fälschungen sind aber keineswegs eine Besonderheit anonymer Käufe im Internet. Dr. Ruth Polleit Riechert berichtet vom Aufschwung der Fälschungen im 20. und 21. Jahrhundert. Die nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie vorangetriebene Digitalisierung des Marktes hat aber „zur Verbesserung des Informationsaustausches und der Preistransparenz zum Vorteil von Kunstinteressenten, Künstlern und Händlern“ geführt.
Im zweiten Kapitel steigt die Autorin tief in den Kunstmarkt ein, stellt die Spieler vor und erklärt, wie die Preise entstehen. Außerdem werden Kunstformen und Begriffe erklärt, von klassischen Ölgemälden über digitale Kunst zu Kryptokunst und NFTs. Hier lernt der Leser, warum beispielsweise Künstler ihre Werke üblicherweise nicht direkt in eine Auktion geben, und welche preisbildenden Faktoren zu beachten sind. Im Schnellverfahren wird der Leser hier auch ein wenig zum Kunsthistoriker gemacht, denn er lernt die Stilepochen und klassischen Ausdrucksformen kennen. Zugleich zeigt sich hier die Vielfalt möglicher Sammelgebiete.
Warum ist es so schwierig, allgemeingültige Kriterien für gute Kunst zu definieren? Was hilft, Qualität bei Kunst und Künstlern zu erkennen? Diesen und weiteren Fragen geht die Autorin im dritten Kapitel nach: „Mit dem Wissen über die Unsicherheit darüber, was Kunst überhaupt ist, können Sie mit Sicherheit gut nachvollziehen, dass Kriterien für die Qualität von Kunst zu definieren eine noch größere Herausforderung darstellt. Kunst bleibt im Allgemeinen dann doch etwas Besonderes, schwer Definierbares.“
Gleich, ob es um digitale oder physische Auktionen geht, das Buch liefert aktuelle Einblicke in die richtigen Vorgehensweisen. Mit einigem Selbstbewusstsein skizziert die Autorin ihre bewährte Methode. „An dieser Stelle kommt das eigentliche Kernstück meiner Methode zum Tragen: die sieben Schritte zum Kunstkauf, die Sie immer und wirklich immer befolgen sollten, um eine Fehlentscheidung zu vermeiden.“ Wer sich an diese Schritte hält, sollte nicht wie bei Spontankäufen in Urlaubslaune später enttäuscht werden.
Wer als erfahrener Sammler glaubt, bereits alles zum Kunstmarkt zu wissen, wird in diesem Kapitel möglicherweise eines besseren belehrt: es geht nicht nur um die schon seit Jahren bekannten Trends digitaler Kunst, sondern auch die erst seit kurzer Zeit möglichen Anwendungen der Augmented Reality und Artificial Intelligence, Blockchain und Kryptowährungen. Hier wie auch an anderen Stellen des Buches gibt die Autorin dank ihres hervorragenden Kontaktnetzwerkes aus erster Hand Informationen durch Zitate aus ihrer Korrespondenz mit Experten weiter.
Im vierten Kapitel geht es explizit um Kunst als Geldanlage. „Kunst erzielt keine intrinsische Rendite, sie wirft keinen laufenden Ertrag ab. Darum“, folgert die Autorin, „ist der Wert von Kunst auch nur schwer zu ermitteln.“ Dennoch empfiehlt sich Kunst als Diversifikation von Portfolien, kann also Ergänzung zu Wertpapieren und Immobilien sein, um das Gesamtrisiko insbesondere gegen Inflation und Währungsabwertung zu vermindern.
Warren E. Buffett habe von sich selbst einmal gesagt, „l am not a businessman, I am an artist“. Die Autorin empfiehlt, von seinen Regeln der Kaufentscheidung zu lernen. Auch bei Kunst gelte generell: Der Gewinn liegt im Einkauf. Inspiriert von Warren E.Buffett entwickelt sie Regeln für Kunstinvestments und unterlegt diese mit unterhaltsamen und zugleich einprägsamen Bonmots der Investorlegende.
Wer Kunst als Investment versteht, muss sich auch mit der Rechtslage auskennen. „Beachten Sie, dass Sie nicht alle Rechte an einem Kunstwerk erwerben, nur weil Sie es kaufen. Kopien, egal in welchem Medium, Vermarktung, Vernichtung, andere Aufstellung, Veränderung – all dies ist in der Regel nicht erlaubt“, schreibt Dr. Ruth Polleit Riechert und verweist zur Rechtsberatung auf die Rechtsanwältin Eva Dzepina.
Wer zu diesem Sachbuch aus dem Springer-Verlag greift, für den beginnt möglicherweise eine neue Sammelleidenschaft, die sich daraus begründet, wie sehr Kunst das Leben bereichern kann. Das Vergnügen und das Lernen beginnt mit der Lektüre dieses unterhaltsam geschriebenen, aber dennoch durchweg fachlich fundierten Buches, das Lust auf mehr macht. Die Autorin ist sich der motivierenden Kraft ihrer Worte bewusst und lässt den Leser daher im fünften Kapitel nicht mit seinem Bedürfnis allein, weitere Literatur und weitere Informationsquellen zu finden. Der Leser wird hier mit allem ausgestattet, um über Jahre hinweg Freude am Sammeln und Investieren in Kunst zu entwickeln.
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