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Preisanpassungen für höhere Risiken in der Kreditversicherung

Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2007

Coface Kredit und Coface Finanz erhöhen die Prämien für die Kreditversicherung und die Gebühren für Factoring. Wie Coface Deutschland mitteilt, betrifft die Anhebung um durchschnittlich zehn Prozent ab sofort Neuverträge für alle Produkte in der Kreditversicherung und im Factoring. Als Hauptgrund nannte Coface Deutschland die wieder anziehende Risikosituation. „Wir wollen nicht die Versicherungskapazitäten reduzieren, das heißt weniger Risiken übernehmen“, sagte Vorstandsvorsitzender Benoît Claire. „Wir wollen und brauchen aber einen adäquaten Preis für die Risiken.“

Den hat es zuletzt in der Kreditversicherungsbranche kaum noch gegeben. Alle Anbieter beklagen einen Rückgang in den Prämiensätzen. Die Ursache dafür liegt in den zuletzt niedrigen Schadensquoten. Kunden, die nur wenige Schäden verursachten, drängten mit Erfolg auf Preisnachlässe. Da das Kreditversicherungsgeschäft aber erfahrungsgemäß stark zyklisch verläuft und zudem die aktuellen Risikoaussichten eher negativ sind, ist mit einer Umkehr der Schadenentwicklung zu rechnen.

Auch im Factoringmarkt haben sich die Preise zuletzt nach unten bewegt. Zwar ist die Nachfrage nach dem Finanzierungsprodukt in den letzten Jahren stetig und stark gestiegen. Im Kampf um Marktanteile machten die Anbieter aber auch hier Zugeständnisse. Hinzu kam, dass Unternehmen zuletzt wieder günstiger an den klassischen Bankkredit kamen.

Als Folge der Subprimekrise in den USA stehen aber einige große Fragezeichen am Finanzierungs- und Versicherungshorizont. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wird nach Einschätzung von Experten nicht weiter so sinken wie in den letzten drei Jahren, sondern eher wieder ansteigen. Die Verbraucherinsolvenzen steigen weiter stark mit Auswirkungen auf die Binnenkonjunktur. Die Euro-Dollar-Relation, die Ölpreisentwicklung und die Konjunkturerwartungen in den USA mit Folgen für die Weltwirtschaft lassen schwierigere Rahmenbedingungen auch für die Exportwirtschaft erwarten. Coface selbst hat in den Länderratings bereits im Verlauf des Jahres die Risikoentwicklung prognostiziert und unter anderem die USA, Großbritannien, Spanien und Rumänien auf die negative Watchlist gesetzt.

„Aufgrund dieser klaren Indikatoren für höhere Unternehmensrisiken, die dann auch Versicherer und Factoringgesellschaften betreffen, müssen wir das Preis-Leistungsverhältnis kritisch betrachten“, begründete Stefan Brauel den unbequemen Schritt. Der Vertriebsvorstand von Coface Deutschland verwies darauf, dass die niedrigen Schadenquoten, von denen nicht nur der Versicherer, sondern auch die Kunden profitieren, kein Zufall seien. „Sie sind auch Ergebnis unseres Risikomanagements.“ So entstehe das Paradoxon, „dass die erfolgreiche Arbeit des Versicherers in der Risikoprüfung sich nicht in adäquaten Prämien widerspiegelt“.

Um nicht an der „Stellschraube Risikoübernahme“ drehen zu müssen und die Engagements zu reduzieren, was die Unternehmenskunden in ihrer Entwicklung beinträchtigen würde, sehen sich Coface Kredit und Coface Finanz zu einer Preisanhebung veranlasst. „Angesichts der Prämienreduzierungen in den letzten zwei Jahren fällt diese sogar sehr moderat aus“, sagte Stefan Brauel. Von 2005 bis 2007 gaben die Prämiensätze in der Kreditversicherung um 25 bis 30 Prozent nach. Zudem erstattete Coface Deutschland den Kunden 2006 rund 26 Millionen Euro an Schadenfreiheitsrabatten. Dagegen ist die Zeichnungsquote um fast zehn Punkte auf 80 Prozent gestiegen. Das heißt, dass 80 Prozent aller Kreditanträge von Kunden auf Versicherungsschutz angenommen wurden. So zeichnete Coface Kredit 2006 Risiken in Höhe von fast 100 Milliarden Euro, Coface Finanz kaufte Forderungen von rund 16 Milliarden Euro an.

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