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Prüfende Berufe skeptischer als Banken
Von Dr. Oliver Everling | 20.November 2009
Die prüfenden Berufe sehen Basel II skeptischer als die Banken, zeigt Prof. Dr. Edgar H. Tritschler in seinem Vortrag anlässlich der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Ratinganalysten und Ratingadvisor e.V. (BdRA, http://www.bdra.de/) beim Zweiten Deutschen Fernsehen (http://www.ZDF.de) in Mainz auf. Aus seinem Studium der Geschichte und Politik sind ihm die Methoden der empirischen Sozialforschung bestens vertraut.
Tritschler berichtet über die Durchführung einer Online-Umfrage als empirisches Forschungsprojekt im Rahmen des Lehr- und Forschungsaftrags der Professur für Finanzwirtschaft an der Hochschule der Medien Stuttgart in Zusammenarbeit zwischen der Hochschule der Medien, RaFin Rating & Finance Institut und dem BdRA. Banken, Wirtschaft, Beratende, Prüfende und gesellschaftlich relevante Gruppen wurden befragt.
Die Fragenkomplexe betrafen die Bankenaufsicht Allgemein, Anwendung bei Banken, Wirtschaft, Beratende, Prüfende, die Gestaltung durch die Politik und individuelle Antworten. Aus knapp 10.000 Adressaten wurden 3.021 in eine Stichprobe genommen. 829 Banken, 384 Wirtschaftsunternehmen, 95 beratende Institutionen, 1571 prüfende Institutionen und Einrichtungen, darunter auch Prüfungsverbände der Banken, Aufsichts- und Verwaltungsräte, Interne Revisionen sowie Aufsichtsräte und Interne Revisionen börsennotierte Unternehmen, sowie 142 gesellschaftlich relevante Institutionen (DGB, Verbraucherzentralen, Fraktionen auf EU- und Bundesebene, Parteien und parteinahe Stiftungen) wurden angeschrieben.
Die Teilnahmequote lag über 20 %. 821 klickten auf die Homepage, 598 nahmen zunächst im Frage- und Antwortprozess teil, bis zum zehnten Fragenblock nahmen 215 Adressaten teil, wobei die wichtigsten Fragen in den ersten Fragenblöcken bereits erfasst wurden. Die Ergebnisse können im Detail auf http://www.bankenaufsicht-umfrage.de/ eingesehen werden.
Bei der Frage danach, ob die Einführung der Basel-Kriterien richtig und notwendig war, zeigen sich deutlich Unterschiede, je nach Befragtengruppe. Bei den prüfenden Berufen gab es eine deutliche Abweichung von der durchschnittlichen Sicht des Themas. Auch bei der Frage danach, ob mit Basel II eine risikoorientierte Kreditvergabe gelungen sei, sind die prüfenden Berufe deutlich skeptischer.
„Sehr viel deutlicher als der Bankenapparat sehen die Wirtschaft und die prüfenden Berufe auch die Frage, dass die Ziele von Basel und die Bankenrealität übereinstimmen“, berichtet der Forscher anhand der empirischen Ergebnisse. Ein homogenes Antwortverhalten gibt es bei der Frage der Internationalisierung. „Kaum wundert es uns, dass man die gute Organisation der Kooperation von BaFin und Bundesbank unterschiedlich beurteilt.“ Insbesondere Verbraucherzentralen sehen die Leistungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sehr kritisch. Die höchste Abweichung unter den Teilnehmern der Stichprobe gab es bei den Antworten zur Frage nach der Notwendigkeit einer völligen Neuorganisation der Bankenaufsicht.
Die Beratung von Kreditkunden zum bankinternen Rating wird nur von der Kreditwirtschaft selbst überwiegend mit „gut“ beurteilt, „weniger gut“ urteilt dagegen die betroffene Wirtschaft. Aussagekräftige Unterlagen sind für das bankinterne Rating in den Kreditakten der Bank nur aus Sicht der Banken vollständig oder weitgehend vollständig vorhanden, „andere Zielgruppen sehen das deutlich anders“, sagt Tritschler. Basel II wird von den meisten praktisch nur als „mehr Bürokratie“ gesehen.
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