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Quo vadis Immobiliengeschäft: Chancen und Risiken für nachhaltige Geschäftsmodelle in einem zyklischen Markt

Von Dr. Oliver Everling | 4.September 2024

Auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel 2024 sprach Thomas Groß, CEO der Helaba, im Interview über die aktuellen Herausforderungen und Chancen im Immobiliengeschäft. Unter dem Titel „Quo vadis Immobiliengeschäft: Chance und Risiken für nachhaltige Geschäftsmodelle in einem zyklischen Markt“ teilte Groß seine Einschätzungen zu den gegenwärtigen Marktentwicklungen, den Wohnimmobilien, den strukturellen Veränderungen im Gewerbeimmobiliensektor und den Möglichkeiten, die sich durch die energetische Sanierung von Immobilien ergeben.

Thomas Groß beschrieb die aktuelle Lage auf dem Immobilienmarkt als eine Phase der Marktbereinigung, die bereits viele Projektentwickler aus dem Markt gedrängt habe. Auch die Helaba sei von Insolvenzen in diesem Bereich betroffen gewesen. „Der Peak der Belastungen, der schon verarbeitet wurde, ist jedoch überwunden“, erklärte Groß. Trotzdem werde das Jahr 2024 weiterhin als ein Jahr des Übergangs betrachtet, in dem noch weitere Insolvenzen zu erwarten seien. „Wir wussten, dass das Immobiliengeschäft zyklisch ist“, so Groß weiter. Er zeigte sich jedoch optimistisch, dass auch wieder Jahre kommen werden, in denen der Anteil des Immobiliengeschäfts an den Gewinnen der Bank ein Grund zur Freude sein werde.

Groß hob hervor, dass der Markt für Gewerbeimmobilien nicht nur von der natürlichen Zyklizität beeinflusst werde, sondern auch von tiefgreifenden strukturellen Veränderungen. „Es geht nicht nur um Zyklizität, sondern auch um strukturelle Effekte“, betonte er. So sei beispielsweise ein Rückgang der benötigten Verkaufsfläche im Einzelhandel zu beobachten, während gleichzeitig der Bedarf an Logistikflächen wachse. Diese Verschiebungen im Markt bieten laut Groß sowohl Herausforderungen als auch Chancen, die es zu nutzen gilt.

Ein zentrales Thema des Gesprächs war die energetische Sanierung von Immobilien. Groß bezeichnete diese als eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre. „Die benötigten Finanzierungsvolumina sind riesig“, erklärte er. Gleichzeitig sieht er in der Sanierung eine bedeutende Geschäftschance. Die Helaba könne durch die Bereitstellung von Finanzierungen für energetische Sanierungsprojekte nicht nur zur Erreichung der Klimaziele beitragen, sondern auch eine starke Marktposition einnehmen. Die Sanierung von Bestandsimmobilien ist ein komplexer und kostenintensiver Prozess, bietet aber langfristige Wertsteigerungen und entspricht den wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit.

Die GWH Wohnungsgesellschaft Hessen mbH, eine Tochtergesellschaft der Helaba, spielt dabei eine wichtige Rolle. Mit mehr als 50.000 Wohneinheiten habe die GWH die Möglichkeit, bedeutende Impulse in der Branche zu setzen, so Groß. Durch die Sanierung und Modernisierung dieses großen Bestands an Wohnungen könne die Helaba einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks leisten und gleichzeitig die Qualität und den Wert ihrer Immobilien steigern.

Thomas Groß sieht die aktuelle Situation als eine Phase der Transformation für das Immobiliengeschäft. Während kurzfristige Risiken durch Marktbereinigungen und Insolvenzen bestehen bleiben, bieten sich langfristig erhebliche Chancen. Die strukturellen Veränderungen im Gewerbeimmobilienmarkt und die Notwendigkeit energetischer Sanierungen könnten als Treiber für neue, nachhaltige Geschäftsmodelle dienen. Für die Helaba bedeutet dies nicht nur Risiken, sondern auch die Möglichkeit, ihre Position im Markt zu stärken und von den langfristigen Wachstumsperspektiven zu profitieren.

Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, wie gut die Bank und die Branche insgesamt auf diese Herausforderungen reagieren und wie sie die Chancen nutzen können, die sich aus einem nachhaltigeren und effizienteren Immobiliengeschäft ergeben.

Themen: Bankenrating, Immobilienrating | Kein Kommentar »

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