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Ratingkultur für geschlossene Fonds gefordert

Von Dr. Oliver Everling | 18.Februar 2010

Regulierung heißt immer auch Konzentration am Markt, und diese bedeute weniger Vielfalt, warnt Frank Schäffler (FDP), Mitglied des Deutschen Bundestages auf dem Feri Symposium Geschlossene Beteiligungen 2010 am Frankfurter Flughafen und kommt auf die zentrale Frage zu sprechen: „Wie wahrscheinlich ist es, dass ein bestimmtes Leistungsversprechen gehalten werden kann? Jede Abweichung von den bei Anlegern geweckten Erwartungen muss als Risiko begriffen werden.“

Das Problem des Marktes für geschlossenen Fonds sei der Konstruktion der Finanzdienstleistungsaufsicht immanent: Die Beamten der Aufsicht können nur die Einhaltung von Rechtsnormen überprüfen und versuchen, sie mit Zwangsmitteln durchzusetzen. Auf diese Weise können die Handlungsspielräume von potentiellen Betrügern zwar wirksam eingegrenzt werden. Das Kernproblem bleibe aber ungelöst, so Schäffler: Entlarvt sich ein Finanzjongleur als Betrüger, indem er gegen Rechtsnormen verstößt, ist es bereits zu spät. Die Justiz verbucht dann zwar den „Erfolg“, einen Betrüger überführt zu haben, der Anleger bleibt aber der Geschädigte, denn in der Regel sind Schadensersatzansprüche in Betrugsfällen nahezu wertlos.

Der Fall von Kiener liefere so nur neuen Betrügern Anschauungsmaterial, wie nach neuen Schlupflöchern gesucht werden kann. Dabei steht die Arbitrage unterschiedlicher Rechtssysteme auf der Tagesordnung, Gesellschaften und Rechtsverhältnisse aus verschiedenen Hoheitsgebieten zu nutzen. Hier einfach eine Weltfinanzaufsicht zu fordern, wäre naiv und allenfalls Langfristvision, die Anlegern nicht helfen, die heute geschädigt werden.

Der Finanzdienstleistungsaufsicht sei das Denken in Wahrscheinlichkeiten fremd. Die stets zukunftsgerichtete Frage danach, ob Ansprüche oder Erwartungen von Anlegern erfüllt werden können, könne nicht digital beantwortet werden, nicht mit „ja“ oder „nein“, sondern nur mit Wahrscheinlichkeitsurteilen. Von wundersamen Finanzvermehrungen können Fonds dann ungestört ihren Anlegern berichten, bis die kriminelle Energie ihrer Manager und Initiatoren zu Tage tritt – und es dann wieder zu spät ist, um noch Anlegergeld zu schützen.

Um diesen Missstand zu beheben, urtelt Schäffler, bedarf es Ratingsysteme, die dem Anleger in jedermann verständlicher Form von Schulnoten Wahrscheinlichkeiten dafür aufzeigen, dass ein bestimmtes Anlageprodukt das gegebene Versprechen zu erfüllen vermag. Wenn für jedes Finanzprodukt mindestens zwei Ratings unabhängiger, kontrollierter Agenturen eingeholt werden müssen, haben Finanzjongleure darlegen, warum sie ihre Geldvermehrungen für so wahrscheinlich halten.

An skeptischen Stimmen hat es auch bei den K1-Fonds in den letzten Jahren nicht gefehlt. Wohl aber fehlte es an systematischen Ratings; Helmut Kiener ließ sich von keiner Ratingagentur „durchleuchten“, stellte sich keinen Ratingprozessen unabhängiger Analysten. Für Ratings seiner Produkte gab es keine Aufträge. Wer etwas zu verbergen hat, hat eher kein Interesse daran, unabhängige Ratinganalysten einzuladen.

Ratinganalysten sind auch nicht davor geschützt, von Betrügern über bisher erzielte Geschäftsergebnisse getäuscht zu werden. Im Unterschied zu Beamten und Richtern, die die Einhaltung von Gesetzen überprüfen, können sie sich aber Meinungen über die Wahrscheinlichkeit bilden und diese in standardisierter Form darüber zum Ausdruck bringen, ob für ein Finanzprodukt auch weiterhin (exorbitante) Geldzuflüsse zu erwarten sind, um alle Anlegeransprüche zu befriedigen.

Die Lücken im Rating sind zu schließen, indem jeder Anbieter von Finanzprodukten verpflichtet wird, mindestens zwei Ratings unabhängiger Agenturen einzuholen und jedem Anleger mitzuteilen. „Wir werden nicht nachlassen, die Ratingkultur in Deutschland zu fördern“, macht Schäffler unmissverständlich vor den mehr als 200 Teilnehmern des Symposiums klar. „Wir brauchen geschlossene Fonds, da sie Eigenkapital bereitzustellen. Sparen und Investieren müssen näher zusammengeführt werden, die Krise ist insofern ein Gesundungsprozess.

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