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Ratings von europäischer Plattform

Von Dr. Oliver Everling | 22.September 2011

Dr. Markus Krall sprach in der FDP Bundestagsfraktion für die Finanzplatzinitiative Frankfurt. Es sei nicht die Frage, ob man die Ratingindustrie brauche, sondern wie man sie besser organisiere. “Lohnt es sich mal, über eine europäische Ratingagentur nachzudenken?”

Die Ratingagenturen haben durch ihre Verbriefungen einen wesentlichen Beitrag zur Aufblähung der Märkte geleistet und das blinde Vertrauen der Banken genossen, die die von den Agenturen gerateten Papiere gekauft haben. Die institutionellen Rahmenbedingungen hätten dies möglich gemacht.

Krall prangert die 95 % Marktanteil an, die von den drei führenden Ratingagenturen gehalten werden, die auch noch von einer gemeinsamen Aktionärsbasis letztlich getragen würden, wenn man insbesondere Moody’s und S&P’s betrachte.

Die sechs anerkannten Ratingagenturen in Deutschland funktionieren in Nischen, ändern aber nicht die Grundfunktionen des Marktes, analysiert Krall. “Die Nischenanbieter sind unterkritisch und werden sich im Markt gegen die US-Amerikaner nicht etablieren können.”

Die wesentliche, ordnungspolitische Frage sei, wie ein Rahmenwerk geschaffen werden könne, dass Ratingagenturen in einem besseren Wettbewerb zueinander stünden. “Ohne Haftung keine Sorgfalt”, warnt Krall. Ratings hätten auch den Charakter einer Meinung, aber ihre Eigenschaft als Meinung würde als Schutzschild gegen jede Haftung getragen.

“Ratings sind nicht nur eine Meinung, sondern sind auch ein Produkt”, sagt Krall. Solange es kein Vertragsverhältnis mit dem Investor gibt, ist das Haftungsverhältnis der Ratingagentur problematisch. Daher müsse dieser Aspekt neu gestaltet werden.

Eine europäische Agentur muss europäisch sein, aber global agieren, da institutionelle Investoren ihre Portfolien auch international streuen müssen. Banken seien das Vorbild, wie man hoch effizient mit einem anderen operativen Modell Ratings erstellen könne. Banken haben ihren Ratingprozess wesentlich transparenter organisiert als die Ratingagenturen, urteilt Krall.

“Die Ratingagentur sollte alles veröffentlichen, die Prozesse, die Statistiken, die Komponenten, die quantitativen und qualitativen Aspekte usw., damit die Investorengemeinde weltweit sich ein Urteil bilden könne.” Der Vorstand der Ratingagentur solle nicht besser informiert sein als jeder Surfer im Internet.

Krall schwebt ein neues Bezahlsystem vor, das von den Börsen getragen werden könne. Die Emittenten müssten alle relevanten Informationen in ein einheitliches System einstellen. Die Emittenten können sich dann auch nicht mehr aussuchen, von welcher Agentur sie geratet werden wollen.

Investoren müssen ein Rating aus der Plattform käuflich erwerben, um den Prozess zu finanzieren. Wenn der Investor eine eigene Infrastruktur aufbaut, um sich von der externen Meinung unabhängig zu machen, werde er von der Verpflichtung zum Erwerb von Ratings befreit. Der Wettbewerb unter den Ratingagenturen würde direkt beim Investor dann ausgetragen, prognostiziert Krall.

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