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Rau mit mutiger Prognose zum Wendepunkt

Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2009

„Das beste Konjunkturprogramm, das wir zurzeit haben, sind die Rohstoffpreise“, sagt Dr. Rainer Rau auf der 22. Feri Frühjahrstagung 2009 in Frankfurt am Main. Sinkende Rohstoffpreise stimulieren die Wirtschaft stärker als jedes staatliche Budget, argumentiert Rau und verbreitet auf der Tagung der Feri EuroRating Services AG, die gegen den Trend bei Veranstaltern in diesem Jahr wiederum mehr Teilnehmer gewinnen konnte als je zuvor, einen Funken Optimismus.

An der weltweiten Rezession in bisher nicht gekanntem Ausmaße lässt Rau allerdings keinen Zweifel. Diese sei Ausdruck des Ausmaßes weltweiter wirtschaftlicher Verflechtung, die keine Volkswirtschaft mehr unberührt lasse von den Entwicklungen in den wichtigsten Märkten der Welt. Der Einbruch der Rohstoffpreise seit 2008 zeige aber einen Boden, der bereits Ende 2008 erreicht wurde. Nicht nur die Ölpreise, sondern auch der Verfall der Konsumpreise sei gestoppt. Daraus und aus weiteren Faktoren, die er auf der Tagung der Ratingagentur darstellte, zieht er seine vorsichtige Prognose, dass sich zurzeit die wirtschaftliche Wende vollzieht.

Rau verweist hinsichtlich der Bedeutung der Finanzmärkte auf die breite Diskussion in den Medien. Er warnt jedoch davor, Themen wie Steuerflucht mit den Aspekten der Finanzmarktkrise zu vermengen. Eigenkapital, Kredite und Garantien bei Schieflagen ordnet Rau der Stimulation zu, misst den Maßnahmen aber nur begrenzte Wirkung zu. Wichtiger sind ihm der regulatorische Rahmen.

Hinsichtlich des Zusammenspiels der US-Ratingagenturen und der Banken, die mit Zweckgesellschaften (Special Purpose Vehicles) ihre Risiken auslagern, macht Rau eine klare Ansage: Dieser unkontrollierten Verlagerung von Risiken müsse klar ein Riegel vorgeschoben werden.

„Ein bekannter Versager darf doch nicht noch Millionen vom deutschen Volk bekommen“, kritisiert Rau die Diskussion um die Managergehälter. Namentlich nennt er Steuerbetrüger, die nach Millionenbetrug nachher noch Millionenvergütungen ausgezahlt bekamen. Zugleich macht er die Problematik der Verträge deutlich, unter denen Manager ihre Leistungen erbringen – Abfindungen seien hier ein selbstverständliches Element.

Rau illustriert das Vorgehen zur Gründung von „bad banks“. Fragwürdige Wertpapiere würden zum Buchwert an eine Zweckgesellschaft übertragen. Im Gegenzug würde die Bank Schuldtitel ebenfalls zum Buchwert übernommen. Nur durch Garantien das Staates könne das Risiko aus den Papieren genommen werden. Rau sieht in dieser Gestaltung keine Alternative.

„Die Prognosen wurden immer schlimmer, aber die Aktienmärkte sanken nicht mehr weiter“, stellt Rau nüchtern fest. Insbesondere in den Entwicklungsländern wurde die Markteinschätzung nicht geteilt, dass weitere Abwertungen erforderlich sein würden. In den Entwicklungsländern hat sich die Entwicklung nach oben beschleunigt. Man könne zwar eine Bärenmarktrallye unterstellen, aber auch bei den Industrieländern sei der Rückgang nicht mehr weiter da.

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