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Reformverweigerer und Füllhornpolitiker belasten Deutschland
Von Dr. Oliver Everling | 29.August 2014
Alle wichtigen Konjunkturindikatoren gehen die letzten Monate zum Teil massiv zurück. „Verbrauchervertrauen in Italien, Konsumentenvertrauen in Deutschland, Ifo-Geschäftsklima, ZEW-Konjunkturbarometer verlieren in Folge“, schreibt Daniel Zindstein, verantwortlich für das Portfoliomanagement des unabhängigen Vermögensverwalters GECAM AG. Aber auch die harten Daten zur Industrieproduktion oder zum Einzelhandelsumsatz in Europa enttäuschen den Portfoliomanager, denn sie führten bereits im zweiten Quartal zum Stillstand der ohnehin schon schwachen Konjunkturerholung in Europa. „Aber auch der bisherige Fels in der Brandung Deutschland, dessen Politiker sich lange Zeit in der Sonne der europäischen Wachstumslokomotive gesonnt haben, beginnt zu schwächeln. Die Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt 2014 von Plus zwei Prozent zu Jahresanfang werden derweil in schwindelerregendem Tempo nach unten angepasst.“
Die Gründe sieht Zindstein zum großen Teil hausgemacht: „Reformverweigerung in Frankreich und Italien, eine wirtschaftsfeindliche Innenpolitik in Deutschland (Rentenfüllhorn, Mindestlohn, Anti-Stress-Gesetze, Frauenquoten, Ausweitung Elternzeit, Pflegezeit, höchste Energiekosten in Europa, überdurchschnittliche Lohnsteigerungen, etc.) belasten bereits seit längerer Zeit und führen zu Investitionsverweigerungen. Neu hinzugekommen sind seit dem Frühjahr 2014 wichtige außenpolitische Aspekte. Die massive machtpolitische Konfliktausweitung mit dem größten Land der Erde Russland, hat die deutschen Exportwirtschaft stark verunsichert und in diversen Branchen zu signifikanten Revisionen der Umsatz- und Gewinnaussichten geführt (Nahrungsmittel, Rüstung, Automobil, Energie, Maschinenbau, etc.).“
Interessant sei in diesem Zusammenhang, dass die von den USA und der Europäischen Union vorangetriebenen Sanktionen vor allem die deutsche Wirtschaft belasten, die einen Anteil von rund 30 Prozent der EU-Exporte nach Russland auf sich vereinigt. „Unterdessen profitiert die USA sogar von der aktuellen Flucht des Kapitals aus Europa. Der rasante Rückgang sowohl der Stimmungsindikatoren als auch der harten Datenlage in der europäischen Wirtschaft, rüttelt selbst den mit dem geringsten ökonomischen Sachverstand ausgestatteten Politiker wach.“
In Frankreich sieht Zindstein erste Anzeichen einer Abkehr von Ideologie und Hinwendung zur Realpolitik. „Präsident Hollande scheint sich die 180-Grad-Wende seines politischen Ziehvaters Mitterand 1983 zum Vorbild zu nehmen, um während seiner Amtszeit noch eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage zu erreichen. Der Pragmatiker Manuel Valls und der neue Wirtschaftsminister Emmanuel Macron versprechen zumindest, eine vernünftige Richtung einzuschlagen, wenn auch Reformen jeglicher Art in Frankreich schwierig bleiben.“
Nachdem in Deutschland die Ideologie-Positionen des Koalitionsvertrages mit den schlimmsten Auswirkungen auf die Volkswirtschaft bereits umgesetzt sind, könnte nun der Blick frei werden auf Maßnahmen, die die wirtschaftliche Aktivität unterstützen. „Das wichtigste Unterfangen in diesem Zusammenhang wäre ein Signal für die Beendigung der gegenseitigen Sanktionen mit Russland. Denn nur dadurch fließen auch wieder internationale Kapitalströme ins Land zurück.“
Den Lichtblick sieht Zindstein hierbei, dass internationale Investoren ihre Übergewichtung in europäischen und deutschen Aktien bereits drastisch abgebaut haben und aktuell untergewichtet sind. Das heißt im Umkehrschluss, der größte Teil des Kapitalabzuges könnte bereits hinter uns liegen. Eine Folge davon ist, dass deutsche Aktien mittlerweile im Vergleich wieder günstig zu haben sind (KGV 2015 von 11,5) während die US-Pendants rund 30 Prozent teurer bewertet werden.
Themen: Aktienrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Reformverweigerer und Füllhornpolitiker belasten Deutschland
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