« | Home

Risiken von Unternehmensakquisitionen unter Berücksichtigung von ESG-Aspekten

Von Dr. Oliver Everling | 7.Januar 2025

Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) bei Unternehmensakquisitionen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Britt und Mark Niggemann verdeutlichen in ihrem Werk, dass eine gründliche ESG-Due-Diligence nicht nur zur Risikominderung beiträgt, sondern auch die Erfolgschancen von Transaktionen erhöhen kann. Eine solche Prüfung stellt sicher, dass die ESG-Risiken des Zielunternehmens identifiziert und bewertet werden. Dies beeinflusst nicht nur den Kaufpreis, sondern bereitet auch die Integration des Zielunternehmens vor. In der ESG-Due-Diligence kann bereits abgeschätzt werden, welche Maßnahmen erforderlich sind und welche Kosten anfallen, um das gekaufte Unternehmen an die eigenen ESG-Grundsätze anzupassen.

Unternehmensübernahmen dienen häufig dem Wachstum und der Erweiterung von Geschäftsaktivitäten. Hierbei ist die gute Vorbereitung und Analyse der Unternehmensstrategien sowie eine sorgfältige Due Diligence entscheidend für den Erfolg. Fehler bei der strategischen Auswahl von Zielunternehmen können schwerwiegende Konsequenzen haben. Es ist daher notwendig, klare Akquisitionskriterien und -ziele zu definieren, um sicherzustellen, dass das Zielunternehmen in die eigene Strategie passt. Diskretionsrisiken in den ersten Gesprächen und die Rolle der Berater sind ebenfalls kritisch, da sie den Verlauf der Verhandlungen beeinflussen können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Exklusivität in Verhandlungen. Potenzielle Käufer investieren erhebliche Ressourcen in die Prüfung und Verhandlungen und erwarten daher oft eine gewisse Exklusivität. Für den Verkäufer ist eine Abschlussexklusivität attraktiver als eine Verhandlungsexklusivität , da er die Möglichkeit hat, mit mehreren Interessenten parallel zu verhandeln. Er ist nur gebunden, den Kaufvertrag mit dem bestimmten Käufer abzuschließen. Sollte sich der Kaufinteressent während der Verhandlungsphase zurückziehen, kann der Verkäufer mit dem verbliebenen Interessenten den Vertrag abschließen

Die Due-Diligence-Phase selbst ist komplex und umfasst die Prüfung wirtschaftlicher, technischer, organisatorischer, rechtlicher und steuerlicher Faktoren. Die Identifikation von Investitionsstaus, rechtlichen Unsicherheiten oder unzuverlässigem Rechnungswesen kann potenzielle Risiken aufdecken. „Soft Facts“ wie Unternehmenskultur, Managementqualität und Kundenbeziehungen sind ebenfalls entscheidend und können die Integration und den langfristigen Erfolg der Übernahme beeinflussen.

Besondere Aufmerksamkeit sollte der ESG-Due-Diligence gewidmet werden. Diese prüft die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung. Aspekte wie Umwelt- und Klimaschutz, gesellschaftliche Verantwortung und Governance-Strukturen werden analysiert, um die ESG-Konformität des Zielunternehmens sicherzustellen. Fehlende Maßnahmen in diesen Bereichen können sich negativ auf die Bewertung und den Kaufpreis auswirken.

Die Integration nach der Übernahme ist oft eine Herausforderung und scheitert oft, wenn die erwarteten Synergien sich nicht realisieren lassen oder kulturelle Unterschiede zu Reibungsverlusten führen. Eine sorgfältige Planung und die Beachtung strategischer Grundsätze sind notwendig, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten. ESG-Kriterien können dabei helfen, die Integration reibungsloser zu gestalten und eine nachhaltige Unternehmenskultur zu fördern.

Die Finanzierung von Unternehmensakquisitionen wird zunehmend auch durch ESG-Kriterien beeinflusst. Kreditinstitute und Investoren bevorzugen nachhaltige Unternehmen und bieten teilweise günstigere Konditionen. Die Festlegung von ESG-Kennzahlen im Kreditvertrag kann helfen, die Finanzierung zu sichern und die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen zu gewährleisten.

Abschließend betonen Britt und Mark Niggemann, dass die Berücksichtigung von ESG-Aspekten nicht nur die Erfolgschancen von Unternehmensakquisitionen steigert, sondern auch zur langfristigen Stabilität und zum Wachstum des Unternehmens beiträgt. Nachhaltige Investitionen sind zwar mit anfänglichen Kosten verbunden, können aber langfristig zu höheren Erträgen und Kostensenkungen führen. Eine sorgfältige ESG-Due-Diligence und die Integration von ESG-Kriterien in die Akquisitionsstrategie sind daher unerlässlich für den nachhaltigen Erfolg von Unternehmensübernahmen.

Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Risiken von Unternehmensakquisitionen unter Berücksichtigung von ESG-Aspekten

Kommentare geschlossen.