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Risikoanstieg im Geschäft mit China und Indien
Von Dr. Oliver Everling | 2.September 2009
Die Zahl europäischer Firmen, die Handelsbeziehungen zu China und Indien unterhalten, steigt. Das Risiko, dass es dabei zu Zahlungsausfällen kommt, auch. Zahlungsverzögerungen treten vor allem in China immer häufiger auf. In 75 Prozent der Fälle wird das Fälligkeitsdatum um mehr als 30 Tage überschritten. In Indien stellt sich die Lage nicht ganz so dramatisch dar. Doch auch hier warten Lieferanten häufig bis zu 30 Tage nach Fälligkeit auf ihr Geld. Dabei sind die Zahlungsmodalitäten großzügig bemessen: Noch vor zehn Jahren war in den beiden größten asiatischen Zukunftsmärkten die Lieferung auf Zahlungsziel relativ unbekannt. Heute sind Lieferantenkredite gängige Praxis, wie eine Studie von Coface zum Zahlungsverhalten der Unternehmen in diesen beiden Ländern belegt (http://www.laenderrisiken.de/).
Laut der Studie des internationalen Forderungsspezialisten werden von 65 Prozent der chinesischen und 72 Prozent der indischen Unternehmen Lieferantenkredite gewährt. Beide Länder passen sich damit allmählich den internationalen Standards an. Der Trend scheint sich auch noch weiter zu verstärken, denn seit einer Untersuchung im Vorjahr ist der Wert in China um elf Prozentpunkte gestiegen. In Indien gab sogar jede dritte Firma an, die Lieferungen auf Ziel im letzten Jahr erhöht zu haben. „Während der Trend in Indien auf die starke Wettbewerbssituation zurückzuführen ist, wird er in China aufgrund der Liquiditätsschwierigkeiten vor allem der privatwirtschaftlichen Abnehmer zur Notwendigkeit“, erklärt der Vorstandsvorsitzende von Coface Deutschland, Benoît Claire.
In Indien räumen über 70 Prozent der Unternehmen ihren Abnehmern ein Zahlungsziel von 30 Tagen ein, in China 45 Prozent sogar ein Ziel von 60 Tagen und fast 20 Prozent bis zu 90 Tagen und mehr. „Doch die teilweise sehr großzügig bemessenen Lieferantenkredite werfen die Frage auf, inwieweit die Unternehmen in den beiden Ländern ihre Forderungen überhaupt noch im Griff behalten können“, hebt Benoît Claire hervor. „Sowohl in Indien als auch in China haben die von uns befragten Unternehmen mit ausstehenden Zahlungen zu kämpfen.“
Allzu häufig werden die Zahlungsziele nicht eingehalten. Während in Indien immerhin davon ausgegangen werden darf, dass spätestens 30 Tage nach Fälligkeitsdatum die Rechnungen beglichen werden, sind in China ungeachtet der meist längeren Zahlungsziele die Fälligkeitsüberschreitungen um mehr als 30 Tage nochmals um 8 Prozent angestiegen. Im Vorjahr machten sie bereits 67 Prozent der Zahlungsverzögerungen aus. Nur 25 Prozent der verspäteten Zahlungen treffen demnach innerhalb von 30 Tagen ein. „Dass die vertraglich vereinbarten Zahlungsziele vor allem in China sehr häufig überschritten werden, liegt daran, dass viele Wirtschaftsbereiche Überkapazitäten aufweisen, die Industrie niedrige Erträge erwirtschaftet und die Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben“, so Benoît Claire zur Begründung.
Große Unterschiede gibt es bei der Beitreibung der Forderungen in den beiden Ländern. Bei offenen Forderungen setzen chinesische Unternehmen auf das Verhandeln mit dem Kunden. „Jeder dritte Inder zieht lieber vor Gericht, die Chinesen tun das fast nie. Gründe dafür sind der schwache Gläubigerschutz und die mangelnde Rechtssicherheit in China“, sagt Benoît Claire. Indische Firmen könnten sich auf ein stabileres Geschäftsumfeld stützen und es stünden ihnen eine Reihe von gerichtlichen Beitreibungsmaßnahmen zur Verfügung. Im „Rating Geschäftsumfeld“ von Coface erreiche Indien deshalb A4, China lediglich B. Im Länderrating von Coface wird Indien mit A3 bewertet. Die A3-Bewertung Chinas steht allerdings unter Beobachtung für eine Abwertung.
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