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Risikomanagement im Fokus: Sigrid Kozmiensky und Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler über die Zukunft der Bankenbranche

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2024

Im Rahmen einer spannenden Diskussion auf einer Fachkonferenz teilte Sigrid Kozmiensky, Mitglied des Vorstands der ING Deutschland und verantwortlich für das Risikomanagement, ihre Einsichten zusammen mit Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler, einem renommierten Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt auf Finanzwirtschaft, Controlling sowie Nachhaltigkeitsrisiken und Künstliche Intelligenz.

Die Konversation drehte sich um die Rückkehr des Risikomanagements ins Zentrum des Interesses der Banken, angetrieben durch die nie dagewesenen Amplituden von Zins- und Inflationssteigerungen. Diese Entwicklung führt zu einem erhöhten Maß an Unsicherheit in der Branche. Kozmiensky und Schulte-Mattler identifizierten die „vier Ds“ des Risikomanagements – Deglobalisierung, Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demographie – als Schlüsselbegriffe, die die aktuellen Herausforderungen zusammenfassen.

„Es gibt keine Risiken, die man nicht managen kann,“ betonte Kozmiensky, und hob hervor, dass eine vorausschauende Ausrichtung und das „Denken in Szenarien“ essentiell für ein effektives Risikomanagement sind. Ein holistischer Ansatz ist demnach unerlässlich, um transformative Risiken angemessen zu bewältigen und langfristige Strategien mit agiler, interdisziplinärer Anpassung zu kombinieren.

Beide Experten stimmten überein, dass die Analyse von Umwelt- und geopolitischen Risiken bis zum Ende ihrer Wirkungsketten gedacht werden muss. Agilität, so Kozmiensky, erfordert zudem eine exzellente Datenlandschaft, um nicht nur den Banken, sondern auch den Kunden mehr Schnelligkeit und Effizienz zu bieten.

Ein interessanter Vergleich wurde hinsichtlich der Datenverfügbarkeit angestellt: In den Niederlanden seien öffentliche Register eine wertvolle Informationsquelle, die in Deutschland so nicht vorhanden sei.

Cyber-Risiken, so Kozmiensky, seien schon immer ein zentraler Bestandteil der Risikoüberlegungen der ING als digitaler Bank gewesen. Mit dem Digital Operational Resilience Act (DORA) sei nun ein zuverlässiger Standard etabliert worden, auch wenn der Zeitdruck dabei hoch bleibe.

In der Diskussion wurde deutlich, dass die Bankenbranche an einem Wendepunkt steht, an dem schnelles und vorausschauendes Handeln sowie die Integration neuer Standards und Technologien entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Institute sind. Die Expertenrunde betonte die Notwendigkeit, über bestehende Grenzen hinauszudenken und den Fokus auf eine umfassende Risikobewertung zu legen, um die Branche erfolgreich durch die turbulenten Zeiten zu navigieren.

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