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Risikosteuerung verlangt Forschergeist

Von Dr. Oliver Everling | 28.April 2016

Zum Risikoidentifikation und -bewertung leitet Prof. Dr. Roland Franz Erben von der Hochschule für Technik aus Stuttgart die Teilnehmer des coface Länderrisikokongresses in Mainz dazu an, die Relevanz von Erkenntnissen der WIrtschaftspsychologie zu verstehen. Erben zeigt auf, wie Flucht, Kampf, Totstellen oder Erforschen instinktive Reaktionen auf Risiken sind, denen sich nicht nur Urmenschen, sondern auch heutige Manager gegenüber sehen. Früher seinen schnelle Reaktionen wichtig gewesen nach dem Muster: Großer Tiger – schnelle Flucht.

„Reize“ führen zu „Bewertungen“ und lösen „Reaktionen“ aus, abstrahiert Erben. Schadenseintrittswahrscheinlicht und Schadensausmaß sind zwei Dimensionen in der Risikosteuerung. Geringe Wahrscheinlichkeit und geringer Schaden lassen sich durch Standardprozesse managen. Proaktives Risikomanagement wird jedoch bei höheren Wahrscheinlichkeiten und/oder höheren möglichen Schäden verlangt.

Erben spricht von dem Risikosteuerung in den 1980er Jahren als „Risikobuchhaltung“, als mit Riisken wie mit Versicherungen umgegangen wurde. In den 1990er Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass ein Früherkennungssystem notwendig ist (KonTraG): Frühwarnsysteme, Aufbau einer Risikomanagementorganisation, Risikoreporting und Haftung. In den 2000er setzte sich die Modellgläubigkeit durch: Quantifizierung, Mote-Carlo-Simulation, Szenarioanalysen, wertorientiertes Risikomanagement, Compliance und ISO 31000.

Erben zeigt nun auf, wie in den Zeiten der Finanzkrise sich die Erkenntnis durchsetzte, dass man die Leistugsfähigkeit der Modelle überschätzt hatte. Chancen- und Risikomanagement, Integration von RM, CO, IR und stragegischer Planung, Krisenmanagement und ISO 22301 (BCM) wurden dadurch populär.

„Wie geht es weiter?“ Erben wirft die zentralen Fragen auf. Flexibilität, Resilienz/Antifragilität, Verhaltensorientierung und Risikokultur sind Erbens Schlagworte dazu. „Resilienz ist sicher ein großes Thema, um sich gegen die ‚Schwarzen Schwäne‘ zu schützen“, sieht Erben voraus. Erben streitet die Bedeutung der Modelle von früher nicht gänzlich ab, hält aber ein Plädoyer für eine stärker integrierte Betrachtung. „Erforschen“, dazu ruft der Professor die Teilnehmer des Kongresses in der coface Arena auf.

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