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Rollensuche für Kreditmediatoren

Von Dr. Oliver Everling | 21.März 2012

Der Kreditmediator des Bundes hat in vielen Konfliktfällen zwischen Unternehmen und Kreditinstituten vermitteln können. In seine Fußstapfen treten vermehrt nicht öffentlich bestellte sondern privatwirtschaftlich agierende Berater/innen in der Funktion des Kreditmediators. Das Handelsblatt vom 14. März 2012 zitiert den Vorsitzenden des Bundesverbandes der Kreditmediatoren e.V. (BdKM), Herr Rainer Langen: „Wir sind nicht der Anwalt des Unternehmens. Es geht nicht darum, bei der Bank etwas durchzudrücken“.

Carl-Dietrich Sander, seit vielen Jahren bekannter Berater kleiner und mittlerer Unternehmen und angesehener Buchautor (www.kreditverhandlungen.de), kommentiert: „Dieser Aussage wird jeder zustimmen, der Mediation als Veranstaltung zur Konfliktlösung begreift, die meist dann einsetzt, wenn bisherige Verhandlungen zu Blockaden geführt haben, und ein neutraler Dritter gebeten wird, als Vermittler zur Auflösung der Blockadesituation beizutragen und zum Erarbeiten einer von beiden Seiten getragenen Lösung zu verhelfen.“

War der Kreditmediator des Bundes eine öffentlich finanzierte Institution, arbeiten Kreditmediatoren auf privater Basis natürlich gegen Honorar – das in der Regel im Falle der Kreditmediation das Unternehmen bezahlt, führt Sander seine Überlegungen weiter aus. „Damit kommt der Frage der Rollenklärung und der gegenseitigen Erwartungen an die Rollen eine besondere Bedeutung zu. Denn dem beauftragenden Unternehmen muss klar sein, dass der Mediator eben nicht sein Interessenvertreter ist, sondern die Rolle des Neutralen einnehmen wird und muss.“

Ein weiteres Zitat im erwähnten Handelsblatt-Beitrag lässt jedoch aufhorchen. Zitiert wird der Kreditmediator Frank Armbruster: „Meist schalten wir uns schon präventiv als Unterstützer bei der Finanzkommunikation eines Unternehmens ein.“

Hier ist nach Ansicht von Sander die Frage nach der Rollenerklärung zu stellen: Im ersten Schritt arbeitet der Berater als Unternehmensberater im Unternehmen und berät bei der Erstellung der erforderlichen Kreditunterlagen und zur Taktik der weiteren Vorgehensweise; ggf. ist er sogar aktiv am Erstellen der Unterlagen – z.B. Planzahlen – beteiligt. Im zweiten Schritt agiert der gleiche Berater im Konfliktgespräch zwischen Bank und Kunde als Mediator – also Neutraler.

„Dies erscheint doch ein ziemlicher Spagat zu sein.“ Sander fragt vor allem: „Wird das Kreditinstitut in dieser Konstellation den Berater wirklich als neutralen Mediator sehen? Und kann der Berater selber im Gespräch ständig zwischen seinen Rollen wechseln – und das auch noch allen Beteiligten transparent machen?“

Die Aufgabe der „klassischen“ Unternehmensberatung zur Finanzkommunikation, wie sie z.B. die Mitglieder der „Fachgruppe Finanzierung-Rating“ im Verband „Die KMU-Berater Verband freier Berater e.V.“ seit Jahren verantwortlich wahrnehmen, sollte von den Aufgaben des Kreditmediators klar getrennt sein.

Der Bundesverband der Kreditmediatoren e.V. teilt in einer Pressemitteilung vom 25. Januar 2012 mit, dass er „Kompetenzstandards für Kreditmediatoren“ definiert hat. „Dieser Pressemitteilung ist leider kein Hinweis auf den diskutierten Rollenkonflikt zu entnehmen. Auch in der Satzung des Verbandes finden sich dazu keine Hinweise. Die Klärung dieser Frage sollte auf jeden Fall Bestandteil von Kompetenzstandards sein,“ fordert Sander, „um für alle Beteiligten eine transparente Basis zu schaffen.“ Die 2. Tagung zur politischen Bildung über Kreditmediation der Friedrich-Naumann-Stiftung im April 2012 sollte sich dieses Themas annehmen.

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