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Saldenlöcher bleiben nach Jackson Hole
Von Dr. Oliver Everling | 29.August 2016
Das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole brachte nach Ansicht der Bad Homburger FERI keine bahnbrechenden Erkenntnisse. EZB-Chef Mario Draghi nahm in diesem Jahr nicht an der Konferenz teil, bemerken die Analysten aus Bad Homburg: „Dafür gibt es vielleicht gute Gründe: Vier Jahre nach dem Höhepunkt der Euro-Krise 2012 zeigt die Euro-Zone derzeit erneut, trotz extremer Eingriffe der Geldpolitik, Anzeichen gefährlicher Verspannungen. Diese sind unter anderem an den TARGET 2-Salden innerhalb des Euro-Systems erkennbar.“
Oberflächlich betrachtet scheine die Euro-Zone seit vier Jahren wieder stabil, so FERI. Entscheidend war die Aussage von Mario Draghi im Juli 2012, die Euro-Märkte aktiv abzusichern, „whatever it takes“. Seit diesem Zeitpunkt sind die Risiko-Spreads von Staatsanleihen aller hochverschuldeter Länder der EMU massiv gesunken. Gleichzeitig hatten sich die zuvor stark gestiegenen TARGET2-Salden des Euro-Systems wieder deutlich nach unten entwickelt.
Dieses freundliche Bild ist allerdings trügerisch. Der unerwartete BREXIT vor vier Wochen gab vielen Marktteilnehmer erstmals seit langem wieder einen Anlass, genauer nachzusehen. Der BREXIT senkt theoretisch die Hürden und erhöht die Wahrscheinlichkeit für weitere Austritte anderer Länder der EU. Folglich hätten nach dem BREXIT die Risiko-Spreads labiler Länder, wie etwa Italien oder Portugal, ansteigen müssen. „Doch das genaue Gegenteil ist eingetreten“, so Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chefstratege der Bad Homburger FERI Gruppe. „Offensichtlich hat die EZB derart massiv in den Markt eingegriffen, dass jeder Versuch einer realistischen Risikobewertung der Märkte sofort gestoppt wurde“, so Rapp weiter.
Trotz dieser extremen Abdeckung möglicher Marktrisiken durch die EZB zeigt die Euro-Zone an anderer Stelle wieder deutlich zunehmende Fragilität. So sind die sogenannten TARGET2-Salden innerhalb des Euro-Systems erneut auf das Niveau angestiegen, das sie zuletzt in der Hochphase der Euro-Krise 2012 erreicht hatten. „Dieser Anstieg ist Grund zur Sorge, da er wie damals Kapitalflucht aus Risikoländern wie Italien und Spanien signalisiert“, warnt Rapp. Ein wichtiger Auslöser dafür sei die immer noch ungelöste Bankenkrise in Italien, aber auch zunehmende Sorge vor dem Ausgang des Verfassungsreferendums im Oktober.
Nach Ansicht von FERI beschreitet die EZB durch ihre massive Verschleierung tatsächlicher Risiken einen fragwürdigen und zunehmend gefährlichen Weg. „Die Geschichte lehrt, dass echte Probleme immer einen Weg an die Oberfläche finden, seien sie auch noch so gut versteckt“, gibt Rapp zu bedenken. Strategische Investoren sollten deshalb, mit Blick auf die Zukunft des Euro und den Zusammenhalt der gesamten Euro-Zone, weiter skeptisch sein.
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