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Schlaflose Sparer, aber auch Schuldner
Von Dr. Oliver Everling | 18.Juli 2022
Die jüngsten, politisch bedingten Kursstürze an den Finanzmärkten brachten vielen Sparern schlaflose Nächte. Geld kann aber nicht nur Anleger krank machen, sondern auch Schuldner.
Der digitale Finanz-Coach Fabit und das Inkasso-Unternehmen coeo befragten in Deutschland wohnhafte Schuldner nach ihren Lebensumständen, ihrer Schuldensituation und auch danach, wie die belastende Situation sich auf ihre Gesundheit auswirkt.
Mindestens jeder fünfte Deutsche ist netto verschuldet. 6,16 Millionen Menschen gelten in Deutschland als überschuldet, 12,4 Millionen Deutsche mussten Ende 2020 mindestens einen Ratenkredit abstottern.
Wie viele Bürger zudem bei Händlern, Familie und Freunden Rückstände haben, ist nicht bekannt. „Daten zu Schulden und Schuldnern sind schwer zu bekommen”, weiß auch Sebastian Ludwig, CEO DACH der coeo Group. „Oft werden sie erst erhoben, wenn Menschen in die Überschuldung rutschen oder sich schon seit Jahren in dieser Lage befinden. Wir kennen die Menschen aus persönlichen Gesprächen in unseren Kontaktcentern. Mit unserer gemeinsamen Studie haben wir versucht, mehr Transparenz und damit ein besseres Gesamtbild zu schaffen.”
Die Überschuldungsquote wird für Männer mit 11,7 % angegeben, für Frauen mit 6,75 %. Privatinsolvenzen sind bei Männern (60,1 %) viel häufiger als bei Frauen (39,9 %).
„Allerdings scheinen Schulden an sich mehrheitlich ein weibliches Phänomen zu sein: Knapp sechs von zehn befragten Personen (57,7 Prozent) sind Frauen. Auch beim Alter überraschen die Ergebnisse: Mehr als ein Drittel der Befragten (34,6 %) ist jünger als 29 Jahre und macht damit die größte Gruppe der Schuldner aus. Das Durchschnittsalter hingegen liegt bei 35,6 Jahren. Der Großteil (40,9 %) gibt an, alleinstehend zu sein. Jeweils ein Viertel lebt in einer Beziehung (24,2 %) oder ist verheiratet (24,5 %). Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (55,8 %) sind Eltern.“
Schulden und Geldprobleme belasten die Betroffenen dabei nicht nur in ihrem sozialen Alltag. „Scham, Angst und Wut sind nur einige Gefühle, die Schuldner dabei empfinden, wenn sie über ihre finanzielle Situation nachdenken”, fasst Dr. Ralf-Michael Schmidt, Gründer von Fabit, die Ergebnisse zusammen. „Aber auch Trägheit, Traurigkeit und das Nichtvorhandensein von Zuversicht führen unweigerlich zu einem psychischen und emotionalen Erschöpfungszustand.”
Sechs von zehn der befragten Betroffenen (58,9 %) gaben an, auch psychisch unter ihrer Situation zu leiden. Depressionen, Angstzustände und Burn-out sind keine Seltenheit. 60,9 Prozent berichten zudem von körperlichen Problemen wie Appetitlosigkeit, Schmerzen und Schlafproblemen. Erkrankungen, Sucht und Unfälle zählen zu den Hauptauslösern von Schulden und Überschuldung.
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