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Schwache Hoffnung auf Honorarberatung
Von Dr. Oliver Everling | 3.Mai 2012
Kaum jemand, der sich öffentlich über angebliche Fehlleistungen von Ratingagenturen beklagt, hat je einer Ratingagentur für ihre Dienstleistungen Geld bezahlt. Es gilt vielen als selbstverständlich, dass kostenlos erbrachte Dienstleistungen höchsten Qualitätsansprüchen genügen müssen und dass man die Dienstleister in Haftung nehmen kann, sobald sich ihr Bemühen als unzuverlässig erweisen sollte. Selbst Politiker, die nie Aufträge an Ratingagenturen erteilten oder sich auch nur den finanzpolitischen Fragen von Analysten stellten, genieren sich nicht, bessere – stets kostenlose – Leistungen von den Ratingagenturen einzufordern.
Das Verständnis von Kunden, für aus der Finanzbranche erbrachte Leistungen auch zu bezahlen, ist nicht weit verbreitet. Das bekommen auch unabhängige Vermögensverwalter immer noch zu spüren, obwohl die Finanzkrise offenbar bei – wenn auch wenigen – Anlegern ein Umdenken eingeleitet hat.
Denn seit 2008 verzeichnen die unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland vermehrt Anfragen von potenziellen Neukunden, berichtet der Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV), die zentrale Interessenvertretung bankenunabhängiger Finanzportfolioverwalter. „Immerhin 57 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass sie zum Beispiel aufgrund der Finanzkrise und des schwindenden Vertrauens gegenüber Banken auf vermehrtes Interesse bei möglichen neuen Kunden stoßen“, sagt VuV-Vorstandsvorsitzender Günter T. Schlösser.
Dass dies allerdings zu einem grundsätzlichen Umdenken in Bezug auf die Vergütung führen wird, das zeigt eine aktuelle Umfrage unter den Mitgliedern des Verbands, bezweifelt die Mehrzahl der befragten Vermögensverwalter. Während 43 Prozent mit einem deutlichen Aufschwung der Honorarberatung rechnen, glauben 57 Prozent nicht, dass sich diese Vergütungsform gegenüber der Bezahlung über Provision in den kommenden Jahren in Deutschland durchsetzen wird.
„Sicherlich wird die Honorarberatung immer wichtiger werden, das zeigen auch Erfahrungen in Ländern wie Großbritannien oder den USA, wo die Honorarberatung bereits deutlich höhere Marktanteile verzeichnen kann als in Deutschland“, sagt VuV-Vorstand Schlösser. „Allerdings glaube auch ich, dass die Honorarberatung zwar als wichtige Alternative immer größere Bedeutung gewinnt, aber die Bezahlung nach Provision nicht vollständig ablösen wird.“
Die Mehrheit der Unabhängigen war früher bei Banken tätig, so das Untersuchungsergebnis des VuV. Erstmals hat der VuV auch Daten zur Ausbildung sowie zum beruflichen Hintergrund der unabhängigen Vermögensverwalter erhoben. Die Ergebnisse zeigen einen im Schnitt sehr hohen Ausbildungsgrad der unabhängigen Berater: Die Mehrheit von 40 Prozent verfügt über einen Universitätsabschluss, gefolgt von der Ausbildung an einer Berufs- oder Fachakademie (27%), einer Banklehre (21%) sowie einem Fachhochschulabschluss (11%).
„Interessant sind auch die Zahlen zum beruflichen Hintergrund“, so Schlösser. „Die deutliche Mehrheit von 85 Prozent der heute in der unabhängigen Vermögensverwaltung tätigen Berater war zuvor in der Vermögensverwaltung einer Bank oder Sparkasse beschäftigt. Als klaren Vorteil der Unabhängigkeit sehen diese Berater es an, ohne die einengenden Vorgaben eines übergeordneten Instituts arbeiten zu können. So verstanden gewährleistet Unabhängigkeit nicht nur eine hohe Qualität der Finanzdienstleistung, sondern ist die entscheidende Grundbedingung für Vertrauen.“
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