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Spanien auf Talfahrt

Von Dr. Oliver Everling | 18.März 2010

D&B wertet im März den Länderrisiko-Indikator Spaniens um ein Quartil auf DB3b ab. Der Wirtschaftsinformationsdienst reagiert damit auf die sich weiter verschlechternden Konjunkturaussichten. Gründe hierfür sind ein fortwährender Abschwung der Wirtschaft, die anhaltende Verschlechterung des Arbeitsmarkts, eingeschränkte Liquidität sowie eine beschleunigte Inflation. „Die Aussichten für eine schnelle Erholung sehen düster aus“, sagt Thomas Dold, Geschäftsführer D&B Deutschland. D&B erwartet für die kommenden zwei Jahre weiter zunehmende Zahlungsverzögerungen bei spanischen Unternehmen und ein anhaltend hohes Niveau bei Insolvenzen.

Die Konjunkturflaute schwächt nach wie vor die meisten Wirtschaftssektoren. Dadurch sehen sich Unternehmen erheblich größeren Risiken bei Geschäftsaktivitäten in Spanien gegenüber. Zusätzlich stellt der starke Euro innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Hemmnis für Investitionen dar. Auch der Tourismus ist aktuell keine Stütze der spanischen Wirtschaft. Urlauber des beliebtesten Reiselands der Europäer sind zögerlich und entscheiden sich kurzfristiger für Buchungen. Jedoch geht die Europäische Kommission davon aus, dass das Fernweh nach der überwundenen Rezession in einigen EU-Ländern wieder zunehmen wird.

Vor dem Hintergrund steigender Arbeitslosigkeit und einer düsteren gesamtwirtschaftlichen Perspektive kam es zu einem Rückgang der Industrieproduktion um 23 Prozent im Jahresvergleich 2008 – 2009. Außerdem stieg 2009 die Zahl der Konkurse und Zahlungsrückstände in allen Wirtschaftsbereichen Spaniens an. Obwohl der Finanzsektor sich als stabil erweist, schadet die zögerliche Vergabe von Krediten an Firmen und Privathaushalten dem Umsatz spanischer Unternehmen. Bislang hat der Finanzsektor die Krise relativ gut überstanden. Allerdings werden angesichts steigender nichtbedienter Kreditforderungen sowie erhöhter Arbeitslosigkeit Finanzinstitute höhere Kreditausfälle verkraften müssen. Damit steigen auch die Risiken für den spanischen Finanzsektor. Im Fall eines solchen Szenarios wären weitere Unterstützung und ein Eingreifen von Seiten der Regierung nötig.

Für das gesamte Jahr 2010 erwartet D&B einen Abschwung der spanischen Wirtschaft. Jedoch wird das BIP-Wachstum im zweiten Halbjahr allmählich in Schwung kommen. Vor dem Hintergrund einer schwachen internationalen Wettbewerbsfähigkeit, einer geringen Produktivität sowie hoher Arbeitskosten rechnet D&B nur mit gedämpften Wachstumsraten des BIP für die Jahre 2011 – 2013.

Gegenwärtig verfügt Spaniens Regierung nur über begrenzte Mittel, um die wirtschaftliche Erholung zu stützen. Ende Januar führte Premierminister José Luis Rodríguez Zapatero von der Sozialistischen Partei einen Sparkurs ein, um so innerhalb eines Vierjahreszeitraums 50 Milliarden Euro einzusparen und das BIP-Defizit bis 2013 auf drei Prozent einzudämmen. Die Regierung kündigte außerdem Strukturreformen an. Unter anderem plant sie das Rentenalter von 65 auf 67 Jahre anzuheben und den Arbeitsmarkt flexibler zu gestalten. Die Arbeitslosigkeit erreichte im Dezember 2009 die Marke von 19,5 Prozent.

Die D&B Länderrisiko-Experten sind jedoch skeptisch in der Frage, ob die spanische Regierung ihre Ziele erreicht. Zapatero wird sich gegen den Widerstand der Gewerkschaftsverbände sowie einiger Fraktionsgruppen aus dem linken Flügel der PSOE behaupten müssen. Angesichts der Tatsache, dass Mariano Rajoy, der Vorsitzende der oppositionellen Mitte-rechts-Volkspartei, in den Umfragen mit rund sechs Prozentpunkten führt, befindet sich Zapatero in einer schwachen Position bei der Verhandlung der dringend nötigen Reformen.

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