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Spekulation um Gründe für Ratingkündigungen
Von Dr. Oliver Everling | 23.November 2012
Die Analysten der BayernLB befassen sich mit den Gründen für die Kündigungen von Ratingaufträgen an anerkannte Ratingagenturen. Betroffen ist insbesondere die US-amerikanische Ratingagentur Standard & Poor’s mit ihren Ratingdiensten. Kurz nach der Deutschen Post hat auch Heidelberg Cement seinen Vertrag mit der Ratingagentur gekündigt.
Der Dax-Konzern beende seine langjährige Zusammenarbeit mit S&P, teilte der Baustoffhersteller am Donnerstag mit. „Zu den Gründen wollte sich ein Sprecher nicht äußern“, heißt es dazu aus dem Research der BayernLB. Welche Gründe letztlich für diesen weitreichenden Schritt des deutschen Konzerns maßgeblich sind, bleibt daher „offiziell“ offen.
Offen bleibt aber auch, ob diese Art von Kündigungen von Ratingaufträgen Zukunft haben: Bei Investoren, Banken, sonstigen Anlegern und Gläubigern bis hin zu Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten bleibt bei einer unbegründeten Beendigung eines Ratingauftrags der schale Beigeschmack zurück, dass sich der Vorstand des betreffenden Unternehmens nicht mehr der für Finanzmärkte zwingend notwendigen Transparenz stellen will. In der Vergangenheit waren Beendigungen von Ratingbeziehungen oft schon der Auftakt zu schwerwiegenden Unternehmenskrisen, die bis zu Insolvenzen führen und damit auch Arbeitsplätze kosten konnten.
Ratingkündigungen können aber auch eine Antwort auf die einfache Frage nach dem Preis des Ratings sein: Die zwingende EU-Regulierung durch die EU-Verordnung über Ratingagenturen belastet alle anerkannten und durch die European Securites and Markets Authority überwachte Ratingagenturen nicht nur durch die Umlage der Aufwandes der Aufsicht mit zusätzlichen Kosten, sondern auch intern mit erheblichen bürokratischen Belastungen. Vor diesem Hintergrund sind die Versuche der Ratingagenturen verständlich, diese Kosten verursachungsrecht auf ihre Auftraggeber unter den Emittenten weiterzugeben.
Ob Standard & Poor’s dabei derzeit das richtige Augenmaß beweist, kann als strittig bezeichnet werden. Immerhin gingen von der deutschen Industrie wie auch deutschen Banken Initiativen aus, den jüngsten Erhöhungen der Ratinggebühren entgegenzutreten. Die Auseinandersetzung um die Gebührenerhöhungen können daher von Emittenten genutzt werden, um sich aus ihren Ratingbeziehungen mit den US-amerikanischen Ratingagenturen zu lösen, ohne gleich in den Verdacht zu geraten, sich durch Beendigung des Ratings aus der notwendigen Kommunikation vor einer drohenden Krise stehlen zu wollen.
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