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Spekulation um MS „Deutschland“

Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2012

Die MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH (Zeichnungsfrist 5.-14.12.2012) Anleih wird mit 2 „URA-Haken“ bewertet, auf Grundlage der Zahlen des GJ 2011 sowie zum 30.9.2012 (MS „Deutschland“).

Der neben liquiden Mitteln nahezu einzige Vermögensgegenstand der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft, seit August 2010 eine mittelbare Tochter der Beteiligungsgesellschaft AURELIUS, ist das gleichnamige Kreuzfahrtschiff (bekannt durch die ZDF-Fernsehserie „Traumschiff“). Die Anleihe erreicht nur ganz knapp 2 „URA-Haken“, wegen ungünstiger Werte bei den Bondspezifischen Kennzahlen, beim URA-Bilanzrating und beim Scope-Emittentenrating („Issuer Rating Notation“).

Beim ungünstigen Scope-Emittentenrating (CCC+) wirkt sich einmal das negative Eigenkapital aus  (11 Mio. Euro nach HGB zum 30.9.2012), lt. Emittentin v.a. auf die über den tatsächlichen Wertverlust hinausgehenden Abschreibungen zurückzuführen (so wären bei 77 Mio. Marktwert und 43 Mio. Buchwert theoretisch durch einen Verkauf 34 Mio. Euro stille Reserven vor Steuern realisierbar). Hinzu kommen Verluste auf allen Ergebnisstufen (GJ 2011, 9 Monate zum 30.9.2012), v.a. wegen a.o. Routenumbuchungen (Tsunami in Japan, Unruhen in Nordafrika) und nachgeholter Erhaltungsaufwendungen, berichtet die URA.

Laut Lagebericht 2011 könnte der Fortbestand der Emittentin ohne weitere Unterstützung der Gesellschafter bedroht sein, geben die Analysten der URA zu bedenken, wenn die Umsatzziele (insb. für 2012 und 2013) nicht erreicht werden. Von einer „angespannten Liquididät“ war bereits im Jahresabschluss 2010 die Rede gewesen.

„Insgesamt hängt also die künftige Kapitaldienstfähigkeit davon ab, dass keine neuen unvorhersehbaren Ereignisse eintreten und wirklich wieder Auslastungsgrade und EBITDA wie vor 2010 erreicht werden“, fasst die URA zusammen. Gut fällt dagegen das Scope-Emissionsrating (A) aus; hier spiegelt sich die volle Besicherung der Anleihe (max. 60 Mio. Euro) durch eine erstrangige Schiffshypothek zu Lasten des Kreuzfahrtschiffs „Deutschland“ wider (aktueller Marktwert lt. Gutachten 100 Mio. USD bzw. umgerechnet 77 Mio. Euro; der für die Anleihe relevante Marktwert in Euro würde allerdings bei einer USD-Abwertung schrumpfen: z.B. im Juli 2011 waren es nur 68 Mio. Euro). Hinzu kommen die Absicherung der beiden ersten Zinszahlungen über ein bei AURELIUS abrufbares Darlehen und die Kündigungsmöglichkeit bei einem starken Abfall des Sicherungswertes.

Themen: Anleiherating, Mittelstandsrating, Schiffsrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Spekulation um MS „Deutschland“

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