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S&P’s Musterknabe „Deutschland“
Von Dr. Oliver Everling | 13.Oktober 2011
S&P’s Ratingtrends für Sovereigns werden durch neue Ratingkriterien für die Beurteilung von Staaten bestimmt, berichtet Dr. Kai Stukenbrock, Director, Sovereign Ratings, Standard & Poor’s, auf dem 7. Versicherungssymposium in Frankfurt am Main. Im Wesentlichen seien fünf Bereiche zu differenzieren, zeigt Stukenbrock auf.
Die fünf Bereiche umfassen einen politischen, einen ökonomischen, einen externen, einen fiskalischen und einen geldpolitischen Score. Der politische und der wirtschaftliche Score werden zum politischen und ökonomischen Profil zusammengefasst. Die übrigen drei Scores werden zum „Flexibility and performance profile“ zusammengefasst.
Stukenbrock weist darauf hin, dass der einzige Weg, die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, für alle Staaten in Europa nur darin bestehen kann, dem deutschen Beispiel zu folgen: Lohnzurückhaltung, Produktivitätssteigerung, solide Haushaltspolitik usw. Für die Länder in der Eurozone sei nämlich das geldpolitische Instrumentarium nicht verfügbar, da dieses gemeinsam im Europäischen Währungsraum verantwortet wird.
S&P’s ermittelt nicht lediglich ein Länderrating, sondern eines mit Blick auf Fremdwährungsverbindlichkeiten und ein anderes mit Blick auf Verbindlichkeiten in lokaler Währung. Letzteres könne bis zu zwei Notches besser sein. In jedem Fall werden alle Fatkoren integriert betrachtet, die für das Ausfallrisiko von Staaten bestimmend sein können.
Stukenbrock verteidigt die Herabstufungen der Länder, auch wenn „der Markt“ teils die Risiken offenbar niedriger einschätze. Tendenziell habe S&P’s, zitiert Stukenbrock einschlägige Studien, früher als andere internationale Agenturen die Länderratings (nach unten) korrigiert.
Stukenbrock zeigt, wie in der Eurozone etwa 2004 die höchsten Länderratings erreicht wurden, dann aber Herabstufungen überwogen und frühzeitig negative Ausblicke gegeben und somit Investoren gewarnt wurden.
Estland oder die Slowakei seien deutlich schneller aus der Krise gekommen als erwartet, so dass hier sogar Verbesserungen der Länderratings zu verzeichnen waren. „Wenn ein Staat so ein schlechtes Rating hat wie Griechenland, stufen wir jeden Schuldenaustausch als Zahlungsausfall ein“, sagt Stukenbrock allerdings mit Blick auf das in der Eurzone mit „CC Negativ“ am schlechtesten geratete Land in der Eurozone.
Stukenbrock betont, dass es sich bei der Länderkrise nicht um eine Krise des Euros handele, sondern nur um die Krise einzelner Staaten. In der Koordination und Kooperation der Staaten seien zwar Probleme zu erkennen, aber es bleibe bei einzelnen Mitgliedern der Eurozone, die in Bedrängnis geraten seien. Mit der Währung „Euro“ haben diese Probleme nichts zu tun. Stukenbrock sieht sich in seiner Einschätzung auch durch die Wechselkursentwicklungen bestätigt, denn der Euro sei schließlich auch gegen den Dollar nicht völlig abgesackt.
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