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Staatsanleihen im Nachhaltigkeitscheck

Von Dr. Oliver Everling | 1.Februar 2008

Norwegen, Schweden und Dänemark führen die Rangliste des jährlichen Nachhaltigkeits-Länderratings von oekom research weiterhin an. Deutschland verschlechtert sich leicht von Platz 8 auf 6, USA auf Platz 36 – Schlusslichter sind Russland, Indien, Südafrika und Pakistan.

Durch die massiven Kurseinbrüche der Aktienmärkte in der letzten Januarwoche 2008 rücken festverzinsliche Wertpapiere wieder deutlicher ins Blickfeld der Anleger. Aber welche Titel sind hier attraktiv? In ihrem Länderrating hat die Ratingagentur oekom research die soziale und ökologische Zukunftsfähigkeit von 50 Ländern als Emittenten von Staatsanleihen analysiert. Grundlage der Bewertung sind elementare Aspekte gesellschaftlicher Nachhaltigkeit, wie etwa das politische System, die Gewährung von Menschenrechten, die Infrastruktur, das Potential natürlicher Ressourcen sowie der effiziente Umgang mit diesen. Primär bietet das Länderrating nachhaltig orientierten Investoren eine Basis für ihre Investmententscheidung. „Unsere Analysen der Stärken und Schwächen einzelner Staaten legen jedoch nicht nur aus ethischer Sicht wichtige Aspekte offen, sondern geben auch Anhaltspunkte für potenzielle wirtschaftliche und gesellschaftliche Risiken“, erläutert Oliver Rüdel, Senior Analyst bei oekom research. Deshalb interessieren sich zunehmend auch konventionelle Anleger für das Länderrating.

Wie im Vorjahr sind Norwegen, Schweden und Dänemark die Spitzenreiter der untersuchten 50 Staaten. Punkten konnten sie vor allem durch die geringe Arbeitslosigkeit, hohe Ausgaben für Bildung und einen Energiemix mit geringem Kohleanteil und einem vergleichsweise hohem Engagement im Bereich erneuerbarer Energien.

Deutschland rangiert auf Platz 8 und liegt damit hinter Österreich (Rang 5) aber vor Großbritannien und Frankreich (Ränge 12 und 15). „In Deutschland schlagen das Engagement im Bereich Klimapolitik, ein fortschrittliches Umweltrecht zum Beispiel bezüglich der Einspeisung von Ökostrom sowie eine hohe Recyclingrate für Glas und Papier positiv zu Buche“, so Rüdel. Kritik übt der Analyst an dem hohen Kohleanteil im Energiemix, der fortschreitenden Flächenversiegelung durch Straßen und Gebäude sowie an der hohen Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit.

Abgeschlagen im unteren Drittel liegen die USA auf Rang 36, hinter Brasilien und Mexiko. „Abgesehen von ihrem politischen System, das positiv zu bewerten ist, haben die Vereinigten Staaten Schwächen in allen Bereichen“, so Rüdel. Hohe Rüstungsausgaben, Verschleppung und Folter nach den Ereignissen des 11. September 2001, der Besitz von Atomwaffen und der Vollzug der Todesstrafe zählen dazu. Negativ fallen die USA auch durch ihre Weigerung auf, wichtige internationale Abkommen wie das Kyoto Protokoll oder den UN-Sozialpakt zu ratifizieren. „Eine neue US-Regierung hätte die Chance, durch konsequente Schritte die Vereinigten Staaten innerhalb der nächsten Jahre deutlich nach vorne zu bringen.“

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