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Staatspleiten versus Nachhaltigkeit

Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2013

Angesichts des Haushaltsstreits in den USA um die Anhebung der Verschuldungsgrenze herrscht derzeit große Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten. Gespannt schauen die Märkte darauf, ob sich Demokraten und Republikaner auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze von bereits jetzt knapp 17 Billionen US-Dollar einigen können. Für Investoren ist perspektivisch relevant, ob die von den USA und anderen Staaten aufgenommenen Schulden zurückgezahlt werden können oder sie wie beim Schuldenschnitt in Griechenland mit Verlusten rechnen müssen. Eine aktuelle Studie auf der Basis der Länderratings der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research zeigt, dass Nachhaltigkeitsratings ein zuverlässiger Indikator für die Zahlungsfähigkeit von Staaten sind und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsratings eine insgesamt bessere Risikoeinschätzung erlaubt.

Der Schuldenschnitt in Griechenland im März 2012 hat viele institutionelle Investoren getroffen. Durch die Neubewertung der Anleihen verloren sie nominal 53,5 Prozent ihrer Forderungen. Durch die faktisch niedrigeren Zinssätze der neuen Papiere lag der finanzielle Verlust sogar noch höher. Investoren, die sich bei ihrer Anlageentscheidung bei Staatsanleihen am Länderrating von oekom research orientiert haben, waren hiervon nicht betroffen. oekom research hatte Griechenland bereits schlechte Bewertungen im Nachhaltigkeitsrating gegeben, als die konventionellen Ratingagenturen hier noch Noten im A-Bereich verteilt haben.

Die aktuelle Studie „Sovereign Bonds and Sustainable Culture“, die das ICMA Centre der britischen Henley Business School in Kooperation mit Forschern der Universitäten Hohenheim und St. Andrews durchführt, bestätigt, dass dies kein Zufall war, sondern es einen belegbaren Zusammenhang zwischen dem Risiko des Zahlungsausfalles eines Landes und dessen Nachhaltigkeitskultur gibt. Als Basis für die Bewertung der Nachhaltigkeitskultur der Staaten wurden dabei die Länderratings von oekom research verwendet. Dr. Andreas G. F. Hoepner, Leiter der Studie, ordnet die Ergebnisse der Analyse ein: „Die Studie zeigt, dass eine ausgeprägte Nachhaltigkeitskultur gemessen am Länderrating von oekom research das Risiko des Zahlungsausfalls signifikant reduziert. Sie bestätigt damit die Bedeutung von Nachhaltigkeitsratings bei der Risikobestimmung von Staatsanleihen. Die Ergebnisse der Analyse belegen, dass für einen langfristig orientierten Investor die Einbeziehung von Länder-Nachhaltigkeitsratings zur Risikobestimmung finanziell von Vorteil ist.“ Die Projektmitarbeiterin Agnes Neher ergänzt: „Aus der Kombination von konventionellen Finanzinformationen mit Nachhaltigkeitsratings ergibt sich insgesamt eine bessere Einschätzung zur langfristigen Zahlungsfähigkeit und damit zum Risiko von Staatsanleihen.“

Auch die USA erhalten im Länderrating von oekom research seit vielen Jahren eine schlechte Bewertung und rangieren weit hinter den aus Nachhaltigkeitssicht zu empfehlenden Ländern. So verweigern die USA nach wie vor einen konstruktiven Beitrag zum internationalen Klimaschutz und der Verbrauch an Energie und Ressourcen ist unverändert hoch. Die wachsenden Einkommensunterschiede führen zu sozialen Spannungen in der Gesellschaft. „Aus Sicht nachhaltigkeitsorientierter Investoren ist daher unabhängig vom Ausgang des Haushaltsstreites von zentraler Bedeutung, dass die Haushaltsmittel stärker in Bereichen investiert werden, die sich positiv auf die Leistungsfähigkeit und damit auf die Bonität auswirken,“ stellt Matthias Bönning, Head of Research bei oekom research, fest. „Dazu zählen etwa Investitionen in Bildung, in die Infrastruktur und die Förderung der Energieeffizienz.“

Themen: Länderrating, Nachhaltigkeitsrating | Kommentare deaktiviert für Staatspleiten versus Nachhaltigkeit

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