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Subratings im Mittelstandsrating
Von Dr. Oliver Everling | 29.Februar 2008
Die Aggregation der Themenkomplexe des bankinternen Ratings zur Kreditnehmerbonität erfolgt beim IKB Mittelstandsrating nach einer einheitlichen Methodik, wobei die Zielsetzung des Mittelstandsratings – die Zukunftsperspektiven des Unternehmens abzubilden – im Fokus der Betrachtung steht, schreibt Dr. Marcus Richter in seinem Beitrag „Bankinternes Rating aus der Sicht einer auf die Unternehmensfinanzierung spezialisierten Bank“ als Autor im Buch „Certified Rating Analyst“ (ISBN 978-3-486-58688-6, www.oldenbourg-wissenschaftsverlag.de).
Dr. Marcus Richter ist Direktor im Marktbereich Firmenkunden Inland der IKB Deutsche Industriebank AG und leitet dort die Abteilung Förderbanken und Produkte. Die Schwerpunkte seiner Tätigkeit liegen in der Betreuung des Förder- und Eigenmittelgeschäfts der Bank sowie vertriebsunterstützender Produkte wie das IKB-Mittelstandsrating. Von 1988 bis 1993 war er in der Kreditabteilung der IKB zuständig für Kreditentscheidungen und betreute bis 2000 in der Hamburger Niederlassung als Firmenkundenberater mittelständische Unternehmen. Bis 2004 leitete er die Grundsatzabteilung im Risikomanagement und befasste sich mit Themenschwerpunkten wie Basel II, MaK, bankinterne Ratingverfahren, Kreditrisikostrategie, Portfoliosteuerung. Parallel zu seinen beruflichen Aufgaben ist er als Dozent tätig und hält zahlreiche Vorträge.
Die einzelnen Subratings – Jahresabschlussrating, Liquiditätsrating, Qualitatives Rating, Branchenrating und Länderrating – fließen mit einer variablen, d.h. fallspezifischen Gewichtung in das Mittelstandsrating ein. Dadurch soll nach Richter erreicht werden, dass mögliche Risikotreiber, die von Fall zu Fall variieren, angemessen in der Kreditnehmerbonität Berücksichtigung finden.
Die fallspezifische Gewichtung der einzelnen Subratings weicht von bestimmten Orientierungsgrößen im Normalfall ab, sobald die Subratings deutlich unterschiedlich beurteilt werden, so Richter. Das Gewicht relativ schlechter beurteilter Subratings steigt in diesen Fällen, das Gewicht relativ besser beurteilter Subratings sinkt entsprechend.
Jahresabschlussrating, Liquiditätsrating und Länderrating spiegeln die aktuelle Bonität des Unternehmens wider, d. h. isoliert betrachtet erlauben sie nur eingeschränkte Aussagen über die zukünftige Entwicklung, führt Richter weiter aus, auch wenn Planungen im Jahresabschlussrating berücksichtigt werden. Somit stellen Jahresabschlussrating, Liquiditätsrating und Länderrating den „Anker“ bzw. die Ausgangsbasis für die spätere Kreditnehmerbonität dar.
„Während Jahresabschlussrating, Liquiditätsrating und Länderrating eher Aussagen über die kurzfristige Ausfallwahrscheinlichkeit zulassen,“ schreibt Richter, „dienen Qualitatives Rating und Branchenrating der Abbildung mittel- bis langfristiger Perspektiven bzw. potentieller Erfolgs- bzw. Risikofaktoren.“ Die zukunftsgerichteten qualitativen Faktoren (Management, Wertschöpfung, Unternehmensumfeld) und das Branchenrating müssen dann maßgeblichen Einfluss auf die Kreditnehmerbonität nehmen, wenn sich erkennbare potentielle Chancen und Risiken eines Unternehmens noch nicht in den „Zahlen“ des Unternehmens niedergeschlagen haben.
Auf diese Weise wird bei der IKB sichergestellt, dass „turn-around“-Situationen bereits erkannt und positiv bewertet werden, auch wenn sich dies noch nicht in Jahresabschlüssen niedergeschlagen hat – genauso wie eine erkannte strategische Krise bei (heute) noch guten Kennziffern des Unternehmens Niederschlag in der Bewertung findet. An dieser Stelle werden auch stützende bzw. belastende Effekte der jeweiligen Branchenentwicklung berücksichtigt, wobei auch hier der Schwerpunkt auf der erwarteten künftigen und nicht auf der aktuellen Branchensituation liegt.
Eine variable Systematik stellt sicher, berichtet Richter, dass für jedes Unternehmen eine individuelle Gewichtung der verschiedenen Ratingkomponenten bzw. der Erfolgs- und Risikofaktoren erfolgt, die sowohl die aktuelle Lage als auch die künftig erwartete Bonitätsentwicklung adäquat in das Gesamtergebnis einfließen lässt.
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