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Trump-Präsidentschaft: Nüchterne Analyse, Sorgen bleiben
Von Dr. Oliver Everling | 14.Januar 2025
Vor der Amtseinführung Donald Trumps als Präsident der Vereinigten Staaten offenbarte sich eine bemerkenswerte Diskrepanz. Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe die konjunkturellen, geldpolitischen und strukturellen Entwicklungen aller für die Asset Allocation wesentlichen Märkte.
Axel Angermann beschreibt die Diskrepanz als eine Spannung zwischen der „steigenden Nervosität in der medialen Öffentlichkeit“ und einer „scheinbaren Gelassenheit an den Kapitalmärkten“. Diese Gelassenheit an den Märkten, so Angermann, rührt daher, dass sich Investoren auf die konkrete Politik konzentrieren, die von Trump in den kommenden Monaten zu erwarten sei. „Das Ergebnis der Analysen fällt bislang offenbar nicht klar negativ aus“, erklärt Angermann und verweist auf zwei wesentliche Punkte, die die Märkte bereits im Umfeld des Wahltermins positiv beeinflussten: „Sowohl die Aussicht auf weitere Steuersenkungen als auch auf umfassende De-Regulierungsmaßnahmen lassen höhere Unternehmensgewinne insbesondere für US-Unternehmen erwarten.“
Trotz dieser positiven Erwartungen gibt es auch kritische Signale, insbesondere an den steigenden Langfristzinsen erkennbar. „Hinter dieser Entwicklung steht die Sorge vor einer anhaltend hohen oder möglicherweise sogar wieder steigenden Inflation in den USA“, so Angermann. Er identifiziert gleich mehrere Faktoren, die einen solchen Inflationsanstieg begünstigen könnten. Erstens nennt er „die Drohung mit Zöllen auf US-Importe“, die das Preisniveau in den USA nach oben treiben könnte. Auch wenn derzeit die Erwartung überwiegt, dass Zölle vor allem als Druckmittel eingesetzt werden, warnt Angermann: „Die Drohung allein bereits geeignet ist, eine Re-Allokation globaler Produktionsressourcen zu verursachen, die für sich genommen preistreibend wirkt.“ Hinzu kommt die Möglichkeit, dass Zölle tatsächlich implementiert werden könnten, was die Preissteigerungen weiter verstärken würde.
Ein weiterer Faktor ist die angekündigte restriktivere Einwanderungspolitik, einschließlich der „massenhaften Abschiebung illegaler Migranten“. Angermann weist darauf hin, dass dies „spürbar negative Konsequenzen für den US-amerikanischen Arbeitsmarkt“ haben könnte, was steigende Löhne und damit höhere Preise im Dienstleistungssektor zur Folge hätte. Allerdings sieht er auch interne Spannungen in der republikanischen Partei: „Zuletzt waren hier Risse zwischen den Absichten einzelner Politiker und der MAG-orientierten Basis der republikanischen Partei sichtbar.“ Welche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, bleibt laut Angermann abzuwarten.
Die expansive Fiskalpolitik stellt einen weiteren zentralen Risikofaktor dar. Sie birgt das „Risiko eines anhaltend hohen Haushaltsdefizits und eines hohen Schuldenstandes“. Angermann erklärt, dass Anleger in diesem Szenario „höhere Zinsen für US-Staatsanleihen einfordern“ könnten. Er sieht hierin eine der größten Herausforderungen für die Trump-Regierung, denn „zwischen der angestrebten Begrenzung der Defizite und den anderen geplanten Maßnahmen“ besteht ein klarer Zielkonflikt.
Abschließend betont Angermann, dass „weiter steigende Zinsen die größte Bedrohung für ein fortgesetzt positives Aktienmarktumfeld“ darstellen. Er fordert eine „nüchterne Analyse des tatsächlichen Handelns des neuen Präsidenten jenseits seiner täglichen Verlautbarungen“ und warnt zugleich vor „unangebrachter Sorglosigkeit“. Dieses Spannungsfeld aus wirtschaftspolitischen Risiken und Marktreaktionen wird, so Angermann, in den kommenden Wochen und Monaten besonders im Fokus stehen.
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