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Umbau von Wirtschaftsbeziehungen als weiterer Inflationstreiber
Von Dr. Oliver Everling | 1.März 2022
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie die umgehenden Sanktionsmaßnahmen markieren einen epochalen Umbruch und ein radikal neues geopolitisches Szenario mit weitreichenden Konsequenzen für Politik, Weltwirtschaft und Kapitalmärkte.
Für die internationalen Börsen sind kurzfristig weitere Schocks und Unsicherheiten zu erwarten. Das massive Sanktionspaket der EU und anderer Länder signalisiert, zusammen mit weiteren wichtigen Beschlüssen, einen epochalen Politikwechsel beim Umgang mit Russland. Nach Einschätzung von FERI seien die neuesten politischen Schritte in ihrer Bedeutung kaum zu unterschätzen. „Speziell in Deutschland läuft nun eine Kehrtwende bei vielen strategischen Themen, von Geopolitik über Verteidigung bis hin zu Energieversorgung. Viele Denkverbote werden abrupt aufgelöst – gleichzeitig nehmen inflationäre Risiken nochmals deutlich zu“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer von FERI.
Zwischen Europa und Russland finde nun eine beschleunigte Rückabwicklung bisheriger, oftmals relativ enger wirtschaftlicher Verflechtungen statt. Dies führe zu einer strategischen Entkopplung, vergleichbar der Entfremdung zwischen den USA und China. Mit Blick auf Russland liege der Fokus auf der Energie- und Rohstoffversorgung, wo nun sogar Deutschland seine Abhängigkeit reduzieren wolle. Je nach Verlauf und Dauer des Ukraine-Konflikts seien aber auch noch andere Faktoren relevant. Falle die Ukraine als wichtiger Lieferant von Getreide, Düngemitteln sowie anderen Rohstoffen und Vorprodukten längere Zeit aus, hätte dies in vielen Bereichen erhöhten Preisdruck zur Folge. „Der Ukraine-Konflikt verschärft den Prozess fortschreitender Deglobalisierung. Waren dafür bislang der Handelsstreit mit China und die Corona-Pandemie verantwortlich, erzwingt nun ein radikal neues geopolitisches Szenario den teuren Umbau von Wertschöpfungs- und Lieferketten“, erklärt Rapp.
Selbst nach einem baldigen Ende des akuten Konflikts in der Ukraine seien somit in vielen Sektoren steigende Preise zu erwarten. Der resultierende Margendruck belaste den Ausblick für die Unternehmensgewinne im laufenden Jahr weiter und erhöhe somit die generellen Risiken an vielen Aktienmärkten. „Trotz der jüngsten Korrekturen sind viele dieser mittelfristigen Belastungseffekte noch nicht voll eingepreist. Unser schon bislang eingetrübtes Prognosebild für die Aktienmärkte im Jahr 2022 erhält dadurch einen weiteren Dämpfer“, so Rapp. Zwar könnten zunehmende Makro-Risiken bei Notenbanken wie der EZB ein erneutes Umdenken auslösen, was auf eine Verlängerung der Wertpapierkäufe hinauslaufen würde. „Allerdings würde das schon existierende Inflationsproblem an den Märkten dadurch weiter verschärft“, warnt Rapp. Investoren sollten deshalb auch weiterhin auf eine erhöhte Inflationsresistenz ihrer Portfolios achten, so die generelle FERI-Empfehlung.
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