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Unterstützung des ESG-Reporting durch IoT-Technologien

Von Dr. Oliver Everling | 2.Januar 2025

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Die Unterstützung des ESG-Reportings durch IoT-Technologien (Internet of Things) bietet Unternehmen erhebliche Vorteile hinsichtlich der Effizienz und Genauigkeit der Datenerfassung und -verarbeitung. Seit dem 01.01.2024 sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet, über ihre Nachhaltigkeitsaspekte zu berichten, was insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen neue Chancen eröffnet, etwa günstigere Finanzierungskosten auf den Kapitalmärkten. Gleichzeitig stellt die Erfassung ESG-relevanter Daten eine große Herausforderung dar, insbesondere aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels und der damit verbundenen Ressourcenkapazitäten. Tim Olbrich und Jörg Schönfelder betonen, dass geeignete technologische Strategien entwickelt werden müssen, um diese wichtigen Aufgaben weiterhin vollumfänglich zu bewältigen.

Der Einsatz moderner Technologie, insbesondere IoT, kann die Erfassung und das Management ESG-relevanter Daten erheblich verbessern. IoT ermöglicht die direkte Erfassung von Primärdaten aus verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel Sensoren an Maschinen oder in der Gebäudetechnik, und bietet somit eine hohe Datenqualität und -verfügbarkeit. Ein wirksames ESG-Reporting-System muss jedoch nicht nur die richtige Hardware nutzen, sondern auch auf eine passende Software zurückgreifen, die in der Lage ist, die erfassten Daten sinnvoll zu verarbeiten und zu analysieren.

Olbrich und Schönfelder identifizieren vier Hauptquellen für ESG-Daten: Primärdaten aus Retrofit, Primärdaten aus bestehenden Systemen, Primärdaten aus Analogeingaben und Sekundärdaten. Retrofit bezieht sich auf die Nachrüstung bestehender Maschinen und Anlagen mit Sensoren, um bisher analog erfasste oder geschätzte Daten digital und in Echtzeit zu erfassen. Diese Technologie kann insbesondere in der Produktion und bei umweltrelevanten Messungen wie Energie- und Wasserverbrauch eingesetzt werden. Bestehende Systeme, wie ERP- oder Telematiksysteme in der Logistik, liefern ebenfalls wertvolle Primärdaten, die in das ESG-Reporting integriert werden können. Analogeingaben umfassen Daten, die manuell erfasst und digitalisiert werden, wie zum Beispiel aus qualitativen Interviews oder externen Berichten. Sekundärdaten stammen aus externen Quellen, wie Selbstauskünften von Zulieferern oder automatisch erfassten Daten durch sogenannte Crawler, die das Internet nach ESG-relevanten Informationen durchsuchen.

Die Autoren heben hervor, dass die richtige Auswahl und Implementierung von IoT-Technologien entscheidend für den Erfolg des ESG-Reportings ist. Die Bundesnetzagentur definiert IoT als die Kommunikation von Maschinen, Anlagen und Geräten über Netzwerke, was nicht nur die Datenerfassung, sondern auch die Steuerung dieser Geräte ermöglicht. Beispiele aus dem Alltag, wie intelligente Waschmaschinen oder vernetzte Zahnbürsten, zeigen, dass diese Technologie bereits weit verbreitet ist. In der Industrie kann IoT dazu beitragen, Betriebsparameter zu überwachen und zu optimieren, was wiederum positive Auswirkungen auf die ESG-Performance eines Unternehmens hat. So können durch die Einbindung von IoT-Sensoren beispielsweise der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen in Echtzeit gemessen und optimiert werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die richtige Softwarearchitektur, die eine einfache Erweiterung und Pflege des ESG-Reportingsystems ermöglicht. Die Autoren empfehlen, Software in Paketen zu beauftragen, um Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu gewährleisten. Jedes Paket sollte unabhängig funktionsfähig sein und bei Bedarf erweitert werden können. Eine gute Softwarearchitektur sorgt dafür, dass verschiedene Datensilos effizient integriert und die Daten standardisiert verarbeitet werden können.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein weiterer Erfolgsfaktor für die Implementierung eines erfolgreichen ESG-Reportingsystems. Dabei sollten die Erfahrungen und das Wissen der Mitarbeiter, die täglich mit den Prozessen arbeiten, ebenso einbezogen werden wie die strategischen Überlegungen der Geschäftsleitung und die technischen Kenntnisse der Entwickler. Eine ganzheitliche Betrachtung der Prozesse und eine klare Kommunikation zwischen allen Beteiligten sind unerlässlich, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

Abschließend betonen Olbrich und Schönfelder die Bedeutung eines systematischen und technologisch unterstützten ESG-Reportings nicht nur für die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, sondern auch als strategischen Vorteil im Wettbewerb. Die Nutzung von IoT-Technologien kann Unternehmen helfen, ihre ESG-Performance zu verbessern, Kosten zu senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Autoren schließen mit dem Hinweis, dass der Fortschritt in diesem Bereich noch am Anfang steht und es die Aufgabe aller Marktteilnehmer ist, diesen in die richtigen Bahnen zu lenken. „Die strukturierte, umfassende und korrekte Erfassung wird insbesondere hinsichtlich der Ressourcenkapazitäten und der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt Unternehmen de facto dazu zwingen, unterstützende Softwaresysteme zu Hilfe zu ziehen,“ resümieren die Autoren, was die Dringlichkeit und Bedeutung der Thematik unterstreicht.

Tim Olbrich, M.Sc. (Computer Science) gründete nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Augsburg die Bitory GmbH mit Sitz in Augsburg. Der Schwerpunkt seiner unternehmerischen Tätigkeit liegt hierbei auf der Entwicklung digitaler, automatisierter Prozesssteuerungs- und Reporting-Software, welche durch den Einsatz von IoT-Technologie unterstützt wird. Vor der Firmengründung war Herr Olbrich als Fullstack-Developer tätig, wobei sein fachlicher Schwerpunkt auf dem Entwurf und der Implementierung skalierbarer Cloudanwendungen lag.

Jörg Schönfelder, M.Sc. (Management) ist Inhaber und Geschäftsführer der Gesa Hygiene-Gruppe, einem der führenden Hygienedienstleister im Deutschsprachigen Raum. Zusammen mit Tim Olbrich gründete er 2022 die Bitory GmbH. Bereits während seines Studiums an der EBS-Universität für Wirtschaft und Recht, der Godmann School of Business und der WFI – Ingolstadt School of Management forschte Herr Schönfelder zu verschiedenen Themen rund um die Digitalisierung in Familienunternehmen und Dienstleistungsprozessen.

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