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USA im KI-Sputnik-Schock, EU im Tiefschlaf

Von Dr. Oliver Everling | 19.Februar 2025

Die USA erleben einen neuen Sputnik-Schock, diesmal ausgelöst durch die Fortschritte Chinas im Bereich der künstlichen Intelligenz. Die Veröffentlichung von DeepSeek hat gezeigt, dass China nicht nur aufholt, sondern in einigen Bereichen bereits führend sein könnte. „Wenn manche Beobachter die Veröffentlichung von DeepSeek als Chinas „Sputnik-Moment“ für das Ökosystem der künstlichen Intelligenz ausmachen, dann steht das Jahr 1957 Pate, in dem die Sowjetunion mit dem Start des Sputnik-Satelliten aller Welt ihren Vorsprung gegenüber den USA beim Wettlauf ins All vor Augen führte“, schreibt Laurent Denize, Co-CIO von ODDO BHF. Dies zeigt die wachsende Sorge in den USA, die bereits die Dominanz im KI-Bereich wanken sehen.

Während in den Vereinigten Staaten das Erscheinen neuer, effizienter KI-Modelle eine heftige Debatte über die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Technologieunternehmen ausgelöst hat, bleibt eine vergleichbare Reaktion in der Europäischen Union aus. Das Thema wird hier kaum in seiner Tragweite erfasst, was auch der aktuelle Bundestagswahlkampf in Deutschland widerspiegelt. Weder spielt der technologische Wandel eine zentrale Rolle in den Wahlprogrammen, noch wird darüber diskutiert, wie Europa mit den geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Bereich der künstlichen Intelligenz umgehen sollte.

DeepSeek hat mit seinen neuesten Versionen gezeigt, dass innovative Modellarchitekturen eine mit den aktuellen Spitzenmodellen vergleichbare Leistung erzielen können, und das bei deutlich niedrigeren Kosten. „Beide basieren auf innovativen Modellarchitekturen, die eine mit aktuellen Spitzenmodellen vergleichbare Leistung erzielen, wobei das Training der Modelle deutlich kostengünstiger ist“, stellt Denize fest. Dies könnte die Wettbewerbslandschaft im Bereich der KI grundlegend verändern und die bisherige Wachstumsrate in den USA bremsen. Gerade in den USA wird die Frage gestellt, wie lange das Land seine Dominanz im Bereich der KI noch behaupten kann. „Zum ersten Mal stellt sich die Frage, wie lange die USA ihre Dominanz im Bereich der KI noch behaupten können“, so Denize weiter.

Europa scheint sich dieser Frage nicht zu stellen. Die Diskussion um KI wird hier oft auf ethische Aspekte und Regulierungen reduziert, während technologische Innovation und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit eine untergeordnete Rolle spielen. Dies könnte langfristig dazu führen, dass die Europäische Union nicht nur den Anschluss verliert, sondern auch von der geopolitischen Bedeutung dieser Technologie abgehängt wird. Während die USA durch die Erfolge Chinas aufgeschreckt werden und sich möglicherweise eine neue Innovationswelle abzeichnet, bleibt Europa in der Zuschauerrolle.

China hingegen könnte von der neuen Dynamik besonders profitieren. „Jahrelang wurde China gegenüber den USA als KI-Nachzügler wahrgenommen. Nun scheine es US-Unternehmen nicht nur ein-, sondern gar überholt zu haben“, analysiert Denize. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten sich die globalen Machtverhältnisse im Bereich der Technologie nachhaltig verschieben.

Letztlich könnte die DeepSeek-Episode für die USA ein Weckruf sein, der eine erneute Innovationswelle auslöst. „So wie Sputnik den Anstoß für das Apollo-Programm gab und letztlich die technologische Führungsrolle der USA festigte, sehen wir das Auftauchen von DeepSeek in dieser Phase als Weckruf für die KI-Industrie in USA, der möglicherweise eine neue Welle von KI-Innovationen auslösen könnte“, so Denize. Während in den USA also der Weckruf angekommen ist, bleibt Europa in der KI-Debatte seltsam unberührt. Es fehlt nicht nur der Schock, sondern auch das Bewusstsein dafür, dass sich gerade eine der entscheidenden technologischen Entwicklungen unserer Zeit vollzieht.

Themen: Länderrating, Technologierating | Kommentare deaktiviert für USA im KI-Sputnik-Schock, EU im Tiefschlaf

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