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Veränderung der relationalen Vorstellungen, des Sozialverhaltens und der Moralvorstellungen durch Social Credit Systeme
Von Dr. Oliver Everling | 7.Februar 2021
„Menschen haben ein grundlegendes Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu Gruppen und Gemeinschaften. Wenn sie sich mit der Gemeinschaft identifizieren,“ schreiben Bernhard Streicher und Johannes F. W. Arendt in ihrem Beitrag zum Buch „Social Credit Rating“, „verhalten sie sich freiwillig kooperativ und engagieren sich für Gemeinschaftsziele.“
Bernhard Streicher ist Universitätsprofessor für Sozial- und Persönlichkeitspsychologie und Leiter des Departments für Psychologie und medizinische Wissenschaften an der Privatuniversität Hall in Tirol. Seine Forschungsinteressen umfassen die psychologischen Mechanismen von Entscheidungen unter Risiko und Unsicherheit; die Risikokultur von Unternehmen und Gruppen; und die Verbesserung der Risikokompetenz. Zusätzlich zu seiner wissenschaftlichen Forschung arbeitet er als Redner und Berater zum Thema Risiko für profit und non-profit Unternehmen.
Johannes Arendt promovierte an der LMU München zu relationalen Modellen am Arbeitsplatz und ist seit 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department für Psychologie und medizinische Wissenschaften an der Privatuniversität Hall in Tirol. In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit verschiedenen Aspekten sozialer Beziehungen wie Gerechtigkeitswahrnehmung, Hilfeverhalten und interpersonellen Risiken im Arbeitskontext.
„Zur Steuerung der sozialen Interaktion mit anderen verwenden Menschen unterschiedliche kognitive Modelle,“ schreiben die beiden Experten, „die ihr Verhältnis zum Interaktionspartner und ein situativ angemessenes Verhalten bestimmen. Wir argumentieren, dass die Einführung eines allgemeingültigen Social Credit Systems nachhaltig die soziale Wahrnehmung und das soziale Denken so verändert, dass die Betroffenen sich in sozialen Interaktionen nur noch dann kooperativ verhalten, wenn dies für sie von Vorteil ist und vom Beurteilungssystem honoriert wird.“
Freiwilliges, aus innerem Antrieb motiviertes, kooperatives Verhalten und Engagement wird abnehmen, befürchten die Autoren mit Blick auf Sozialkreditsysteme, wie sie in der Praxis bereits eingesetzt werden. „Dies wird sich mittelbar nicht nur negativ auf die soziale Interaktion zwischen einzelnen Personen, sondern auch auf Unternehmen auswirken, weil die Kreativität und damit die Innovationsfähigkeit abnehmen. Zusätzlich sind flächendeckende Social Credit Systeme aus unserer Sicht unvereinbar mit demokratischen Grundprinzipien.“
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