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Von Bank zu Banking
Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2016
Andreas Pratz, Partner und Leiter der Financial Institutions Group für Deutschland bei der A.T. Kearney GmbH, erwartet, dass Angebote wie eine Kontoeröffnung in wenigen Minuten hohe Akzeptanz haben werden. Damit widerspricht er Bedenkenträgern, die auf dem 14. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung die Bereitschaft von Bankkunden in Frage stellten, die Bequemlichkeit der Kontoeröffnung online nutzen zu wollen. Roland Boekhout, Vorsitzender des Vorstandes der ING-DiBa AG, hatte am Morgen noch berichtet, dass immer noch der größere Teil der Kontoeröffnungen über das umständliche Postident-Verfahren in Warteschlagen der Postfilialen erfolge.
„Frictionless“ sei der neue Standard. Das sei der Begriff des „New Normal“: Urban Mobility (Uber, MyTaxi, …), Smart Home (Google Nest, Amazon Echo, …), Connected Cars (Parkhaus, Mautstraßen, Versicherung), mHealth (Apple Healthkit, Google Fit, …), Car-Sharing (Direvenow, Car2Go), Predictive Shopping (Amazon Prime, Amazon Dahs, Smart Appliances (Thermomix, Smart Fridge, …), Media on Demand (Netflix, Spotify, …).
Grob gesagt zeige sich bei deutschen Konsumenten etwa folgende Aufteilung: 20 % verweigern sich grundsätzlich, die neuen Technologien anzunehmen, 20 % sind aufgeschlossen, auch die neuesten Möglichkeiten zu nutzen, während rund 60 % nur dann neue Wege geht, wenn die Vorteile ganz erheblich sind.
Pratz macht klar, dass auch die Schmerzen der Banken zum Beispiel mit Kontoeröffnungen, die bis zu 14 Tage dauern, recht groß seien. Es liege daher nicht nur im Interesse der Kunden, die Prozesse deutlich zu beschleunigen. Unternehmen wie arvato Bertelsmann, CUnexus oder Rocket Mortgage ermöglichen schon heute Echtzeitentscheidungen mit komplett papierlosen und automatisierten Antragsprozessen, berichtet Pratz aus der Praxis.
Mit Blick auf Deutschland sieht Pratz bei den Banken einen im internationalen Vergleich mittleren Ertrag, die niedrigste Risikovorsorge, aber den höchsten Aufwand. „Wir haben praktisch kein Risiko mehr im Privatkundengeschäft. Wir sind Gewinner in der Eurozone, vollbeschäftigt und haben Wachstum.“ So erklärt Pratz die aktuelle Situation, die nur dadurch getrübt wird, dass Deutschland für jeden verdienten Euro die höchsten Kosten auf sich nehme.
Geschäftsvolumina und Erträge wachsen, aber die Gewinne stagnieren. Eine vorübergehende Gewinnerholung gab es in Westeuropa primär dank gesunkener Risikovorsorge. Die Gewinne in Deutschland stagieren trotz günstiger Risikositution, da die Kosten zu stark steigen.
Deutsche Banken seien relativ komplex aufgestellt. Neben den Produkten im Schaufenster läuft eine Vielzahl von Produkten im Hintergrund weiter, so dass sich eine entsprechend große Anzahl von Prozessen ergebe. Aus diesem Zusammenhang ergibt sich die Angreifbarkeit durch neue Wettbewerbeer, die sich auf wenige Prozesse konzentrieren.
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