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Zertifikateemittenten unter Bonitätsdruck

Von Dr. Oliver Everling | 15.September 2008

Scope Analysis erweitert das Bonitätsrating für Zertifikate-Emittenten: Am 15. September 2008 hat die Ratingagentur Scope Analysis die Kriterien für die Bewertung der Emittentenbonität um den Einbezug von Credit Default Swaps erweitert, was eine Abstufung der meisten Emittenten nach sich gezogen hat.

Für das Zertifikate-Rating von Scope Analysis ist die Bonität des Emittenten ein elementarer Teil der Qualitätsbewertung neben der Chance-Risiko-Relation und der Handelsqualität des jeweiligen Zertifikats. Aufgrund der aktuellen Gegebenheiten rückt Scope Analysis den Faktor „Emittenten-Bonität“ bei der Benotung von Zertifikaten noch stärker in den Vordergrund und verfeinert die Systematik für die Bewertung der Emittenten.

Ab sofort berücksichtigt Scope Analysis neben den Ratings der drei großen Agenturen nun auch die Höhe der Senior 3 Year Credit Default Swaps (CDS) bei der Bildung der Scope-Bonitätsnote. Credit Default Swaps spiegeln die jeweils aktuelle Marktmeinung über die Zahlungsfähigkeit des Emittenten wieder. Wenn für einen Emittenten keine CDS erhältlich sind, so wird für diesen der durchschnittliche Einfluss der CDS auf das Bonitätsrating zu Grunde gelegt.

In die Bonitätsbewertung fließen darüber hinaus die Ratings der drei Agenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch ein. Diese drei Ratings werden zu einer Note verdichtet. Je niedriger diese ist, desto höher ist die Gewichtung, mit der sie in die Endnote der bewerteten Zertifikate einfließt. Dadurch wird sichergestellt, dass ein Papier mit sehr gutem Chancen-Risiko-Profil, aber mit niedriger Emittentenbonität keine gute Bewertung erhalten kann. Liegt kein Emittenten-Rating vor, sondern nur eine Garantie des Mutterhauses, dann wird das Rating des Garanten zu Grunde gelegt und von Scope Analysis bewertet.

Aufgrund der aktuell schwierigen Situation an den Finanzmärkten hat sich das CDS-Niveau für einen Großteil der Zertifikateemittenten erhöht. Aus dem Einbezug von CDS in das Scope-Bonitätsrating hat sich daher eine generelle Abstufung der meisten Zertifikateemittenten ergeben.

Die Emittentenbonität steht bei Anlegern nicht nachhaltig im Fokus: „Das Kriterium Emitttentenbonität wurde in den vergangenen Jahren von Zertifikate-Anlegern häufig vernachlässigt“, warnt Scope Analysis. „Allerdings hat sich gerade in der ersten Hälfte des Jahres 2008 gezeigt, dass Ausfallrisiken durchaus real sind und ernst genommen werden müssen.“ Während Anleger im vergangenen Jahr durch den Ausbruch der Kreditkrise verstärkt für das Kriterium Bonität sensibilisiert worden seien, sei die Aufmerksamkeit für dieses Thema in den letzten Wochen allmählich wieder zurückgegangen.

„Da sich aktuell jedoch herausstellt, dass weitere amerikanische Banken von den Folgen der Krise betroffen sind, sollte die Bonität der Emittenten auch bei Zertifikateanlegern nachhaltig in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken.“ Angesichts der alarmierenden Entwicklungen könne nicht mehr ausgeschlossen werden, dass auch deutsche Zertifikateemittenten und ihre Produkte von einem Ausfall betroffen sein könnten, mahnt die Ratingagentur. Scope Analysis verweist in diesem Zusammenhang auf einen generellen Anstieg der CDS für alle Titel der Bankenbranche weltweit, der auch das erhöhte Risiko für Käufer von deutschen Anlagezertifikaten wiederspiegelt.

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