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Was nützt eine europäische Ratingagentur?
Von Dr. Oliver Everling | 19.April 2011
Wenn der Markt nur von wenigen Ratingagenturen besetzt wird, kann dies aus volkswirtschaftlicher Betrachtung von Vorteil sein, analysiert Dr. Siegfried Utzig, Direktor im Bundesverband deutscher Banken: “Weil dadurch eine größere Konsistenz und Gleichförmigkeit der Ratings sichergestellt wird. Und: Die Investoren wären wahrscheinlich unwillig oder überfordert, Ratings einer großen Zahl von Agenturen, die mit einer ebenso großen Zahl unterschiedlicher Ratingmethoden entwickelt werden, miteinander zu vergleichen.” Der Wettbewerb in der Methodik sei aber zwingend für die Effizienz eines Rating-Markts.
Utzig erläutert die wichtigsten Schlussfolgerungen des Bundesverbandes deutscher Banken zur Frage “Was nützt eine europäische Ratingagentur?”, die in der Ausgabe 14 von “defacto:”, des Informationsdienstes für Politik, Wirtschaft und Medien aus dem Hauses des Bankenverbandes veröffentlicht wurden (www.bankenverband.de).
Für Utzig ist es zudem schwer erkennbar, wer in Europa bereit und in der Lage ist, das erforderliche Kapital zur Verfügung zu stellen, ein beachtliches Verlustrisiko einzugehen und für lange Zeit auf eine Verzinsung zu verzichten. “Das gilt umso mehr als der Gründerkreis kaum Unternehmen umfassen darf,” so Utzig, “die für ihre Emissionen selbst Ratings benötigen oder wünschen.”
Damit scheiden letztlich auch staatliche Stellen aus. “Denn eine staatliche Finanzierung oder gar die Nähe zu einer Notenbank wären allerdings für die Marktakzeptanz eher hinderlich. Die Chancen für eine europäische Ratingagentur,” sagt Utzig, “die von privaten oder staatlichen Stellen finanziert, den drei großen Ratingagenturen auf Augenhöhe begegnen könnte, werden deshalb ausgesprochen gering sein.”
Denkbar wäre allenfalls, dass Ratings einer europäischen Ratingagentur für Investoren direkt oder indirekt als verbindliche europäische Vorgabe erklärt werden. Damit wären Emittenten gezwungen, neben den für internationale Akzeptanz notwendigen die Ratings der drei großen Agenturen ein Europa-Rating einzuholen. “Das Ergebnis wäre damit schlicht eine gestiegene Kostenbelastung für die Emittenten.”
Unmissverständlich macht Dr. Michael Kemmer, Geschäftsführender Vorstand des Bankenverbandes, klar: “Vor überzogenen Erwartungen ist auf jeden Fall zu warnen. Mehr Wettbewerb würde dem Ratingmarkt gut tun. Aber die Rahmenbedingungen dafür sind anspruchsvoll, ein Scheitern des Projektes ist nicht auszuschließen. Dies wiederum würde dem Finanzmarkt eher schaden.”
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