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Welche Daten halten die EZB ab?

Von Dr. Oliver Everling | 1.August 2022

Axel D. Angermann analysiert als Chef-Volkswirt der FERI Gruppe das Verhalten der US-amerikanischen und der europäischen Zentralbanken: „Die Fed, die im vergangenen Jahr die Inflationsentwicklung lange Zeit falsch eingeschätzt hatte, korrigierte ihre Position seit dem Herbst 2021 schrittweise und stellte spätestens seit dem Frühjahr 2022 ihr Handeln vollständig in den Dienst der Inflationsbekämpfung. Negative Veränderungsraten des BIP nahm und nimmt sie billigend in Kauf und vertraut darauf, dass das Fehlen gravierender gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte das Ausmaß des wirtschaftlichen Abschwungs begrenzt.“

Bis zum Jahresende habe die Fed weitere Zinserhöhungen um insgesamt 75 Basispunkte angekündigt, berichtet Axel D. Angermann, obwohl es aller Voraussicht nach auch im zweiten Halbjahr 2022 bei einer sehr schwachen und möglicherweise sogar negativen Wirtschaftsentwicklung in den USA bleiben werde.

Der Chef-Volkswirt sieht die EZB jetzt gefordert: „Die EZB könnte von der Fed lernen, denn auch im Euroraum sind die Inflationsraten exorbitant hoch, und die EZB ist sogar primär auf das Ziel der Preisniveaustabilität verpflichtet (während die Fed auch immer noch den Arbeitsmarkt im Blick hat). Zwar hat die EZB im Juli (viel zu spät) einen ersten Zinsschritt vorgenommen, ihr weiteres Vorgehen allerdings bewusst offengelassen. Stattdessen will sie von Sitzung zu Sitzung jeweils ‚datenabhängig‘ entscheiden, ob und in welchem Umfang sie die Zinsen anheben wird. Da auch im Euroraum das Wunder eines plötzlichen Inflationsrückgangs nicht eintreten wird, ist gänzlich unklar, welche Daten die EZB davon abhalten sollten, mit weiteren Zinserhöhungen ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Besser wäre es deshalb, nach dem Vorbild der Fed eine klare Linie zu verfolgen und diese so zu kommunizieren, dass sich Unternehmen und Verbraucher darauf einstellen können.“

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