« Mit Basel 4 der Baselei ein Ende? | Home | Rating aus China ja, Europa nein »
Weniger Zahlungsausfälle durch Stabilität und intelligentes Forderungsmanagement
Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2014
Finanzinstitute legen 2014 größeren Wert auf das Kreditgeschäft als auf die Kapitalerhöhung. Das zeigte die neunte „European Credit Risk Survey“ von FICO, einem führender Anbieter von prädiktiver Analytik und Softwarelösungen für Entscheidungsmanagement, und der European Financial Marketing Association (Efma). Ganz vorn liegt für 2014 das Bestreben, Prozesse und Systeme im Risikomanagement zu verbessern (96 Prozent der Befragten). Ebenfalls 96 Prozent gaben an, die Kundenzufriedenheit in den Vordergrund zu stellen und 93 Prozent wollen die Profitabilität bestehender Kunden ausbauen. Eine Steigerung des Kapitals zählt über die Hälfte der Befragten 2014 jedoch nicht zu ihren Prioritäten.
Gerade in der DACH-Region, die sich 2013 weiter von der Krise erholt hat, erwarten die befragten Experten eine Steigerung der Kreditnachfrage, aber auch der Bereitstellung von Kapital. 43 Prozent der DACH-Befragten gaben an, 2014 die Kriterien für die Kreditvergabe zu lockern, auch weil sie aufgrund der nochmals verbesserten gesamtwirtschaftlichen Lage weniger um ihre Kredite fürchten müssen. Zudem haben die Banken im Umgang mit Zahlungsschwierigkeiten ihrer Kunden dazugelernt und gehen flexibler auf die konkrete Situation ihrer Kunden ein: „Wir sind ständig dabei, unsere Strategien zu optimieren. Zum Beispiel führte die politisch angeordnete Kurzarbeit während der Krise 2009 für viele Arbeitnehmer zu vorübergehenden Lohnausfällen. Hier reagierten wir mit einer temporären Senkung der monatlichen Kreditraten, um unseren Kunden über diese Zeit hinweg zu helfen“, sagt Maria Topaler, Credit and Risk Head der deutschen Targobank.
Diese Entwicklungen führen zu der kleinsten Lücke in der Kreditversorgung seit der ersten Auflage dieser gemeinsamen Studie von FICO und EFMA. Auch auf europäischer Ebene fällt die Einschätzung der Befragten in Bezug auf Zahlungsausfälle mittlerweile wieder positiver aus. Weniger als die Hälfte der Befragten erwartet für 2014 größere Zahlungsausfälle, wobei die Einzel-Ergebnisse aufgrund der nach wie vor schwachen Märkte in Südeuropa stark variieren.
Die Einhaltung aufsichtsrechtlicher Vorschriften hat für die befragten Banken zwar immer noch Top-Priorität, jedoch hat der Druck, Kapital aufzubauen, nachgelassen. Die Kreditvergabe an Verbraucher und mittelständische Unternehmen hat höhere Priorität. „Jetzt müssen die Banken ihr Kapital einsetzen, um wirtschaftliches Wachstum zu fördern“, so Phillip Sertel, Senior Director Central & Eastern Europe and the Middle East bei FICO. „Dazu gehört es, die Profitabilität bestehender Kunden zu vergrößern. Bei der Anpassung der Angebote an die Realitäten der Kunden wird Big Data eine immer größere Rolle spielen.“
Denis Hall, Chief Risk Officer bei GE Capital International: „Bei uns hat die Compliance-Agenda weiterhin höchste Priorität. Meine größte Sorge ist es jedoch, sicherzustellen, dass dieses erhöhte Risikobewusstsein auch dann anhält, wenn sich die Zeiten wieder ändern und sich alles wieder hauptsächlich um ein möglichst großes Volumen dreht.“
Die Umfrage wurde Ende 2013 unter 73 Vertretern von Finanzexperten kleinerer Institute sowie global agierender Banken aus 32 europäischen Ländern durchgeführt und ist online verfügbar.
Themen: Ratings | Kommentare deaktiviert für Weniger Zahlungsausfälle durch Stabilität und intelligentes Forderungsmanagement
Kommentare geschlossen.