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Wider dem Staatsgeldmonopol
Von Dr. Oliver Everling | 10.Dezember 2011
Generationen von Wirtschaftsstudenten lernen an ihren Hochschulen, dass Zentralbanken für die Schöpfung von Zentralbankgeld zuständig sind. Für das Staatsmonopol auf Geld gibt es jedoch weder soziale, noch politische Begründungen.
In seinem Buch “Der Fluch des Papiergeldes” im FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-671-2 macht Thorsten Polleit deutlich, dass es keine belastbare wirtschaftliche, rechtliche und ethische Legitimierung für die staatliche Hoheit über die Geldproduktion gibt. Studien zeigen zudem, dass solch ein Arrangement mit staatlicher Geldpolitik sich als Störfaktor im System freier Märkte erweist.
“Ein Staatsgeldmonopol steht nicht nur einem produktiven Währungswettbewerb entgegen, sondern es erlaubt, Geld durch Kreditvergabe zu produzieren: Die Geldmenge wird aufgrund politischer Erwägungen ausgeweitet,” analysiert Polleit, “ohne dass dabei ‘echte Ersparnisse’ für zusätzliche Investitionen verfügbar wären.”
Die Geldproduktion durch Kreditvergabe senkt den Marktzins unter den – wie Knut Wicksell (1851 – 1926) formulierte – “natürlichen Zins”, also den Zins, der im Markt bestehen würde, wenn die Geldmenge nicht “künstlich” durch Kreditvergabe ausgeweitet worden wäre. Die Zinssenkung führt zu einem “Scheinaufschwung”. Die Geldmengenausweitung “aus dem Nichts” sorgt dafür, dass die Volkswirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes über ihre Verhältnisse
lebt: Der Konsum steigt zulasten der Ersparnis, und gleichzeitig nehmen die Investitionen zu.
Die Verminderung des Zinses verzerre zudem, so Polleit, die gesamtwirtschaftliche Produktionsstruktur. Die “Umwegsproduktion”, wie Böhm-Bawerk sie bezeichnete, nimmt zu, die Produktionswege werden “zeitlich aufwendiger”. Der wirtschaftliche Erfolg der Produktionsstruktur hängt nun davon ab, dass der Zins niedrig bleibt, und dazu ist es erforderlich, dass die Kredit- und Geldmengen weiter ausgeweitet werden. “Geschieht das nicht,” prognostiziert Polleit, “steigt der Marktzins auf sein Ursprungsniveau – den natürlichen Zins – und Investitionen und Arbeitsplätze, die durch die Zinssenkung angeregt wurden, erweisen sich als unrentabel.” Es kommt zur Rezession (“Bust”).
Angesichts eines drohenden Bust werden in der Öffentlichkeit Rufe laut, die Krise zu “bekämpfen” – so geschehen seit Ausbruch der jüngsten Finanzkrise.
“Im Bestreben, einen Produktionsrückgang abzuwenden,” erläutert Polleit, “senkt die Zentralbank die Zinsen und sorgt für ein Vermehren von Kredit und Geld. Der neue Einschuss von Kredit und Geld, bereitgestellt zu noch niedrigeren Zinsen, kann zwar temporär dafür sorgen, dass der Abschwung in einen neuen (Schein-) Aufschwung umgemünzt wird. Doch auch dieser neue Boom bricht früher oder später aus denselben Gründen wie der vorangegangene in sich zusammen.”
Themen: Bankenrating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Wider dem Staatsgeldmonopol
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