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Wie Geldmengenwachstum umverteilt
Von Dr. Oliver Everling | 25.Dezember 2011
“Wenn morgen alle Menschen aufwachen und plötzlich doppelt so viel Geld haben, wird ihre Freude nur von kurzer Dauer sein. Sie werden bemerken, dass sich letztlich auch alle Preise verdoppeln. Ob etwas fünf oder zehn Geldeinheiten kostet,” schreibt Rahim Taghizadegan in seinem Buch “Wirtschaft wirklich verstehen” aus dem FinanzBuch Verlag (ISBN 978-3-89879-624-8), “spielt keine Rolle – entscheidend ist das Verhältnis zu den anderen Gütern.”
Taghizadegan liefert Antworten auf die Frage, weshalb die gegenwärtig zügellose Geldpolitik dennoch schädlich ist und zeigt auf, wie man sich mit Hilfe der Inflation bereichern kann. “Der Grund liegt in der Nicht-Neutralität des Geldes”, sagt Taghizadegan.
Inflation wirkt nicht gleichmäßig, daher ist die Ausweitung der Geldmenge nicht “neutral”. Zusätzlich geschöpftes Geld legt einen bestimmten Weg durch die Wirtschaft zurück und kommt nicht bei allen zum gleichen Zeitpunkt an, zeigt Taghizadegan auf: “Dies führt zu bedeutsamen Verschiebungen. Diese Verschiebungen nennt man den Cantillon-Effekt, benannt nach dem irischen Ökonomen Richard Cantillon, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts den Geldkreislauf untersuchte.”
Das neu geschöpfte Geld kommt an einer bestimmten Stelle in den Umlauf; von dort breitet es sich in Wellen aus. Taghizadegan: “Wer die neuen Münzen prägt, kann sie als Erster ausgeben. Die zusätzliche Nachfrage nach Gütern führt zu einem Anstieg der Preise – allerdings in der Regel erst mit Verspätung, langsam und kaum bemerkbar. Die nächsten, die die neuen Münzen erhalten, also die Beschäftigen, Lieferanten und Soldaten des Machthabers, werden diese wiederum irgendwann ausgeben. So nimmt das Geld langsam seinen Weg durch die Gesellschaft. Mit der Zeit steigen die Preise, denn mehr Geld jagt nun derselben Menge an Gütern hinterher.” Diejenigen, bei denen das neue Geld erst spät eintrifft, stellt Taghizadegan fest, finden bereits Preise vor, die die zusätzliche Geldmenge vollkommen widerspiegeln.
Für die Mehrheit der Wähler, die zur Bewältigung der Finanzkrise spendable Politiker in ihre Regierungsfunktionen gewählt haben oder auf staatliche Eingriffe drängten, kommt das Erwachen mangels ökonomischer Kenntnisse in der Regel zu spät: Die Freude am gesicherten Einkommen, Vermögen und Arbeitsplatz ist von kurzer Dauer – dann steht die nächste Krise an und die Umverteilung zugunsten derer, die die Geldschleusen betätigen, geht in die nächste Runde.
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