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Wie Unternehmen sich für eine digitale und nachhaltige Zukunft wandeln müssen
Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2024
Das im Jahr 2022 erschienene Buch von Prof. Dr.-Ing. Hubertus C. Tuczek, „Umsetzung der digitalen Transformation“, stellt auch zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung eine hochaktuelle und relevante Quelle dar. Die rasante Entwicklung in der Digitalisierung, insbesondere durch Technologien wie ChatGPT, hat zwar seitdem viele Veränderungen mit sich gebracht, jedoch bleibt die Dringlichkeit und Relevanz des Buches erhalten. Es zeigt sich an diesem Buch, dass in vielen Unternehmen die Umsetzung der Digitalisierung nach wie vor zu langsam voranschreitet, und zahlreiche Organisationen hinken sogar dem damaligen Stand der Digitalisierung hinterher.
Der Hauptfokus des Buches liegt auf der zentralen Bedeutung der digitalen und grünen Transformation für die Zukunft von Unternehmen, Deutschland und Europa. Die Autoren betonen, dass diese Transformation das wichtigste Projekt des kommenden Jahrzehnts ist und über die Stellung Europas in der globalen Wirtschaft entscheiden wird. Trotz der technologischen Fortschritte haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, die digitale Transformation erfolgreich umzusetzen, und auch die angestrebte nachhaltige Wirtschaftsentwicklung bleibt oft hinter den Erwartungen zurück.
Das Buch gliedert sich in verschiedene Themenbereiche, darunter die digitale Transformation im Kontext des Green Deals der EU, regulatorische Rahmenbedingungen durch den Staat, den gesellschaftlichen Umbruch im Zeichen der Digitalisierung, sowie Enabler der Transformation. Besonders praxisrelevant sind die Kapitel zur digitalen Transformation der Prozesse und aus Anwendungssicht. Die Autoren präsentieren zahlreiche Best-Practice-Beispiele namhafter Unternehmen wie Bosch, Volkswagen, Continental und Siemens, um konkrete Ableitungen für den eigenen Change-Prozess zu ermöglichen.
Die Vielfalt der Beitragsautoren, darunter Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen wie dem Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt), Bayern Innovativ, Continental, Siemens Digital Industries, Volkswagen und Bosch Security and Safety Systems, verleiht dem Buch eine umfassende Perspektive. Die Praxiserfahrungen und Erkenntnisse dieser Fachleute ermöglichen es den Leserinnen und Lesern, die Dimension der digitalen Transformation besser zu verstehen.
Besonders hervorzuheben ist die klare Botschaft des Buches: Der Wandel kann nur gemeinsam mit allen Beteiligten aus Unternehmen, Gesellschaft und Staat gelingen. Die Autoren fordern eine ganzheitliche Herangehensweise und verdeutlichen, dass die digitale und grüne Transformation untrennbar miteinander verbunden sind.
Die Autoren Wolrad Claudy, Christian Biberger und Jonas Hegel legen in ihrem Beitrag „Digitale Transformation und der Green Deal der EU“ in dem Sammelband den Grundstein für eine wegweisende Erkenntnis: Die Verbindung zwischen dem Green Deal der EU und der Digitalen Transformation ist der Schlüssel zur angestrebten Klimaneutralität bis 2050. Die gegenseitige Abhängigkeit dieser beiden Transformationsprozesse wird deutlich hervorgehoben – eine Symbiose, die für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Gemeinwohlökonomie von entscheidender Bedeutung ist.
Die Autoren plädieren dafür, dass die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende eine zentrale Rolle in diesem Prozess spielt. Ihr Beitrag präsentiert unternehmerische Ansätze und Innovationen, die darauf abzielen, eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu fördern und sozialen Mehrwert zu schaffen. Dabei betonen sie, dass es an jedem einzelnen von uns liegt, die notwendigen Veränderungen aktiv voranzutreiben.
Die Wechselwirkung zwischen der digitalen und der nachhaltigen Transformation wird als facettenreich beschrieben. Positiv hervorgehoben werden dabei erhöhte Erschwinglichkeit, Zugänglichkeit und Qualität von Produkten, die durch die digitale Transformation zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können. Gleichzeitig werden jedoch auch Herausforderungen wie Rebound-Effekte, wachsender Energieverbrauch und selektive Zugänglichkeit von digitalen Produkten und Dienstleistungen identifiziert.
Die Autoren unterstreichen, dass die Entwicklung hin zu einer enkeltauglichen Zukunft zusätzliche Anstrengungen erfordert. Dazu gehören der Umbau zur Kreislaufwirtschaft, Technologie- und Geschäftsmodellinnovationen sowie klare rechtliche Rahmenbedingungen auf EU-Ebene. Anreizfinanzierungen durch Institutionen und private Investor:innen werden als essentiell für den Erfolg dieses Wandels betrachtet.
Trotz der langjährigen Innovationskraft deutscher Unternehmen im Bereich Umwelttechnologien und deren Erfolge im Umwelt- und Klimaschutz betonen die Autoren Wolrad Claudy, Christian Biberger und Jonas Hegel in ihrem Artikel, dass die Ziele des Green Deals allein nicht ausreichen werden. Es ist erforderlich, die Umweltauswirkungen in kurzen Zeitabschnitten auf ein Minimum zu reduzieren, um die Null-Emission-Ambition des Green Deals zu erfüllen.
Die Takeaways aus dem Fazit sind klare Handlungsaufforderungen für Unternehmen:
Digitale betriebliche Transformation nutzen: Die Digitalisierung sollte als Instrument genutzt werden, um die ganzheitliche grüne Transformation des Unternehmens voranzutreiben. Stellenwert der Digitalisierung erkennen: Unternehmen müssen den Wert der Digitalisierung erkennen und aktiv den Herausforderungen begegnen. Interne Prozesse überdenken: Die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht neue Formen der Prozessverbesserung. Digitalisierung als Chance sehen: Unternehmen sollten die Digitalisierung als Chance begreifen und den Nutzen neuer Technologien für ihre Entwicklung erkunden. Geschäftsmodelle neu ausrichten: Der Hauptnutzen von erfolgreichen Geschäftsmodellen verschiebt sich vom Nutzer und Anbieter hin zu Gesellschaft und Umwelt. CO2-Neutralität als Ziel: Die Dekarbonisierung der Energieversorgung wird als zentrales Ziel betrachtet – die „Mondmission“ der jetzigen Generation. Digitalisierung und Vernetzung als Fundament: Diese bilden das Fundament für die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung und Energieversorgung. Green Deal der EU als essenziell betrachten: Dieser ist nicht nur eine politische Vorgabe, sondern eine dringende Verpflichtung im Rahmen des Generationenvertrags mit unseren Kindern.
Insgesamt bieten die Ausführungen der Autoren eine klare Perspektive und Handlungsanweisungen für Unternehmen und Individuen, um gemeinsam eine enkeltaugliche Zukunft zu gestalten. Es liegt an uns allen, die Synergie von Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu nutzen und aktiv an der Verwirklichung einer nachhaltigen Gemeinwohlökonomie mitzuwirken.
Das Buch bietet einen fundierten Überblick über die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation aus technologischer und nachhaltiger Perspektive. Es richtet sich nicht nur an Führungskräfte und Entscheidungsträger in Unternehmen, sondern auch an alle, die sich für die Zukunft der Wirtschaft und Gesellschaft interessieren. Auch nach zwei Jahren bleibt es ein wegweisendes Werk, das Impulse für den notwendigen Wandel in Richtung einer digitalen und nachhaltigen Zukunft liefert.
Buchempfehlung: „Umsetzung der digitalen Transformation – Wie Unternehmen sich für eine digitale und nachhaltige Zukunft wandeln müssen“ (Hrsg. Prof. Dr.-Ing. Hubertus C. Tuczek), mit 88 Fallbeispielen.
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