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Wirtschaftsprüfer und Kreditkrise

Von Dr. Oliver Everling | 4.Mai 2008

Inwiefern sind Wirtschaftsprüfer mit schuldig an der heutigen Kreditkrise, die immer schlimmer wird und mittlerweile eine seriöse Bedrohung der Stabilität finanzieller Märkte formt? Dieser Frage geht Micha Kat auf http://www.accountant.nl nach. Micha Kat, ehemaliger Journalist der Zeitung „NRC Handelsblad“, einer niederländischen überregionalen Abendzeitung mit Redaktionssitz in Rotterdam, und Pamela Hemelrijk, ehemalige Kolumnistin des Algemeen Handelsblad, betreiben seit Januar 2006 das Weblog NRC Ombudsman (http://www.nrcombudsman.nl/). In zum Teil scharfen Ton kritisieren sie die etablierten Zeitungen und warfen dem NRC Handelsblad Täuschung und Manipulation der Leser vor.

Sicher ist, das Wirtschaftsprüfer eine Rolle spielen beim Pokerspiel rund um die amerikanischen Hypotheken, gibt Fritz Witt von URA Rating Agency B.V. den Beitrag von Kat wieder. Witt hat es freundlicherweise übernommen, für www.everling.de die Inhalte der Argumentation von Kat zu skizzieren. „Wo sich alles drum dreht ist, dass ein bestimmter Wert zugewiesen werden muss an die subprime Hypotheken und an die Produkte, worin subprime Hypotheken verarbeitet sind. Vor allem die letzte Kategorie Produkte kommt in Sicht: Es geht hierbei um subprime backed securities (Effekten mit den gerügten Hypotheken als Unterpfand) und die CDOs (collateralized debt obligations), einem Sammelnamen für allerlei Schuldenoptionen – darunter die von Hypothekenschuldnern – als zugrunde liegenden Werten.

Das Problem mit den CDOs ist, dass es undeutlich ist, in wie viel subprime Hypotheken sie sitzen, weil diese problematischen Hypotheken gemixt sind mit anderen, weniger risikovollen Krediten, um das Produkt einfacher verkaufen zu können. So wie es jetzt aussieht, zitiert Witt den Artikel von Micha Kat, haben die großen Banken, die jetzt Milliarden abschreiben müssen, selbstverständlich noch Massen von diesen subprime Hypotheken in ihrer Bilanz stehen, aber haben auch versucht – nachdem die Risiken stets deutlicher wurden – so viel wie möglich abzustoßen an Hedgefonds, um durch sie die Risiken in CDOS zu verpacken.

Ein Hedge Fond Manager sagte in Fortune (23. August 2007): „Das Beurteilen von Prospekten von CDO und auf Grunde dessen eine Prüfung zu machen, ist ein Alptraum für jeden WP.“ Dasselbe Blatt zitiert Peter Morici, Business Professor an der Universität von Maryland: „These assets are so complicated that it may be impossible for accountants to ever value them.“

Doch haben große Wirtschaftsprüfergesellschaften diese Produkte bewertet, sowohl im Auftrag der Banken, als auch im Auftrag der Hedgefonds. Und das taten sie – auf eine Art und Weise, die so günstig wie möglich für ihre Auftraggeber war. Die einzige richtige Bewertung wäre eine „mark to market“ Vorgehensweise, wobei immer versucht wird, nach konkreten Preisen zu suchen, womit diese Produkte im Markt über den Ladentisch gingen.

Aber das ist schwierig, weil der Handel in CDOs unregelmäßiger stattfindet als der Handel in Aktien. Darum entschloss man sich für eine „mark to model“ Arbeitsweise, wobei komplexe Computerprogramme eingesetzt wurden. Diese Arbeitsweise führte zu großem Missgeschick.

Kritiker sagen jetzt, dass es bereits im November 2006 deutlich sein musste, dass die Krise verursacht wurde, weil seinerzeit schon Armeen „short sellers“ auf Kurssenkungen von „home equity loan securities“ wie CDOs spekulierten . Die Wirtschaftsprüfer schauten jedoch in eine andere Richtung. Ein Vorwurf ist, dass sie die Produkte bewerteten – oder Bewertungen akzeptierten – , wovon sie hätten wissen müssen, dass es keine zuverlässigen Bewertungen gibt und die obendrein unter stets mehr Druck im Markt kamen.

Inzwischen kommen immer mehr Signale, dass die großen Banken wie Merrill Lynch in neue „accounting gimmicks“ Ausflucht nehmen, um den wirklichen Stand der Bilanzen zu vertuschen. Die Webseite www.ABAlert.com nannte die Möglichkeit, dass die Banken ihre subprime Hypotheken überhebeln von den „available for sale account“ zum „hold to maturity“ portfolio.

Auf dieser Art und Weise könnte die Bank an den gefürchteten „market to market“ Bewertungen entkommen, berichtet Witt aus dem Beitrag von Mucha. Merrill Lynch hat bereits 8 Milliarden US Dollar abgeschrieben, aber könnte noch exposure haben im subprime Markt in Höhe von 7 Millarden US Dollar. Das Wall Street Journal enthüllte, dass diese Bank (die am meisten exposed ist) versucht hat, Pakete subprime Hypotheken durch „Wegsetzen“ aus ihren Büchern zu halten, nämglich bei Hedgefonds mit Rückkauferklärung.

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