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Wunschdenken an den Finanzmärkten
Von Dr. Oliver Everling | 12.April 2016
In seiner neuesten Ausgabe der „Carmignac’s Note“ beleuchtet Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees und Managing Director, die derzeitigen makroökonomischen Entwicklungen sowie die aktuelle Anlagestrategie von Carmignac.
Seine Kernaussagen zu den Märkten und den Kursentwicklungen allgemein: „Die Märkte hatten sich aus mehreren täglich erscheinenden Wirtschaftsstatistiken diejenigen ausgesucht, die für ein freundlicheres Konjunkturszenario sowohl in China als auch in den USA sprachen. Man unterschätze niemals die Neigung des Menschen, sich vor allem auf solche Informationen zu stützen, die am ehesten seinen Wünschen entsprechen.“
Die Häufung der wirtschaftlichen, finanziellen, geldpolitischen und politischen Ungleichgewichte führt nach Ansicht von Saint-Georges zu einer asymmetrischen Verteilung der Risiken, die beim derzeitigen Stand der Märkte immer noch unvorteilhaft ist. „Daher beteiligen wir uns nicht am allgemeinen Tanz auf dem Vulkan, auch wenn er einstweilen ruhen sollte.“
Saint-Georges: „Die äußerst starke und undifferenzierte Erholung der Aktienmärkte im März weist eher die Merkmal eines Rückkaufs von Leerverkaufspositionen auf als diejenigen einer Rückkehr der Anleger zu dieser Anlageklasse. Bemerkenswert ist auch die äußerst starke Outperformance der Schwellenländer oder zyklischen europäischen Titel trotz des derzeitigen Konjunkturrückgangs.“
Die Haltung der Zentralbanken sei das Zeugnis ihres Misserfolgs, so Saint-Georges wörtlich. „In der Eurozone wie in Japan liegt die jährliche Inflation immer noch bei nahezu 0% und damit weit unter den offiziellen Zielwerten. Der entscheidende Punkt ist und dies haben die Märkte noch nicht erkannt, dass solche Fehlschläge unvermeidlich sind. Die Probleme, denen sich die Weltwirtschaft gegenübersieht, nämlich die Verschuldung und die unzureichende Nachfrage, können nicht allein durch geldpolitische Maßnahmen gelöst werden – seien sie auch noch so unkonventionell.“
In den USA sieht Saint-Georges immer noch Gefahren: „Aus unserer Sicht besteht immer noch ein hohes Risiko, dass das Wachstum in den USA 2016 erheblich bis unter die 2%-Schwelle zurückgeht, ohne dass die Zentralbank, die inzwischen zu einer Phase der geldpolitischen Straffung übergegangen ist, durch geldpolitische Lockerungsmaßnahmen eingreifen kann. Die Märkte sind darauf nicht vorbereitet.“
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