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Zinswende als Schutzimpfung für Banken
Von Dr. Oliver Everling | 4.Juli 2024
Auf der Handelsblatt Tagung „Zukunft Retail Banking“ präsentierte Dr. Torsten Stuska, Managing Partner bei MOONROC Advisory Partners, die aktuelle Studie „Retail Banking Kompass 2024″. Er betonte, dass die Zinswende für Banken wie eine Schutzimpfung wirke. Großbanken und die DKB zum Beispiel profitieren vom „Zinssegen der EZB“. Trotz aktueller Rekordergebnisse und starker Bilanzen bleiben viele operative und strategische Herausforderungen ungelöst.
Alle Banken setzen zur Kompensation bald wieder sinkender Zinsüberschüsse auf ein steigendes Provisionsgeschäft, wobei der Private Banking Kunde im Mittelpunkt steht. Gleichzeitig bleibt die Kreditnachfrage schwach und befindet sich auf dem Niveau von 2004/2005. Ein nie dagewesener Einbruch der Kreditnachfrage belastet die Aktivseite der Banken.
Die digitale Transformation im Bankensektor verändert das Beratungsgeschäft fundamental. Junge Kundengruppen akzeptieren TikTok und andere Social-Media-Formate bereits als ernsthafte Beratungsquellen. „Beratung 2.0″ findet zunehmend online statt, wobei Financial Influencer mit hoher Reichweite eine zentrale Rolle spielen. Einige Neobanken haben es geschafft, höchste Kundenakzeptanz, exponentielles Wachstum und Profitabilität zu vereinen.
Ein weiterer Punkt, den Stuska hervorhebt, ist die Deindustrialisierung in Deutschland. Sinkende Standortattraktivität, hohe Nettomittelabflüsse und niedrige Produktionszahlen deuten darauf hin. Die deutschen Exporte in Nicht-EU-Staaten sind 2023 trotz hoher Inflation um 9,2 % zurückgegangen. Banken setzen daher einheitlich auf ähnliche Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Der hohe Aufwand durch Regulatorik und fehlende Skalierungsvorteile führt zu Fusionen und Akquisitionen sowie der Einführung von Zweitmarken.
Die genannten Entwicklungen könnten erhebliche Auswirkungen auf das Credit Rating der Banken haben. Trotz hoher Zinseinnahmen und stabiler Bilanzen stellen sinkende Kreditnachfrage und operative Herausforderungen Risiken dar. Der steigende Aufwand für Regulierung und fehlende Skalierungsvorteile erhöhen die Kosten, was sich negativ auf die Rentabilität auswirken kann. Fusionen und Akquisitionen, die als Lösung zur Effizienzsteigerung dienen, könnten das Risiko- und Ertragsprofil der Banken kurzfristig belasten, was zu einer Neubewertung der Ratings führen könnte.
Insbesondere traditionelle Banken könnten durch den Prozessdschungel und hohe Kosten unter Druck geraten, während Neobanken durch ihre Effizienz und hohe Kundenakzeptanz positive Bewertungen erzielen könnten. Die Anpassungsfähigkeit der Banken an digitale Beratungsformate und die erfolgreiche Integration neuer Technologien werden entscheidende Faktoren für zukünftige Ratings sein. Der Wandel hin zu Provisionsgeschäften und die Fähigkeit, junge Kundengruppen effektiv anzusprechen, könnten ebenfalls positiv bewertet werden, sofern diese Strategien zu nachhaltigem Wachstum und stabilen Erträgen führen.
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