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Zwangsvollstreckung, Insolvenz und Prävention

Von Dr. Oliver Everling | 29.November 2009

Der Titel „Forderungsmanagement“ (ISBN 978-3940913012) aus dem Frankfurt School Verlag (http://www.frankfurt-school-verlag.de/) könnte ein betriebswirtschaftlich ausgerichtetes Buch erwarten lassen, bei dem es um eine dem Rechnungswesen des Unternehmens zugeordnete Funktion gehen würde, bei der es um die aus Lieferungen und Leistungen resultierenden Fragen des Debitoren- und Konditionenmanagements geht. Das Forderungsmanagement leitet, gewährt und verwaltet die aus der Einräumung von Zahlungszielen resultierenden Kredite. Das Forderungsmanagement zielt darauf ab, Forderungsausfälle so gering wie möglich zu halten und die notwendige Liquidität des Unternehmens jederzeit zu wahren. Hieraus resultiert ein betriebswirtschaftliches Optimierungsproblem, das u. a. mit Hilfe von Ratingsystemen modelliert werden kann.

Das von Dr. Thomas Thöne von der GenoRechtAnwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH aus Neu-Isenburg herausgegebene Buch zielt jedoch mehr auf die Fragen der Zwangsvollstreckung, der Gesellschafterhaftung, das Insolvenzverfahren und mögliche Wirtschaftsstraftaten, bankrechtliche Besonderheiten und fügt auch im Kapitel zu den Handlungsempfehlungen für Unternehmer eher weitere rechtliche Aspekte hinzu. Informationsgewinnung, Forderungsinkasso, EDV für mittelständische Unternehmen, Forderungsausfallversicherung, Factoring, Zentralregulierung, Asset Backed Securities (ABS) und schließlich Mobilienleasing kommen allesamt ausreichend zur Sprache.

Der Untertitel „Zwangsvollstreckung, Insolvenz und Prävention“ umreisst die Themenbereiche, die Thöne insbesondere unter juristischen Aspekten mit seinen Autoren erarbeitet. Als Lehrbeauftragter der Frankfurt School of Finance & Management (http://www.frankfurt-school.de/) bietet Thöne mit seinem Buch eine hervorragende Lernhilfe, die sich von einem Lehrbuch nur durch das Fehlen von Lernzielen, Übungsaufgaben, Merksätzen oder Zusammenfassungen unterscheidet. Das Buch ist lernfreundlich durchstrukturiert und sprachlich auf Kürze und Prägnanz getrimmt.

Mit 23 Autoren aus unterschiedlichen Häusern, insbesondere Anwaltssozietäten und Banken, gelingt es Thöne erstaunlich gut, trotz des divergierenden Hintergrunds seiner Autoren dem Sammelband einen einheitlichen Zuschnitt zu geben. So spürt der Leser schon beim ersten Beitrag über die Grundlagen der Zwangsvollstreckung, dass das Buch schnörkellos zur Sache kommt. Tabellen, Checklisten, Schaubilder, Ablaufdiagramme usw. helfen, sich schnell über Zusammenhänge und Vorgehensweisen zu informieren.

„Gesellschafterhaftung in der Krise“ lautet der Titel eines Beitrags (von Philipp Casse), der nicht nur die konjunkturelle Krise, sondern auch die der rechtlichen Ausgestaltung des Themas erkennen lässt: So wird in der Rechtsprechung noch immer von „Kreditunwürdigkeit“ gesprochen, also ein Dualismus von „kreditwürdig“ oder „kreditunwürdig“ aufgebaut. Kreditunwürdigkeit liegt demnach vor, wenn ein wirtschaftlich vernünftig denkender, außenstehender Dritter keinen Kredit mehr gewährt oder wenn die Gesellschaft am Markt keinen Kredit zu marktüblichen Konditionen mehr erhält.

Die Rechtsprechung klammert hier die Relativität des Bonitätsrisikos, wie es in einem Rating zum Ausdruck kommt, immer noch aus, denn es gibt auch für hochgradig insolvenzgefährdete Unternehmen in den Ratingkategorien CCC, CC oder C durchaus noch „marktübliche“ Konditionen, nur dass diese eben für Kreditnehmer sehr ungünstig sind. Würde sich die Rechtsprechung der Logik des Ratings bedienen, könnte die Frage nach dem Eigenkapitalersatz betriebswirtschaftlich genauer beantwortet werden.

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