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Zwei Fünftel des BIP stammen aus Chinas digitalen Wirtschaft
Von Dr. Oliver Everling | 11.Mai 2023
Beim Stichwort China und digitale Wirtschaft denken viele an chinesische E-Commerce-Riesen wie Alibaba. „Doch die Landschaft ist deutlich vielfältiger und umfasst ein breites Spektrum von Branchen: von Dateninfrastruktur, Halbleitern und Telekommunikationsdiensten über das industrielle Internet der Dinge und intelligente Fertigung bis hin zu Datenmanagement und eben E-Commerce“, schreibt Yanxiu Gu, Produktspezialistin für chinesische Aktien bei ODDO BHF AM, in einem aktuellen Marktkommentar.
Mit einer Milliarde Smartphone-Nutzern und mehr als 1,15 Millionen installierten 5G-Basisstationen ist China die zweitgrößte digitale Wirtschaft der Welt. Zwischen 2016 und 2021 hat sich das Volumen der Digitalwirtschaft in China mehr als verdoppelt und macht inzwischen 40 Prozent des chinesischen BIP aus. Gu zufolge lässt sich der Digitalisierungstrend im Reich der Mitte gut am digitalen Parkleitsystem der 12-Millonen-Metropole Hangzhou veranschaulichen, mit dem das Problem von Parkstaus entschärft wird. Autofahrer können dort für 75 Prozent aller Parkplätze die Anzahl der verfügbaren Parkplätze in Echtzeit abrufen und nach Verlassen des Parkplatzes bezahlen. Landesweit lag die durchschnittliche Wachstumsrate des Smart-Parking-Sektors zwischen 2016 und 2022 bei rund 20 Prozent pro Jahr.
Auch wenn Staatschef Xi Jinping schon länger die Rolle der Digitalisierung für Chinas Entwicklung betont, hat die Initiative „digitales China“ in den westlichen Medien weniger Beachtung gefunden als etwa die „Neue Seidenstraße“. Ende Februar 2023 kündigten das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas und die chinesische Regierung einen Plan für die digitale Entwicklung an, mit dem China dank effizienter digitaler Infrastruktur und „bahnbrechender Innovationen“ bis 2035 zu den digital führenden Nationen der Welt aufsteigen soll. Allein zwischen 2021 und 2025 werden in China rund 1,4 Billionen Euro in Informationsinfrastrukturen wie 5G, Internet der Dinge, industrielles Internet, KI, Cloud Computing, Blockchain, Rechenzentren und Kommunikationsnetze investiert.
Mit dieser Informationsinfrastruktur habe China bereits bemerkenswerte Fortschritte bei der Umsetzung seiner Strategie für ein digitales China erzielt. „Ein Drittel der chinesischen Internetnutzer sind über 5G-Dienste online“, schreibt die Investmentexpertin. Weltweit seien es im Durchschnitt 12,1 Prozent. Schon jetzt zeichnen sich der Expertin zufolge zahlreiche Akteure ab, die vom Digitalisierungstrend in China profitieren und deutliche Kurszuwächse im laufenden Jahr verbuchen konnten. Sie nennt Anbieter von Kommunikationsgeräten, die den rasant steigenden Bedarf an Rechenleistung für sich nutzen können, wie z.B. der Hersteller optischer Module Zhongji Innolight*. Daneben hätten sich Sektoren wie die Unterhaltungsbranche und Anbieter von Industriesoftware, die ihre Profitabilität durch den Einsatz von KI-Technologien steigern könnten, gut entwickelt. Im ersten Quartal 2023 stiegen die Aktienkurse fast aller Unternehmen, die zur Strategie der „digitalen Wirtschaft“ passen, sprunghaft an. „Und das, obwohl einige davon wie China Mobile* oder Halbleiterhersteller AMEC* auf der „Entity List“ der US-Regierung stehen und somit für US-Bürger nicht investierbar sind“, so Yanxiu Gu.
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