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Zwischen Amüsement und Sorge: Volkswirte über Trumps Wirtschaftspolitik

Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2025

Wenn die Meinungen von Donald Trump keine reale Möglichkeit praktischer Einflussnahme mit sich brächten, könnten Volkswirte sie wohl mit einem Schmunzeln quittieren. Doch der Ernst der Lage, den seine Ansätze mit sich bringen, lässt den Humor schnell verschwinden. Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank DONNER & REUSCHEL, sieht in Trumps Wirtschaftspolitik zahlreiche Widersprüche, die die US-Wirtschaft vor erhebliche Herausforderungen stellen könnten.

Trump setzt seit seiner Amtsübernahme auf klare und unverblümte Ansagen. Ausländische Unternehmen, die Waren in die USA exportieren, sollen gezwungen werden, im Inland zu produzieren, andernfalls drohen Strafzölle. Die OPEC wird aufgefordert, für niedrigere Ölpreise zu sorgen. Besonders hartnäckig kritisiert Trump jedoch die US-Notenbank Fed und deren Präsidenten Jerome Powell. Er behauptet, besser zu wissen, auf welchem Niveau die Leitzinsen liegen sollten, und fordert energisch Zinssenkungen.

Diese Forderungen stehen allerdings in deutlichem Widerspruch zu den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Fed wird bei ihrer nächsten Zinssitzung kaum auf Trumps Ansinnen eingehen. Die Markterwartung deutet auf eine abwartende Haltung hin, da sowohl das Wirtschaftswachstum als auch der Inflationsdruck weiterhin hoch sind. Die Inflationsrate lag zuletzt bei 2,9 Prozent und damit deutlich über dem Zielwert von 2 Prozent. Sollte Trumps Wirtschaftspolitik das Wachstum weiter ankurbeln, könnte die Inflation auf hohem Niveau verharren, was Zinssenkungen weiterhin unwahrscheinlich macht.

Auch die Entwicklungen am Markt schaffen Fakten, die Trumps Vorhaben nicht unterstützen. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind seit Sommer 2024 um etwa 100 Basispunkte gestiegen und nähern sich der Marke von 5 Prozent jährlich. Gleichzeitig liegen 30-jährige Hypothekenzinsen aktuell bei über 7 Prozent jährlich. Neben den gestiegenen Inflationserwartungen tragen auch Befürchtungen über die wachsenden US-Staatsschulden aufgrund geplanter Steuersenkungen zu diesen Entwicklungen bei. Das hohe Zinsniveau wirkt bremsend auf die Wirtschaft und dürfte nicht in Trumps Interesse sein.

Die gestiegenen Verbraucherpreise, die wesentlich zur Wahlniederlage der Demokraten im letzten Jahr beitrugen, könnten bei anhaltender oder steigender Inflation auch Trumps politische Position schwächen. Die Forderung, die Wirtschaft zu stimulieren und gleichzeitig Inflation und Zinsen niedrig zu halten, offenbart ein grundlegendes Dilemma. „Gleichzeitig die Wirtschaft anzukurbeln und dabei Inflation und Zinsen niedrig zu halten, wird nicht funktionieren“, erklärt Mumm. Trump wird gezwungen sein, Prioritäten zu setzen, um eine Überhitzung der US-Wirtschaft zu vermeiden. Andernfalls könnten die wirtschaftlichen Folgen seiner Politik schneller sichtbar werden, als ihm lieb ist.

Themen: Aktienrating, Anleiherating, Branchenrating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für Zwischen Amüsement und Sorge: Volkswirte über Trumps Wirtschaftspolitik

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